HC Strache ist begeistert: auf der Suche nach Unterstützung für seinen Russland-Kurs hat er jetzt einen Journalisten vom Kopp-Verlag gefunden. Udo Ulfkotte, der gerade sein jüngstes Buch „Gekaufte Journalisten“ verkauft, hat in HC Strache einen beherzten Fürsprecher gefunden. Hat der Oberblaue eine Ahnung, auf wen er sich da eingelassen hat?
HC ist regelrecht enthusiasmiert: “Ein westlicher Journalist meldet sich mutig zu Wort! Respekt!“, verkündet er seinen Facebook-Fans und präsentiert ihnen zum Beweis ein Video-Interview mit Udo Ulfkotte vom russischen Nachrichtensender Russia Today. Der erklärt dort in dreizehn Minuten unter anderem, dass Journalisten wie er ausgebildet wurden, um zu lügen und zu betrügen. Aha! Dieser Satz erinnert an das Paradoxon von Epimenides, dem Kreter, der sagte, dass alle Kreter lügen.

Was sollen wir uns denken über Ulfkotte, den Journalisten, der sagt, dass alle Journalisten zum Lügen, Betrügen und Manipulieren ausgebildet werden, dass sie von Milliardären und von den USA bestochen werden? Wir versuchen zunächst einmal, uns dem Journalisten biographisch zu nähern. Wikipedia scheint ziemlich vage, wenn man da Genaueres über seine letzten 10 Jahre wissen will. Vorher war Ulfkotte Redakteur bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ). Im Interview mit Russia Today „enthüllt“ Ulfkotte, dass er für die FAZ einen Bericht über Libyen gezeichnet habe, der komplett vom Bundesnachrichtendienst (BND) stammte. Ulfkotte enthüllt damit sich selbst bzw. seine korrupten Praktiken, vermutlich auch die von Wesensverwandten, aber sicher nicht die von allen.
Oder ist er doch ein Aussteiger, einer, der auspacken und abrechnen will, der mit seiner Vergangenheit radikal gebrochen hat? Im Interview mit Russia Today nennt er als sein Motiv den angeblichen Versuch der europäischen und US-Medien, „Krieg zu den Menschen in Europa und nach Russland zu bringen“. Dagegen will er aufstehen und sein Bekenntnis ablegen, so Ulfkotte. Das sagt auch der Strache so ähnlich und setzt sich dann mit dem Alexander Dugin und einem russischen Oligarchen an einen Tisch, die das Eurasien-Projekt über die Unterstützung der prorussischen Separatisten und einen schmutzigen Krieg in der Ukraine vorwärts bringen wollen. Aber das ist wieder eine ganz andere Sache, die mit dem mutigen Journalisten Ulfkotte nichts zu tun hat – oder doch?
Auf seiner Homepage, auf der er in erster Linie seine Bücher bewirbt, präsentiert sich ein anderer Ulfkotte. Da ist nicht die Rede von einem Aussteiger, sondern da zeigt Ulfkotte stolz seine Verbindungen zu einem Establishment, mit dem er doch angeblich gebrochen hat:
„Ulfkotte ist Fellow des Marshall Memorial Fund der Vereinigten Staaten. Er war Mitglied im Planungsstab der Konrad-Adenauer-Stiftung…….Seit 2008 unterrichtet er an einer kalifornischen Universität Konkurrenzbeobachtung, Abwehr von Wirtschaftsspionage, Mergers & Acquisitions sowie Wirtschaftsethik“.

Na gut, wir haben den Lebenslauf gekürzt – uns reichen die zitierten Ausschnitte schon! Im Russia Today-Interview beklagt Ulfkotte nämlich, dass „alle Journalisten der wirklich respektierten und renommierten großen deutschen Zeitungen, Magazine, Radio- und Fernsehstationen …Mitglieder oder Gäste dieser großen transatlantischen Organisationen“ sind, in denen man auf den proamerikanischen Kurs getrimmt wird. Der Marshall Memorial Fund, dessen“ Fellow“ Ulfkotte angeblich ist, ist so eine Organisation, die die transatlantischen Beziehungen stärken will. Was macht Ulfkotte dort?
Das haben sich auch jene Neugierigen gefragt, die wissen wollten, ob Ulfkotte wirklich an einer kalifornischen Universität das unterrichtet, was er auf seiner Homepage angibt. Die private Olivet-University, die von wikipedia als evangelikal – presbyterianisch und „vom Pietismus geprägt“ beschrieben wird, verweigert in ihrer Suchfunktion jeden Hinweis auf Ulfkotte. Die Internet- Recherche ergibt wenig Schmeichelhaftes über Udos universitäre Karriere, es sei denn, Referate in einer Bibelschule zählen auch dazu.

Die Einblicke in den Lebenslauf von Ulfkotte geben nicht unbedingt Anlass dafür, irgendeine Form des Vertrauens in seine Aussagen zu entwickeln – es sei denn, man will inbrünstig glauben – so wie Strache und dessen Fans. Ulfkotte selbst sieht sich als Spezialist in Sachen Glauben. In den letzten Jahren ist er eigentlich durch seine „Islam-Kritik“ einer spezifischen Öffentlichkeit und damit wohl auch Strache bekannt geworden. Wobei: was hat der folgende Satz mit Islam-Kritik zu tun: „Wir müssen die Heuschrecken der Migrations- und Integrationsindustrie mitsamt ihren gefräßigen Mitessern auf strengste Diät setzen und sie so schnell wie möglich und auf Dauer loswerden“ (Ulfkotte, Kein Schwarz. Kein Rot. Kein Gold,p.319) – Blanke rassistische Hetze ist das!
Den „Islamkritiker“ Ulfkotte hatten auch wir schon auf dem Radar, als er 2013 für den „Galaxiengesundheitsrat vom Königreich Wedenland“ und in der Folge für einige FPÖ-Ortsorganisationen die Blaupause für Verhetzung lieferte.
Der deutsche Journalist Stefan Niggemeier hat Ulfkotte unmittelbar beim Lügen (und Hetzen!) erwischt und dazu einen detaillierten Beitrag verfasst: “So lügt Udo Ulfkotte“.
Strache ficht das natürlich nicht an. Hauptsache, er hat einen, dem er glauben will. Der Satz von Epimenides bzw. Ulfkotte stimmt doch, oder ?
Für die nähere Beschäftigung mit Ulfkotte: