Anfang der Vorwoche setzte Berivan Aslan eine Twitter-Meldung auf Türkisch ab, gerichtet an Unterstützer des IS.
In der Übersetzung: “Den Islamischen Staat (IS) zu unterstützen bedeutet auch, in die Vergewaltigungen der entführten und versklavten Frauen und Mädchen einzuwilligen. Wo bleibt Eure Ehre?“
Die dümmliche und bezeichnende Antwort lieferte kurz darauf ein Mann namens „Zelluha“ ab: „Erst wenn Du das Schwert des Islamischen Staates im Nacken spürst, wirst du wissen, was Ehre bedeutet“.
Worauf Berivan Aslan antwortete: „Im Krieg wissen wir Frauen, wie man Leben rettet und nicht, wie man tötet. Das Töten gehört Euch!“.
Wir haben Berivan Aslan zu den Drohungen gegen sie schriftlich befragt.
SDR: Bist Du schon früher einmal bedroht worden?
BA: Ja, öfters, ich bin schließlich seit meinem 5. Lebensjahr auf Demos :). Das letzte Mal bei der Nationalratswahl, da war ich die Zielscheibe der türkischen rechtsextremen Szene, die nicht damit leben konnte, dass ich mich medial als Kurdin deklarierte und den kurdischen Namen „Berivan” trage.
SDR: Was sind Deiner Meinung nach die Gründe, warum sich Rechtsextreme und Islamisten an Dir reiben, Dich bedrohen?
BA: Ich bin ein perfektes Feindbild für die : als Gesellschaftskritikerin, Feministin, Antirassistin. Ich bin nicht religiös, entspreche mit Kleidung und Lebensweise in keiner Weise den Moral- und Wertvorstellungen der radikalen Islamisten.
Türkische Rechtsextreme reiben sich an mir, weil ich qualifiziert und selbstständig bin, eine „Bergtürkin“, die sich offen als Kurdin deklariert und für Lesben- und Schwulenrechte eintritt. Ich sehe mich als „alpine Kurdin“ im Sinne einer kurdischstämmigen Tirolerin, die sich hier beheimatet fühlt. Für die rechtsextremen Türken bin ich da ein ganz schlechtes Vorbild für die Jugend.
Rechtsextreme Österreicher sehen mich als „Ausländerin“, Türkin und Muslimin, als Linke und Antirassistin und stoßen sich deshalb an mir.
SDR: Wie gehst du mit den Drohungen um?
BA: Ich bin so erzogen worden, dass ich aufgrund meiner politischen Überzeugung auf vieles verzichten kann. Faustregel: nutze deine Möglichkeiten und Rahmenbedingungen aus, für Menschen die das nicht können! Aus diesem Grund stelle ich meine Emotionen weg, damit ich meine Politik machen kann. Ich habe mir außerdem einige Verhaltensregeln zurechtgelegt für den Fall gefährlicher Drohungen.