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Wien: AMS-Mitarbeiter hetzt

Der „Kurier“ berich­te­te in der Vor­wo­che über ein Flücht­lings­dra­ma, das sich vor der zyprio­ti­schen Küs­te ereig­ne­te und bei dem 350 Men­schen durch ein Kreuz­fahrt­schiff auf­ge­nom­men und nach Zypern gebracht wur­den. Weil die Flücht­lin­ge aber nach Ita­li­en woll­ten, wur­den sie in den Kom­men­tar­spal­ten des „Kurier“ gna­den­los ver­ur­teilt. Mit dabei: ein AMS-Mit­ar­­bei­­ter mit einem Ver­nich­tungs­pos­ting. Der Beitrag […]

30. Sep 2014

Der Bei­trag des „Kurier“ („Poli­zei zwingt Boots­flücht­lin­ge von Bord“) ist noch immer online — auch die meis­ten Kom­men­ta­re. Das Hass- Pos­ting des AMS-Mit­ar­bei­ters wur­de gelöscht. Es hat­te fol­gen­den Inhalt: „Wür­de der afri­ka­ni­sche Kon­ti­nent schnel­ler unter­ge­hen, hät­ten wir auch kein Pro­blem mit den Flücht­lin­gen! Atom­bom­ben sind ja schon erfunden!“

Der „Kurier“ kon­fron­tier­te das AMS Wien mit dem Pos­ting des Mit­ar­bei­ters. Dort reagier­te man mit die­ser Stel­lung­nah­me: „Wir sind ehr­lich bestürzt. Die­ses Pos­ting wird per­so­nal­recht­li­che Kon­se­quen­zen nach sich zie­hen. Wel­che das sein wer­den, ist zu früh zu sagen – dass eine sol­che Welt­an­schau­ung im AMS nicht gedul­det wird, ist ganz klar.“ (Kurier, 30.9.2014) Die Reak­ti­on des AMS ist sehr klar und ein­deu­tig – es will auch noch erhe­ben, ob der Mann in ande­ren Foren ähn­li­che Äuße­run­gen getä­tigt haben.

Der Ursprungs­bei­trag des „Kurier“ ist eine schlecht zusam­men­ge­bas­tel­te Agen­tur­mel­dung. In ihr darf der Spre­cher des Kreuz­fahrt­be­trei­bers, des­sen Schiff die Flücht­lin­ge auf­ge­nom­men hat, über die angeb­lich undank­ba­ren Flücht­lin­ge jam­mern: „Das ist das Dan­ke­schön. Wir haben sie geret­tet, gefüt­tert und jetzt wol­len sie das Schiff nicht ver­las­sen. Wir wer­den rui­niert.“ Das Elend der Flücht­lin­ge, die meh­re­re Tage auf einem voll­kom­men über­la­de­nen Fischer­boot bei stür­mi­scher See über das Mit­tel­meer trie­ben, ihre guten (oder auch fal­schen) Grün­de, auf Ita­li­en als Ziel­land zu bestehen, spiel­ten in dem Bei­trag über­haupt kei­ne Rol­le – Flücht­lin­ge kamen nicht zu Wort. Nur der Spre­cher der Kreuz­fahr­tree­de­rei durf­te den Ver­lust von angeb­lich eini­gen Hun­dert­tau­send Euro bewei­nen, der durch den Aus­fall einer Kreuz­fahrt ent­stan­den sei.

Schon der „Kurier“-Beitrag ist ein Teil des Pro­blems, das sich dann nicht nur in dem Hass-Pos­ting des AMS-Mit­ar­bei­ters, son­dern auch in etli­chen igno­ran­ten und zyni­schen Kom­men­ta­ren ande­rer fort­setzt. Aus völ­lig ver­zwei­fel­ten Flücht­lin­gen, die vor einem abso­lut mör­de­ri­schen Bür­ger­krieg flie­hen und mit der Über­fahrt ihr Leben ris­kie­ren, wer­den durch die gif­ti­ge Bot­schaft des Ree­de­rei­spre­chers undank­ba­re, nur auf ihren Eigen­nutz bedach­te Stö­ren­frie­de: „Wöl­fe im Schafs­pelz“, wer­den sie vom Pos­ter „List E” genannt, wäh­rend sich „Peter Spit­zen­steu­er­zah­ler” für den nächs­ten Funk­not­spruch wünscht: “Das nächs­te mal wer­den sie den Funk eben über­hö­ren.“ Gert Pich­ler denkt ähn­lich: „Wenn sie nach Ita­li­en wol­len, kön­nen sie ja hinüberschwimmen.“


Der „Kurier“- Bei­trag ist ein Teil des Problems

Die meis­ten Pos­ter sind wie Paul Wag­ner der Mei­nung, dass die Flücht­lin­ge in die Län­der wol­len, „wo es alles Gra­tis gibt wie Öster­reich, wo die Sozia­len Gel­der flie­ßen, ohne etwas dafür zu tun. Dafür zah­len sich jene die flei­ßig schaf­fen dumm und dämlich.“

Die­se dümm­li­chen bzw. zyni­schen Kom­men­ta­re fin­den sich nach wie vor unkom­men­tiert unter einem Bei­trag, der gera­de­zu zu Vor­ur­tei­len ein­lädt. „Hass-Pos­ting mit Kon­se­quen­zen“, titelt der „Kurier“ sei­nen Bei­trag über den AMS-Mit­ar­bei­ter. Die wären auch nicht schlecht für den „Kurier“-Bericht über die Boots­flücht­lin­ge und die and­ren Hass-Postings.

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