Am 14. Juli bleibt kein Auge und schon gar kein Bundeszierbrunnen trocken. An diesem Tag trudeln nämlich spätestens die Antworten zu den Anfragen ein, die Belakowitsch-Jenewein an die diversen, für Bundes-Zierbrunnen verantwortlichen Minister gestellt hat.
Der FPÖ gehe es nicht nur darum, dass „altes Volksbrauchtum“ durch das Entwenden der Geldstücke zerstört wird, sondern auch „der Tatbestand des Diebstahls oder der Unterschlagung begangen wird“ – und zwar durch „vor allem organisierte Banden“ (Anfrage BMI). Und weil Belakowitsch-Jenewein vermutet, dass es sich dabei um „Mitglieder organisierter Bettlerbanden“ handelt, will sie natürlich auch die Nationalität der „angezeigten Personen“ wissen.
Die schleichende Zerstörung des „alten Volksbrauchtums“ sieht die FPÖ vor allem dadurch gegeben, dass „immer weniger Touristen Geld in die Brunnen werfen“. Na klar, da steigen organisierte Banden in die Zierbrunnen und entwenden massig Geldstücke, vermutlich nicht nur vor den hilflosen Augen freiheitlicher Funktionäre, sondern auch entsetzter Touristen, was natürlich beim „Werfen von Münzen in Zierbrunnen, um Glück, Wohlstand oder Gesundheit zu erhalten oder wiederzuerlangen“ demotiviert.
Vom Innenministerium will die FPÖ-Abgeordnete jedenfalls wissen, wie viele Anzeigen wegen Münzdiebstahls und Unterschlagung von Münzen es seit 2008 gab, natürlich „aufgeschlüsselt nach Bundesländern, Brunnen und Jahren“. Auch über die Höhe der jeweiligen Beute will die FPÖ informiert werden.
Vom Justizministerium will sie alles über die erfolgten Verurteilungen wissen. Aus der Art der Fragestellung und ihrem Drang zur Detaillierung können wir schließen, dass es sich bei den Diebstählen aus Zierbrunnen um ein gewaltiges, aber bislang weitgehend unerkanntes Problem der organisierten Kriminalität handelt.
Mit den beiden für die Verwaltung von Bundeszierbrunnen zuständigen Ministern für Wirtschaft (Mittlerlehner) und Landwirtschaft (Rupprechter) geht die FPÖ-Abgeordnete etwas schärfer ins Gericht. Zu Recht, wie wir meinen, denn schließlich haben die beiden Zierbrunnenminister den organisierten Abfluss von Münzen und Brauchtum ganz offensichtlich nicht verhindert. Deshalb sind die Fragen an sie besonders exakt ausgefallen. Nicht nur die Anzahl der Bundeszierbrunnen, sondern auch Standort und Namen sowie die durchschnittlichen jährlichen Summen der Münzen in den einzelnen Brunnen seit dem Jahr 2000 (!) will die FPÖ wissen. Da tut sich allerdings eine gewaltige Lücke auf, die sicher noch Stoff für Nachfragen liefert, denn in den Anfragen an Justiz- und Innenministerium wollen die Freiheitlichen nur über die Münzdiebstähle seit 2008 Auskunft haben. Hängt das vielleicht damit zusammen, dass zwischen 2000 und 2006 die Blauen in der Regierung ein waches Auge auf die Münzen in den Zierbrunnen geworfen haben?
Jedenfalls sollen die beiden schwarzen Zierbrunnenminister auch die folgenden Fragen beantworten: „Wer genau hat diese Münzen gesammelt bzw. gezählt?“ und „Ist Baden in den Zierbrunnen erlaubt?”
Während sich der schwarze Wirtschaftsminister bisher mit den Antworten geziert hat, was ein deutliches Indiz dafür ist, dass er das Brauchtum, die organisierte Kriminalität und die Zierbrunnen nicht ernst genug nimmt, hat der schwarze Landwirtschaftsminister bereits geantwortet und seine Verantwortung für zwei Bundes-Zierbrunnen mangelhaft einbekannt. Der Brunnen 07 im Belvedere Wien (auch Muschelbrunnen genannt) habe durchschnittlich nur 10 Euro jährlich abgeworfen, während aus dem Springbrunnen im Hofgarten Innsbruck (Froschköniginbrunnen) jährlich 300 Euro legal abgefischt und dienststellenintern sozialen Zwecken zugeführt werden.
Der angegebene jährliche Durchschnitt lässt leider keine genauen Rückschlüsse auf das Verhalten der organisierten Banden an den Zierbrunnen zu. Möglicherweise haben die organisierten Banden in Westösterreich überrissen, dass es für ihr brauchtumswidriges Treiben günstiger ist, einen hohen Restbestand an Münzen im Bundeszierbrunnen zu belassen, weil so die braven Touristen eher motiviert sind, ihre Restmünzen in den Bundeszierbrunnen zu entsorgen, während die Banden in Ostösterreich in ihrer Gier fast alles bis auf zehn Euro jährlich abfischen. Es könnte allerdings auch so sein, dass die Personen, die die Münzen sammeln und in der Anfragebeantwortung bezeichnenderweise nicht namentlich angeführt wurden, nämlich der „jeweilige Betriebsrat der Bundesgärten“, auch ein bisschen im trüben Wasser der Bundeszierbrunnen mitgefischt haben und mit den organisierten Banden unter einer Decke stecken.
Baden (Antwort zu Frage 8) ist in den Bundeszierbrunnen von Rupprechter nicht erlaubt – das zumindest ist eine klare Ansage an alle jene Mitglieder von organisierten Banden, die ihr schändliches Treiben mit vermeintlicher körperlicher Ertüchtigung tarnen: nicht im Froschköniginbrunnen!
Insgesamt hat sich die FPÖ mit dieser Anfrageserie um das Volksvermögen, das seit Jahren schleichend den Bundeszierbrunnen entzogen wird, sehr verdient gemacht und hält die Bürokratie ordentlich auf Trab. Es wird immer klarer, dass diese Partei die einzige ist, die die brennenden Lebensfragen aufgreift. Nur bei den Lösungen für die Bundeszierbrunnen ist sie noch etwas brustschwach: Wie wär’s mit spontan gebildeten Zierbrunnenwehren und ‑wärtern bis zu dem Zeitpunkt, wo Strache die Zierbrunnen übernimmt?
Anfrage Innenministerium
http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/J/J_01473/fnameorig_349963.html
Ein altes Volksbrauchtum, nämlich das Werfen von Münzen in Zierbrunnen, um Glück, Wohlstand oder Gesundheit zu erhalten oder wiederzuerlangen, ist in weiten Teilen Europas sehr verbreitet, so auch in Österreich. Aus rechtlicher Sicht gehen die Münzen am Brunnenboden in den Besitz des Brunnenbesitzers bzw. Erhalters über. Seit einigen Jahren mehren sich Beschwerden darüber, dass vor allem organisierte Banden in die Zierbrunnen steigen und die Geldstücke entwenden. Damit wird nicht nur das Brauchtum zerstört, da immer weniger Touristen Geld in die Brunnen werfen, auch der Tatbestand des Diebstahls oder der Unterschlagung wird begangen.
Anfrage BMJ
http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/J/J_01472/fnameorig_349979.html
1. Wie viele Verurteilungen wegen Münzdiebstahl aus Brunnen gab es seit 2008 (aufgeschlüsselt nach Bundesländern, Brunnen und Jahren)?
2. Wie viele Verurteilungen wegen Unterschlagung von Münzen aus Brunnen gab es seit 2008 (aufgeschlüsselt nach Bundesländern, Brunnen und Jahren)?
3. Gab es Anzeichen darauf, dass die verurteilten Personen Mitglieder organisierter Bettlerbanden waren?
4. Welche Nationalität haben die verurteilten Personen?
Anfrage BMWFW (Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft)
http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/J/J_01475/fnameorig_349978.html
1. Wie viele Brunnen stehen im Eigentum der Republik?
2. Um welche Brunnen (Name, Standort) handelt es sich?
3. In wie viele dieser Brunnen werden regelmäßig Münzen geworfen?
4. Wie hoch waren die durchschnittlichen Summen der einzelnen Brunnen seit dem Jahr 2000?
5. Wer genau hat diese Münzen gesammelt bzw. gezählt?
6. Wofür wurde dieses Geld verwendet?
7. Befinden sich auf den Bundesbrunnen Hinweisschilder, dass die Entnahme von Münzen verboten ist?
8. Ist Baden in den Zierbrunnen erlaubt?