Dass die Kornblume („die blaue Blume“) auch in der deutschen Romantik des 19. Jahrhunderts Verwendung fand, ist eine gern gebrauchte Ausrede. Hier interessiert sie uns als politisches Symbol und als solches tauchte sie in Österreich um 1880 als Erkennungszeichen der Bewegung des rabiaten Antisemiten Georg von Schönerer auf. In Schönerers großdeutscher Partei Alldeutsche Vereinigung sah man die Kornblume als „Symbol der deutschen Treue“ an. Ihre Verwendung wurde deshalb von den Behörden der österreichischen Monarchie auch zeitweise unter Strafandrohung gestellt. Nach dem Verbot der Nationalsozialisten 1933 wurde die Kornblume – als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz – das Symbol und Erkennungszeichen der illegalen Nazis in Österreich.
Kornblume im Abzeichen des Alldeutschen Vereins „Schönerer“
Nach 1945 tauchte die historisch belastete Kornblume daher nicht zufällig als Symbol des deutschnationalen Lagers in Österreich wieder auf.
1993 schrieb der antifaschistische Autor Wolfgang Purtscheller über die neonazistische Arbeitsgemeinschaft für Politik (AFP):
Im Programm der Politischen Akademie der AFP steht (…) unter Punkt 15 mit schöner Regelmäßigkeit folgender Satz nachzulesen: „Andere werfen ihre Symbole über Bord – wir wollen sie pflegen. Wir bitten jeden Teilnehmer, sich am Büchertisch eine Kornblume zu besorgen und zu tragen!” (…) Insider wissen aber, daß besagte Kornblume vor dem ‘Anschluß’ das geheime Erkennungszeichen (…) der illegalen österreichischen NSDAP (war).
Auch der neonazistische Bund freier Jugend (BfJ), ein Ableger der AFP, verwendete die Kornblume als Symbol:
Dass die Kornblume – eine unschuldige Ackerpflanze – in anderen Ländern bzw. in der Romantik auch Verwendung gefunden hat bzw. findet, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie hierzulande in einem eindeutigen Kontext gebraucht wurde und wird. Das Hakenkreuz hatte als Swastika ursprünglich auch eine andere Bedeutung.
Dank der FPÖ hat das politische Symbol Kornblume, das einstige Zeichen der illegalen Nazis, Deutschnationalen und Antisemiten, neuerlich Einzug ins Parlament gehalten.
Bildquelle: oe24.at
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