Lesezeit: 2 Minuten

Die blaue Kornblume – schwerst belastetes politisches Symbol

Nur in einem Neben­satz erwähn­ten die meis­ten Medi­en anläss­lich der Ange­lo­bung des neu­en Natio­nal­rats, dass sich die FPÖ-Abge­­or­d­­ne­­ten mit Korn­blu­men schmück­ten. Gab es 2006 und 2008 noch Auf­re­gung dar­über, the­ma­ti­sier­ten dies­mal nur noch weni­ge Medi­en das frag­wür­di­ge Ritu­al der FPÖ. Dass die Korn­blu­me („die blaue Blu­me“) auch in der deut­schen Roman­tik des 19. Jahr­hun­derts Verwendung […]

3. Nov 2013

Dass die Korn­blu­me („die blaue Blu­me“) auch in der deut­schen Roman­tik des 19. Jahr­hun­derts Ver­wen­dung fand, ist eine gern gebrauch­te Aus­re­de. Hier inter­es­siert sie uns als poli­ti­sches Sym­bol und als sol­ches tauch­te sie in Öster­reich um 1880 als Erken­nungs­zei­chen der Bewe­gung des rabia­ten Anti­se­mi­ten Georg von Schö­ne­rer auf. In Schö­ne­rers groß­deut­scher Par­tei All­deut­sche Ver­ei­ni­gung sah man die Korn­blu­me als „Sym­bol der deut­schen Treue“ an. Ihre Ver­wen­dung wur­de des­halb von den Behör­den der öster­rei­chi­schen Mon­ar­chie auch zeit­wei­se unter Straf­an­dro­hung gestellt. Nach dem Ver­bot der Natio­nal­so­zia­lis­ten 1933 wur­de die Korn­blu­me – als Ersatz für das ver­bo­te­ne Haken­kreuz – das Sym­bol und Erken­nungs­zei­chen der ille­ga­len Nazis in Österreich.


Korn­blu­me im Abzei­chen des All­deut­schen Ver­eins „Schö­ne­rer“

Nach 1945 tauch­te die his­to­risch belas­te­te Korn­blu­me daher nicht zufäl­lig als Sym­bol des deutsch­na­tio­na­len Lagers in Öster­reich wie­der auf.

1993 schrieb der anti­fa­schis­ti­sche Autor Wolf­gang Purtschel­ler über die neo­na­zis­ti­sche Arbeits­ge­mein­schaft für Poli­tik (AFP):

Im Pro­gramm der Poli­ti­schen Aka­de­mie der AFP steht (…) unter Punkt 15 mit schö­ner Regel­mä­ßig­keit fol­gen­der Satz nach­zu­le­sen: „Ande­re wer­fen ihre Sym­bo­le über Bord – wir wol­len sie pfle­gen. Wir bit­ten jeden Teil­neh­mer, sich am Bücher­tisch eine Korn­blu­me zu besor­gen und zu tra­gen!” (…) Insi­der wis­sen aber, daß besag­te Korn­blu­me vor dem ‘Anschluß’ das gehei­me Erken­nungs­zei­chen (…) der ille­ga­len öster­rei­chi­schen NSDAP (war).

Auch der neo­na­zis­ti­sche Bund frei­er Jugend (BfJ), ein Able­ger der AFP, ver­wen­de­te die Korn­blu­me als Symbol:

Dass die Korn­blu­me – eine unschul­di­ge Acker­pflan­ze – in ande­ren Län­dern bzw. in der Roman­tik auch Ver­wen­dung gefun­den hat bzw. fin­det, kann nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass sie hier­zu­lan­de in einem ein­deu­ti­gen Kon­text gebraucht wur­de und wird. Das Haken­kreuz hat­te als Swas­tika ursprüng­lich auch eine ande­re Bedeutung.

Dank der FPÖ hat das poli­ti­sche Sym­bol Korn­blu­me, das eins­ti­ge Zei­chen der ille­ga­len Nazis, Deutsch­na­tio­na­len und Anti­se­mi­ten, neu­er­lich Ein­zug ins Par­la­ment gehalten.


Bild­quel­le: oe24.at

Zur Lek­tü­re emp­foh­len: Korn­blu­men (PDF)

Keine Beiträge mehr verpassen: Email-Benachrichtigung aktivieren
abgelegt unter: Dokumentation
Schlagwörter: AFP/BfJ | FPÖ | Nationalsozialismus | Wien |