Am 6. April demolierte eine Gruppe Jugendlicher im Vorbeigehen ein Fenster und ein Elektrogerät des Hauses einer türkischen Familie in Pians. Pians ist eine sehr kleine Gemeinde mit 800 EinwohnerInnen im Bezirk Landeck – da kennt jeder jeden, auch die wenigen TürkInnen, die in der Gemeinde wohnen.
Die Jugendlichen hatten vorher im privaten Kreis „vorgeglüht“, bevor sie sich auf den Weg machten, um eine Veranstaltung zu besuchen. Als sie das Haus der türkischen Familie passierten, kam es zu der Attacke. Spontan? Oder weil die Jugendlichen wussten, wer in dem Haus wohnte? Die Familie im Haus, darunter drei Kinder, waren beunruhigt. Der Familienvater (47) und der Untermieter, der nach einem Arbeitsunfall körperlich schwer behindert ist, beschlossen nachzuschauen, was da auf der Straße los ist.
Als die Jugendlichen die beiden Erwachsenen bemerkten, liefen sie zunächst davon – die beiden Männer folgten ihnen. In der Nähe des Gemeindesaales trafen sie auf die Jugendlichen: „Wir wollten nur mit den Jugendlichen reden und sie fragen, warum sie unsere Sachen beschädigt haben und was sie von uns wollen“, erklärt der 47-jährige Hausbesitzer der Oberländer Rundschau. Als Reaktion schlugen drei Burschen auf den behinderten Untermieter ein, der später dann mit einem Oberkiefer‑, Unterkiefer- und Daumenbruch sowie blutenden Verletzungen an beiden Knien ins Landeskrankenhaus Innsbruck eingeliefert werden musste.
„Ich habe gebeten, den Mann nicht zu schlagen, er ist ja krank und behindert. Das hat nichts genutzt. Sie haben doch auf ihn eingeschlagen“, erzählt der Hausbesitzer der Zeitung. Er selbst wurde daraufhin von einem der Burschen festgehalten und von einem zweitem krankenstandreif geschlagen. Resultat: stark schmerzende Prellungen an Kopf und Steißbein und mehrere Wochen Krankenstand.
Die Jugendlichen flüchteten mit einem Taxi, wurden aber von der herbeigerufenen Polizei rasch ausfindig gemacht. Der Polizeibeamte, der mit den Ermittlungen beauftragt ist, erklärte auf die Frage nach dem Motiv der Attacken der Oberländer Rundschau: „Aus den Befragungen der Hauptbeschuldigten kann nicht die Vermutung abgeleitet werden, dass die Handlung der Jugendlichen rassistisch und fremdenfeindlich motiviert ist.“ In einem merkwürdigen Nachsatz fügte er hinzu, dass die beiden Gewaltopfer in Pians noch nie aufgefallen waren.
Die tatsächlichen Motive der Jugendlichen, die zuerst das Haus einer „unauffälligen“ türkischen Familie attackierten und dann die zwei Erwachsenen schwer verletzten, werden so vermutlich in ihrer auffälligen teilweisen Alkoholisierung und dem unauffälligen Alltagsrassismus untergehen: A b‘soffene Gschicht“ halt – solche gibt es ja viele …