Freiheitliches Brustwarzen-Piercing und Porno-Mails

Für die FPÖ-Frauen­sprecherin Car­men Gartel­gru­ber sind die Vor­würfe gegen den FPÖ-Abge­ord­neten Chris­t­ian Lausch längst „eingestellt und gek­lärt“, es han­dle sich um eine „Schmutzkü­belkam­pagne“. Was der „Fal­ter“ unter dem Titel „Die Beschw­erde der Wär­terin­nen“ berichtet und mit­tler­weile auch mit Doku­menten unter­mauert, deutet allerd­ings auf einen größeren Jus­tizskan­dal hin.

Die aktuellen Vor­würfe betr­e­f­fen den Ver­dacht mas­siv­er Kor­rup­tion in der Jus­ti­zanstalt Josef­s­tadt, der vor mehr als sechs Monat­en angezeigt, bis heute aber von der Staat­san­waltschaft Wien nicht ver­fol­gt wurde: „Die Gefäng­nisver­wal­tung leit­ete ihre Anzeige an die Staat­san­waltschaft Wien weit­er. Doch die Anklage­be­hörde unter­ließ wichtige Ermit­tlungss­chritte: Es gab bis jet­zt keine Tele­fonüberwachung, keine Obser­va­tion. Nicht ein­mal die Ein­ver­nahme eines der Hauptbeschuldigten ord­nete die Anklage­be­hörde an.“ (Fal­ter Nr. 12/ 2013)

Die Vor­würfe, die den FPÖ-Abge­ord­neten Chris­t­ian Lausch betr­e­f­fen, der Jus­tizwachebeamter und frei­heitlich­er Per­son­alvertreter ist, gehen bis in das Jahr 2003 zurück. Mehrere Jus­tizwachebeamtin­nen schilderten in Sachver­halts­darstel­lun­gen sex­uelle Über­griffe, die sie Chris­t­ian Lausch, damals Grup­penin­spek­tor in der Jus­ti­zanstalt Josef­s­tadt, zuord­neten: Porno-Mails, Po-Grap­schereien, Ein­ladun­gen in Swinger-Klubs, Fotos mit einem Brust­warzen-Pierc­ing usw. Gegenüber dem „Fal­ter“ bestätigt Lausch sein Brust­warzen-Pierc­ing, bestre­it­et aber die Vor­würfe gegen ihn mit einem beze­ich­nen­den Satz: „Die Vor­würfe kom­men doch nur von böswilli­gen Frauen, die was Kar­riere machen wollen.“

Strafrechtlich kön­nen die Vor­würfe heute nicht mehr ver­fol­gt wer­den. Im Jahr 2005 scheit­erte eine diszi­pli­nar­rechtliche Aufk­lärung am frei­heitlich geführten Jus­tizmin­is­teri­um bzw. dessen Diszi­pli­narkom­mis­sion. Der „Fal­ter“ über die Reak­tion des Jus­tizmin­is­teri­ums auf die Vor­würfe der Frauen:

Die Frauen wur­den kom­plett im Stich gelassen. Die Diszi­pli­narkom­mis­sion des Jus­tizmin­is­teri­ums hat­te zwar am 17. Novem­ber 2005 einen Bescheid erlassen, dass die Vor­würfe so mas­siv seien, dass eine mündliche Ver­hand­lung von­nöten sei. Doch der Bescheid wurde erst am 27. März 2006, also vier Monate später, zugestellt. Angenehmer Neben­ef­fekt: Der Fall ver­jährte. Im Hin­ter­grund soll eine AUF-Mitar­bei­t­erin als Sekretärin die Strip­pen gezo­gen haben. Zufall? „Nein“, glaubt ein mit der Sache ver­trauter Spitzen­beamter, „da wurde der Gesin­nungsgenosse geschont.

FPÖ-Parte­ichef Stra­che sieht die Sache ähn­lich wie die FPÖ-Frauen­sprecherin und spricht davon, dass „gegen einen erfol­gre­ichen frei­heitlichen Per­son­alvertreter“ denun­ziert werde. Nation­al­rat­spräsi­dentin Pram­mer will hinge­gen eine rasche Klärung der Vor­würfe gegen Lausch und das Jus­tizmin­is­teri­um, die Grü­nen fordern den Rück­tritt von Lausch.

Und was sagt Lausch, der sich gerne und häu­fig zu Sex­u­alde­lik­ten äußert? In der Debat­te um die Fußfes­sel für Sex­u­altäter war er der Mei­n­ung, dass „mit dem lei­di­gen Herumlavieren“ die Opfer ver­höh­nt wür­den. Da hat er Recht!