Frei.wild Absage WFF Festival
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Wir veröffentlichen eine Einschätzung von N.N. zu Frei.Wild und geben Tipps zur weiteren Lektüre.
Meine Einschätzung: zuerst muss man klar differenzieren. Man muss kein Neonazi sein, um Rechtspopulist und Nationalist oder sogar rechtsextrem zu sein. die Rechtsextremismusforschung hat hier klare Definitionen geschaffen. Ich verwehre mich deswegen dagegen, all diese Begriffe in einen Topf zu werfen.
Das Thema Südtirol ist ein schwieriges und lange in die Vergangenheit zurückreichendes. Fakt ist: wer vom „Volkssterben” der deutschsprachigen Minderheit in Südtirol singt, muss sich die Kritik eines völkischen Nationalismus schlicht und ergreifend gefallen lassen.
„Frei.Wild”, Bildquelle: endstation-rechts.de
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Sieht man sich Textzeilen an wie „Südtirol, deinen Brüdern entrissen, schreit es hinaus, lasst es alle wissen, Südtirol, du bist noch nicht verlor’n, in der Hölle sollen deine Feinde schmor’n”, so denke ich schon, dass hier ein zumindest rechtspopulistisches Gedankengut transportiert und bedient wird, das sich traditionell fast ausschließlich innerhalb der politischen Südtiroler und österreichischen äußersten Rechten findet. Sieht man sich den Hintergrund des Frontmannes von Frei.Wild an, der zwar aus der Südtiroler FPÖ ausgetreten ist, aber sich gleichzeitig zu den Inhalten ihres Parteiprogramms bekennt, so sehe ich keinen Anlass, Frei.Wild zu glauben, dass sie sich eindeutig vom Rechtsextremismus distanzieren. Der Autor Hans Henning Scharsach hat übrigens ein Buch herausgegeben, wo er anhand von Medienanalysen sowie Polizeiakten die Verbindung der FPÖ zu Rechtsextremen und Neonazis (u.a. Gottfried Küssel und Horst Jakob Rosenkranz) nachzeichnet und damit auch eindeutig beweist. Soviel zum Standort der FPÖ.
Sind Frei.Wild Neonazis? Soweit ich anhand ihrer Liedtexte und ihres Auftretens nach außen (also das, was man „beweisen” kann) eine Einschätzung geben kann, würde ich sagen, dass sie sich zumindest nicht als Neonazis gerieren (was sich hinter verschlossenen Türen abspielt, kann man schlecht beweisen).
Frei.Wild KOnzerntankündigung in Kufstein/Ebbs
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Sind sie rechtsextrem? Naja, sie verwenden zumindest Begriffe, die aus dem rechtsextremen, völkisch-nationalen Milieu stammen.
Sind alle Frei.Wild- Fans rechtsextrem? Natürlich nicht! Dieser Vorwurf, der voraussetzt, alle über einen Kamm zu scheren, ist schlicht und ergreifend nicht haltbar. Ich würde mir nur wünschen, dass so manche, die jetzt den abwehrenden Beißreflex an den Tag legen, mal das Hirn einschalten und sich Frei.Wild in einem politisch-historisch-ideologischen Kontext anschauen. Fazit: Frei.Wild verwenden nationalistische Thematiken, befeuern damit völkisches Denken und beschimpfen Kritiker reflexartig als „Hohlköpfe”. Von ihrer Agitation her passen sie — hält man sich in der Analyse nüchtern an die Definitionsvorgaben — aber definitiv ins äußerst rechte Milieu.
Ein ausgezeichnetes und umfangreiches Dossier zu Frei.Wild hat die Antifa Meran online gestellt.
Dazu noch ein Beitrag der Berliner Zeitung.
Stopptdierechten.at zu Frei.Wild: „Werbung für das „Land der Vollidioten“?” bzw. „Frei.Wild: Die neue Reichskapelle”.