Sind Frei.Wild rechtsextrem?

Mit einem regel­recht­en Shit­storm wurde die Absage der Band Frei.Wild für das „With Full Force“-Festival in Deutsch­land erzwun­gen. Im Mai wollen Frei.Wild, eine Kult­band für die Iden­titären, in Öster­re­ich auftreten. Die Jun­gen Grü­nen Steier­mark fordern die Absage des Konz­erts in Graz.


Frei.wild Absage WFF Festival
-

Wir veröf­fentlichen eine Ein­schätzung von N.N. zu Frei.Wild und geben Tipps zur weit­eren Lektüre.


Meine Ein­schätzung: zuerst muss man klar dif­feren­zieren. Man muss kein Neon­azi sein, um Recht­spop­ulist und Nation­al­ist oder sog­ar recht­sex­trem zu sein. die Recht­sex­trem­is­mus­forschung hat hier klare Def­i­n­i­tio­nen geschaf­fen. Ich ver­wehre mich deswe­gen dage­gen, all diese Begriffe in einen Topf zu werfen.
Das The­ma Südtirol ist ein schwieriges und lange in die Ver­gan­gen­heit zurück­re­ichen­des. Fakt ist: wer vom „Volksster­ben” der deutschsprachi­gen Min­der­heit in Südtirol singt, muss sich die Kri­tik eines völkischen Nation­al­is­mus schlicht und ergreifend gefall­en lassen.


„Frei.Wild”, Bildquelle: endstation-rechts.de
-

Sieht man sich Textzeilen an wie „Südtirol, deinen Brüdern entris­sen, schre­it es hin­aus, lasst es alle wis­sen, Südtirol, du bist noch nicht verlor’n, in der Hölle sollen deine Feinde schmor’n”, so denke ich schon, dass hier ein zumin­d­est recht­spop­ulis­tis­ches Gedankengut trans­portiert und bedi­ent wird, das sich tra­di­tionell fast auss­chließlich inner­halb der poli­tis­chen Südtirol­er und öster­re­ichis­chen äußer­sten Recht­en find­et. Sieht man sich den Hin­ter­grund des Front­mannes von Frei.Wild an, der zwar aus der Südtirol­er FPÖ aus­ge­treten ist, aber sich gle­ichzeit­ig zu den Inhal­ten ihres Parteipro­gramms beken­nt, so sehe ich keinen Anlass, Frei.Wild zu glauben, dass sie sich ein­deutig vom Recht­sex­trem­is­mus dis­tanzieren. Der Autor Hans Hen­ning Scharsach hat übri­gens ein Buch her­aus­gegeben, wo er anhand von Medi­en­analy­sen sowie Polizeiak­ten die Verbindung der FPÖ zu Recht­sex­tremen und Neon­azis (u.a. Got­tfried Küs­sel und Horst Jakob Rosenkranz) nachze­ich­net und damit auch ein­deutig beweist. Soviel zum Stan­dort der FPÖ.

Sind Frei.Wild Neon­azis? Soweit ich anhand ihrer Lied­texte und ihres Auftretens nach außen (also das, was man „beweisen” kann) eine Ein­schätzung geben kann, würde ich sagen, dass sie sich zumin­d­est nicht als Neon­azis gerieren (was sich hin­ter ver­schlosse­nen Türen abspielt, kann man schlecht beweisen).


Frei.Wild KOnz­ern­tankündi­gung in Kufstein/Ebbs
-

Sind sie recht­sex­trem? Naja, sie ver­wen­den zumin­d­est Begriffe, die aus dem recht­sex­tremen, völkisch-nationalen Milieu stammen.

Sind alle Frei.Wild- Fans recht­sex­trem? Natür­lich nicht! Dieser Vor­wurf, der voraus­set­zt, alle über einen Kamm zu scheren, ist schlicht und ergreifend nicht halt­bar. Ich würde mir nur wün­schen, dass so manche, die jet­zt den abwehren­den Beißre­flex an den Tag leg­en, mal das Hirn ein­schal­ten und sich Frei.Wild in einem poli­tisch-his­torisch-ide­ol­o­gis­chen Kon­text anschauen. Faz­it: Frei.Wild ver­wen­den nation­al­is­tis­che The­matiken, befeuern damit völkisches Denken und beschimpfen Kri­tik­er reflexar­tig als „Hohlköpfe”. Von ihrer Agi­ta­tion her passen sie — hält man sich in der Analyse nüchtern an die Def­i­n­i­tionsvor­gaben — aber defin­i­tiv ins äußerst rechte Milieu.

Ein aus­geze­ich­netes und umfan­gre­ich­es Dossier zu Frei.Wild hat die Antifa Mer­an online gestellt.

Dazu noch ein Beitrag der Berlin­er Zeitung.

Stopptdierechten.at zu Frei.Wild: „Wer­bung für das „Land der Vol­lid­ioten“?” bzw. „Frei.Wild: Die neue Reich­skapelle”.