Die Reihe an Skandalen um den deutschen Verfassungsschutz und seine zwielichtige Rolle hinsichtlich des Terrornetzwerkes des NSU will nicht abreißen. Nun haben Beamte des Berliner Landesverfassungsschutzes neuerlich Akten über rechtsextreme Personen und Bands vernichtet – „aufgrund eines Missverständnisses”, wie offiziell verlautbart wurde.
Wie publikative.org berichtet wurden von Berliner Verfassungsschützern neuerlich Akten zum Thema Rechtsextremismus geschreddert, Grund dafür war angeblich ein internes „Missverständnis“. Bemüht, durch keinen weiteren Skandal um die Morde des Nationalsozialistischen Untergrundes und seinem breit gestreuten Netzwerk an UnterstützerInnen in die Medien zu gelangen, wird von Seiten des Verfassungsschutzes zurückgerudert: die vernichteten Akten hätten zwar Bands wie Landser und Personen wie Horst Mahler betroffen, jedoch nichts mit den laufenden Ermittlungen gemein.
Publikative-Autor Patrick Gensing dürfte nicht der einzige sein, der sich mit dieser Auskunft nicht einfach abfinden will:
Akten werden versehentlich geschreddert, wie viele es waren, weiß man nicht, aber dass diese nichts mit dem NSU-Komplex zu tun haben, das weiß man. Es ist erstaunlich, wie lange sich die Öffentlichkeit für dumm verkaufen lässt. Nehmen wir Mahler und die HDJ, die wichtige Knotenpunkte im braunen Netz darstellen und somit durchaus auch noch mal eine Rolle im Zusammenhang mit der weit verzweigten NSU-Unterstützerstruktur spielen.
Und was ist mit Landser? Die Band um Frontmann Michael Regener gehört zu den wichtigsten in der deutschen Rechtsrock-Szene, nachdem die Gruppe als kriminelle Vereinigung verboten worden war, trat Regener unter dem Projektnamen die Lunikoff-Verschwörung auf. Angesichts der zahlreichen Hinweise und Beweise für die Bedeutung des Blood&Honour-Netzwerks für den NSU, erscheint die Behauptung, ein Zusammenhang könne ausgeschlossen werden, wie ein schlechter Scherz.“ (publikative.org)
Konkret geht besonders es um eine Soli-CD, die innerhalb der Neonazi-Szene angeboten wird und deren Einnahmen dem inhaftierten Ralf „Wolle“ Wohlleben zu Gute kommen sollen. Darauf vertreten ist neben Bands wie „Uwocaust und Alte Freunde“ auch Michael Regener, besagter Ex-Frontmann der Naziband „Landser“. Bezüglich der Kontakte zwischen NSU und dem „Blood & Honour“-Netzwerk, liegt der Verdacht nahe, dass dieses den Mitgliedern des NSU den Sprengstoff für deren Rohrbomben geliefert haben könnte.
Allein diese Zusammenhänge zwischen weiteren Mitgliedern der deutschen und internationalen Naziszene lassen die Ausflüchte der Verfassungsschützer kaum glaubhaft wirken. Die Frage, wen oder was der Verfassungsschutz mit dieser weiteren Aktenvernichtung also wirklich schützt, darf also getrost gestellt werden.
Link zum ganzen Artikel: publikative.org — Schredderei Verfassungsschutz & Freiheit für Wolle