Banken spielen in der derzeitigen Krise der Wirtschaft eine entscheidende Rolle: als Verursacher, als Motoren, als Profiteure der Krise. Wenn aber in einer Karikatur der Banker mit „jüdischer“ Hakennase und Davidsternen dargestellt wird, dann geht es dabei nicht um eine Diskussion über die Rolle von Banken, sondern um die Bedienung eines antisemitischen Klischees. Heinz-Christian Strache hat auf Facebook einen „Bankjuden“ im „Stürmer“-Stil auferstehen lassen.
Es ist nicht der Text des Strache-Postings vom 18. August, der im üblichen freiheitlichen Kauderwelsch Rot, Schwarz und die „grünen Helferleins“ der Umverteilung zu den Banken und des „Österreich-Verrats“ beschuldigt, sondern die Karikatur, die das antisemitische Stereotyp des „Bankjuden“ darstellt: Hakennase und drei Davidsterne als Manschettenknöpfe. Zufall? Böswillige Interpretation? Typisch linkslinke Verdrehungen? Wohl kaum!
Antisemitische Karikatur auf Straches Facebook-Seite und zum Vergleich die – ebenfalls problematische – originale Karikatur auf Straches Facebook-Seite:

Die Online-Ausgabe von „News“ hat die wichtigsten Fakten zur „irritierenden Facebook-Karikatur“ zusammengetragen.
Die Karikatur, die Strache verwendet, ist über die Bildsuche TinEye.com in 49 Internet-Beiträgen zu finden. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Die Nase des Bankers ist überall eine Knollennase, keine Hakennase! Die Knöpfe am Sakko sind weiß und keine stilisierten Davidsterne. Die Signatur des Cartoonisten ist allerdings die gleiche. Das Original wurde in zwei wesentlichen Details verfälscht, um der Darstellung des Bankers Signifikanz zu geben. Die „rassische“ Zuordnung des Bankers wird durch Hakennase und Knöpfe eindeutig. News hat über die Bildersuche von Google als mögliche Quelle für die verfälschte, antisemitische Variante den rechtsextremen Blog volksbetrug.net ausgemacht. Dort ist die eindeutig antisemitische Variante jedenfalls seit dem 10. Juni 2012 zu finden.
Antisemitische Karikatur im gleichen Stil wie das Bild auf Straches Facebook-Seite
Wenn man genau vergleicht, wird man noch ein drittes geändertes Merkmal feststellen: das Auge des Bankers. Im Original ist es auf sein üppiges Essen gerichtet, in der Version bei HC Strache fixiert es sein Gegenüber: das hungernde Volk.
Wieder Zufall? Noch eine böswillige Interpretation? In dem „Stürmer“-Buch von Ernst Hiemer (Hauptschriftleiter des „Stürmer“) „Der Giftpilz“ wird neben Nase („Judensechser) und Lippen auch das Auge als typisch jüdisches Merkmal ausgemacht: „Und an den Augen erkennt man den Juden auch. Seine Augenlider sind meistens dicker und fleischiger als die unseren. Der Blick des Juden ist lauernd und stechend. Man sieht ihm schon an, dass er ein falscher verlogener Mensch ist.“
Was Strache über seine Karikatur anbietet, ist eindeutig das antisemitische Zerrbild des „Bankjuden“. Das „raffende“ (jüdische) Kapital war ein ideologisches Konstrukt des Nationalsozialismus, mit dem die Enteignung, Vertreibung und Vernichtung der Juden gerechtfertigt wurde. Kann man so ignorant sein, um den antisemitischen Hetzstil nicht zu erkennen?
Natürlich nicht. Einige Poster auf Straches FB-Konto haben das auch bemerkt. Strache hat mittlerweile auf die anschwellende Kritik reagiert, seinen antisemitischen Cartoon, den er von einem anderen User erhalten haben will, gegen das – ebenfalls ziemlich dümmliche – Original ausgetauscht und mit dem üblichen weinerlichen Kommentar versehen: Er dulde keinen Antisemitismus, für ihn sei weder das Original noch Kopie antisemitisch: „Sachen gibt es. Manchmal verliert man völlig den Glauben an die Vernunft des politischen Mitbewerbers und mancher Journalisten (…) wenn ich einen Cartoon dazu verlinke, den ein anderer User gepostet hat, wird mir auf einmal Antisemitismus unterstellt. Das ist mehr als perfid.“ Und zum krönenden Abschluss: „Etwas mehr Sensibilität und auch Qualität täte dem einen oder anderen Journalisten und auch Politiker nicht schlecht.”
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