„Alles ist im Fluss, und nichts ist auszuschließen“, doziert Graf weise im „Kurier“-Interview mit Birgit Braunrath. Was heißt das bezüglich der Vorwürfe von Frau Meschar an ihn bzw. den Stiftungsvorstand? Graf schafft es, auf zwei Seiten zu keinem einzigen der konkreten Vorwürfe Stellung zu nehmen. Stattdessen erklärt er voller Selbstmitleid: „Ich komme mit dem Bekämpfen von Gerüchten nicht mehr nach. Der Tag hat 24 Stunden, ich schlafe auch einige davon, daher kann ich gar nicht alles, was man mir vorwirft, getan haben“. (kurier.at)
Auf unzensuriert.at mühen sich seine Mitarbeiter redlich ab, die offizielle Linie der Partei zur Stiftungsaffäre Graf umzusetzen und die „Treibjagd“ (Graf), den „Jagdjournalismus“ (Kickl) vorzuführen. Als prächtige Belegexemplare für den „Linksdrall der heimischen Medienszene“ (Kickl) werden zwei Medien ins Visier genommen. Der „Standard” und die „Krone” werden für ihre angeblich „miesen Methoden“ vorgeführt.
Medien im Visier von „unzensuriert.at”
Was war das Miese? Die Journalistinnen von „Krone“ und „Standard“ haben konkrete Fragen gestellt, ausweichende Antworten erhalten und das auch noch berichtet.
Kein Geld für die Stifterin 2012?
Die „Standard“-Journalistin fragte etwa (laut „unzensuriert“): „Wieviel hat Frau Meschar im Jahr 2012 aus der Stiftung erhalten? Wie hoch waren die Auszahlungen bislang jährlich (ohne den von Dr. Graf erwähnten zusätzlichen Aufwänden)?“ (zit. nach „unzensuriert.at“)
Als Antwort erhielt sie vom Büro Graf die folgenden Wort- und Satzhülsen:
Ihr wurden stets – zusätzlich zu einer fixen Ausschüttung – auch alle Rechnungen ersetzt, die sie der Stiftung vorgelegt hat. Das letzte Begehren auf Erstattung von Kosten (ausgenommen laufende Betriebskosten) ist im August 2011 an die Stiftung herangetragen worden und wurde wunschgemäß Anfang September erfüllt. Seit diesem Zeitpunkt haben weder Frau Meschar noch deren Rechtsanwälte Auszahlungswünsche geäußert, wiewohl der Vorstand selbstverständlich bereit ist, weiterhin Zahlungen an Frau Meschar zu leisten. Die Erträge der Stiftung fließen Frau Meschar dann zu, wenn die Geschäftsjahre 2010 und 2011 geprüft sind. Wie mittlerweile bekannt ist, ist diese Prüfung durch einen routinemäßig neu bestellten Wirtschaftsprüfer derzeit im Gange. Der Stiftungszweck — nämlich die Unterstützung der Lebensführung von Frau Meschar – wird seit Beginn der Gründung erfüllt. (zit. nach „unzensuriert.at“)
Bei der Stiftung Meschar muss man offensichtlich als Begünstigte darum bitten, dass man etwas erhält!
Der „Krone“-Journalistin erging es nicht besser. Zu der Feststellung, „2. Frau Meschar hat 2012 noch keine (sic!) Cent aus der Stiftung bekommen“ (zit. nach „unzensuriert.at“), antwortete das Büro Graf: „Ihr wurden stets – zusätzlich zu einer fixen Ausschüttung – auch alle Rechnungen ersetzt, die sie der Stiftung vorgelegt hat (zu Frage 2).“ (zit. nach „unzensuriert.at“) Die „Krone“-Journalistin kommentierte dies völlig korrekt mit „Dazu gab er keine Antwort.“ Was hätte sie denn sonst schreiben sollen?
Ein Zuckerl der besonderen Art ist aber die Antwort auf die Frage nach dem Foto. In dem Interview, das Armin Wolf in ZIB 2 am 23.5.2012 führte, hatte Martin Graf mit einem Foto herumgewachelt, das seine bis zuletzt „intensiven“ Kontakte mit der Stifterin Gertrud Meschar belegen sollte und dazu erklärt: „Schauen Sie, das war vor einem Jahr bei einer Gartenparty bei mir zuhause.“
Foto-Zeitpunkt nicht erinnerlich
Die „Standard“-Journalistin wollte es noch einmal genauer wissen und fragte: „In welchem Jahr wurde das Foto, das Herr Dr. Graf im Zib 2 Interview mit Armin Wolf hergezeigt hat, aufgenommen?“ (zit. nach „unzensuriert.at) Die verblüffende Antwort aus dem Büro Graf: „Zum Foto: Der Zeitpunkt der Aufnahme ist nicht erinnerlich. Frau Meschar war stets zu allen Feiern im Haus der Familie Graf eingeladen und häufig zu Gast, des Öfteren auch bei Feiern, die im Restaurant Graf stattgefunden haben – sowohl vor als auch nach dem Erwerb dieser Immobilie durch die Stiftung.“ (zit. nach „unzensuriert.at“)
Das Wissen um den Zeitpunkt, wann das Foto geschossen wurde, hat sich mittlerweile also verflüchtigt. Geblieben ist immerhin die Erinnerung, dass häufig gefeiert wurde – zu Hause bei den Grafens und bei den Grafens im Restaurant.
unzensuriert: Poster murren laut
Angesichts der „verheerenden Optik der Stiftungsaffäre“ (Kurier) überrascht es daher auch nicht, dass selbst auf unzensuriert.at die Graf-kritischen Postings zunehmen. Ein Gast meint: „Ein bisschen daneben ist es schon was der Graf da gemacht hat, glaubt ihr nicht? Rechtlich gesehen mag das ja alles in Ordnung sein, aber seiner eigenen Mutter hätte er diese zwei Stiftungsverträge nicht zur Unterschrift vorgelegt.“
G.K. etwa, der sich vorstellt als „kein Fan des linksversifften ORF“ und Graf „parteischädigendes Verhalten“ vorwirft:
Die alte Frau will Herrn Graf nicht mehr in der Stiftung. Punkt. Wieso geht er nicht einfach?“ und weiter: „Diese G’schicht ist bestenfalls extrem patschert gelaufen — bestenfalls! Gut aussehen tut es wirklich nicht, wenn man den Stiftungsvorstand mit Parteifreunden besetzt und dann über dieselbe Stiftung Geschäfte mit dem eigenen Bruder macht.
H. ist ebenfalls sehr direkt: “(Fast) kein Zweifel, dass das juristisch alles hält, was Herr Graf hier ausgeheckt hat. Aber ganz ehrlich: ich hab so was von die Schnauze voll, von Politikern, die das Strafrecht als moralisches Mindestmaß für ihr Handeln nehmen.“
Sehr ähnlich auch F.:
Sollte die Geschichte der alten Dame richtig sein, so haben Sie und Ihre Freunde sie ganz klar über den Tisch gezogen, ihre Gutgläubigkeit und das Vertrauen, das Sie unter anderem aufgrund Ihrer politischen Funktion genießen, eiskalt ausgenutzt um handfeste, private Interessen zu verfolgen. Eine derartige Handlungsweise ist mit den charakterlichen Anforderungen an Ihre Funktion als Staatsmann unvereinbar. Ein Mann mit Rückgrat würde jetzt aufstehen, sich in aller Form entschuldigen und die Sache in Ordnung bringen, aber nicht sich auf ORF, SPÖ und laufende Verfahren ausreden.
Und ein anderer F. landet im Posting „Fassungslos“ bei folgenden Konsequenzen: