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Martin Graf gibt wieder ein Interview

Mar­tin Graf gibt wie­der ein Inter­view. Aller­dings „so lei­se, dass man ihn kaum wie­der­erkennt“ (Kurier, 3.6.2012). Wel­chen Grund mag das wohl haben? Stra­che, sein Par­tei­chef, geht auf Distanz und sogar Peter Gnam, der „Krone“-Kolumnist, for­dert den Rück­zug von Graf – aus der Stif­tung! Es könn­te noch enger wer­den für den Bur­schen­schaf­ter­prä­si­den­ten. „Alles ist im Fluss, […]

3. Jun 2012

„Alles ist im Fluss, und nichts ist aus­zu­schlie­ßen“, doziert Graf wei­se im „Kurier“-Interview mit Bir­git Braun­rath. Was heißt das bezüg­lich der Vor­wür­fe von Frau Meschar an ihn bzw. den Stif­tungs­vor­stand? Graf schafft es, auf zwei Sei­ten zu kei­nem ein­zi­gen der kon­kre­ten Vor­wür­fe Stel­lung zu neh­men. Statt­des­sen erklärt er vol­ler Selbst­mit­leid: „Ich kom­me mit dem Bekämp­fen von Gerüch­ten nicht mehr nach. Der Tag hat 24 Stun­den, ich schla­fe auch eini­ge davon, daher kann ich gar nicht alles, was man mir vor­wirft, getan haben“. (kurier.at)

Auf unzensuriert.at mühen sich sei­ne Mit­ar­bei­ter red­lich ab, die offi­zi­el­le Linie der Par­tei zur Stif­tungs­af­fä­re Graf umzu­set­zen und die „Treib­jagd“ (Graf), den „Jagd­jour­na­lis­mus“ (Kickl) vor­zu­füh­ren. Als präch­ti­ge Beleg­ex­em­pla­re für den „Linksd­rall der hei­mi­schen Medi­en­sze­ne“ (Kickl) wer­den zwei Medi­en ins Visier genom­men. Der „Stan­dard” und die „Kro­ne” wer­den für ihre angeb­lich „mie­sen Metho­den“ vorgeführt.


Medi­en im Visier von „unzensuriert.at”

Was war das Mie­se? Die Jour­na­lis­tin­nen von „Kro­ne“ und „Stan­dard“ haben kon­kre­te Fra­gen gestellt, aus­wei­chen­de Ant­wor­ten erhal­ten und das auch noch berichtet.

Kein Geld für die Stifterin 2012?

Die „Standard“-Journalistin frag­te etwa (laut „unzen­su­riert“): „Wie­viel hat Frau Meschar im Jahr 2012 aus der Stif­tung erhal­ten? Wie hoch waren die Aus­zah­lun­gen bis­lang jähr­lich (ohne den von Dr. Graf erwähn­ten zusätz­li­chen Auf­wän­den)?“ (zit. nach „unzensuriert.at“)

Als Ant­wort erhielt sie vom Büro Graf die fol­gen­den Wort- und Satzhülsen:

Ihr wur­den stets – zusätz­lich zu einer fixen Aus­schüt­tung – auch alle Rech­nun­gen ersetzt, die sie der Stif­tung vor­ge­legt hat. Das letz­te Begeh­ren auf Erstat­tung von Kos­ten (aus­ge­nom­men lau­fen­de Betriebs­kos­ten) ist im August 2011 an die Stif­tung her­an­ge­tra­gen wor­den und wur­de wunsch­ge­mäß Anfang Sep­tem­ber erfüllt. Seit die­sem Zeit­punkt haben weder Frau Meschar noch deren Rechts­an­wäl­te Aus­zah­lungs­wün­sche geäu­ßert, wie­wohl der Vor­stand selbst­ver­ständ­lich bereit ist, wei­ter­hin Zah­lun­gen an Frau Meschar zu leis­ten. Die Erträ­ge der Stif­tung flie­ßen Frau Meschar dann zu, wenn die Geschäfts­jah­re 2010 und 2011 geprüft sind. Wie mitt­ler­wei­le bekannt ist, ist die­se Prü­fung durch einen rou­ti­ne­mä­ßig neu bestell­ten Wirt­schafts­prü­fer der­zeit im Gan­ge. Der Stif­tungs­zweck — näm­lich die Unter­stüt­zung der Lebens­füh­rung von Frau Meschar – wird seit Beginn der Grün­dung erfüllt. (zit. nach „unzensuriert.at“)

Bei der Stif­tung Meschar muss man offen­sicht­lich als Begüns­tig­te dar­um bit­ten, dass man etwas erhält!

Der „Krone“-Journalistin erging es nicht bes­ser. Zu der Fest­stel­lung, „2. Frau Meschar hat 2012 noch kei­ne (sic!) Cent aus der Stif­tung bekom­men“ (zit. nach „unzensuriert.at“), ant­wor­te­te das Büro Graf: „Ihr wur­den stets – zusätz­lich zu einer fixen Aus­schüt­tung – auch alle Rech­nun­gen ersetzt, die sie der Stif­tung vor­ge­legt hat (zu Fra­ge 2).“ (zit. nach „unzensuriert.at“) Die „Krone“-Journalistin kom­men­tier­te dies völ­lig kor­rekt mit „Dazu gab er kei­ne Ant­wort.“ Was hät­te sie denn sonst schrei­ben sollen?

Ein Zuckerl der beson­de­ren Art ist aber die Ant­wort auf die Fra­ge nach dem Foto. In dem Inter­view, das Armin Wolf in ZIB 2 am 23.5.2012 führ­te, hat­te Mar­tin Graf mit einem Foto her­um­ge­wa­chelt, das sei­ne bis zuletzt „inten­si­ven“ Kon­tak­te mit der Stif­te­rin Ger­trud Meschar bele­gen soll­te und dazu erklärt: „Schau­en Sie, das war vor einem Jahr bei einer Gar­ten­par­ty bei mir zuhause.“

Foto-Zeitpunkt nicht erinnerlich

Die „Standard“-Journalistin woll­te es noch ein­mal genau­er wis­sen und frag­te: „In wel­chem Jahr wur­de das Foto, das Herr Dr. Graf im Zib 2 Inter­view mit Armin Wolf her­ge­zeigt hat, auf­ge­nom­men?“ (zit. nach „unzensuriert.at) Die ver­blüf­fen­de Ant­wort aus dem Büro Graf: „Zum Foto: Der Zeit­punkt der Auf­nah­me ist nicht erin­ner­lich. Frau Meschar war stets zu allen Fei­ern im Haus der Fami­lie Graf ein­ge­la­den und häu­fig zu Gast, des Öfte­ren auch bei Fei­ern, die im Restau­rant Graf statt­ge­fun­den haben – sowohl vor als auch nach dem Erwerb die­ser Immo­bi­lie durch die Stif­tung.“ (zit. nach „unzensuriert.at“)

Das Wis­sen um den Zeit­punkt, wann das Foto geschos­sen wur­de, hat sich mitt­ler­wei­le also ver­flüch­tigt. Geblie­ben ist immer­hin die Erin­ne­rung, dass häu­fig gefei­ert wur­de – zu Hau­se bei den Gra­fens und bei den Gra­fens im Restaurant.

unzensuriert: Poster murren laut

Ange­sichts der „ver­hee­ren­den Optik der Stif­tungs­af­fä­re“ (Kurier) über­rascht es daher auch nicht, dass selbst auf unzensuriert.at die Graf-kri­ti­schen Pos­tings zuneh­men. Ein Gast meint: „Ein biss­chen dane­ben ist es schon was der Graf da gemacht hat, glaubt ihr nicht? Recht­lich gese­hen mag das ja alles in Ord­nung sein, aber sei­ner eige­nen Mut­ter hät­te er die­se zwei Stif­tungs­ver­trä­ge nicht zur Unter­schrift vorgelegt.“

G.K. etwa, der sich vor­stellt als „kein Fan des links­ver­siff­ten ORF“ und Graf „par­tei­schä­di­gen­des Ver­hal­ten“ vorwirft:

Die alte Frau will Herrn Graf nicht mehr in der Stif­tung. Punkt. Wie­so geht er nicht ein­fach?“ und wei­ter: „Die­se G’schicht ist bes­ten­falls extrem pat­schert gelau­fen — bes­ten­falls! Gut aus­se­hen tut es wirk­lich nicht, wenn man den Stif­tungs­vor­stand mit Par­tei­freun­den besetzt und dann über die­sel­be Stif­tung Geschäf­te mit dem eige­nen Bru­der macht.

H. ist eben­falls sehr direkt: “(Fast) kein Zwei­fel, dass das juris­tisch alles hält, was Herr Graf hier aus­ge­heckt hat. Aber ganz ehr­lich: ich hab so was von die Schnau­ze voll, von Poli­ti­kern, die das Straf­recht als mora­li­sches Min­dest­maß für ihr Han­deln nehmen.“

Sehr ähn­lich auch F.:

Soll­te die Geschich­te der alten Dame rich­tig sein, so haben Sie und Ihre Freun­de sie ganz klar über den Tisch gezo­gen, ihre Gut­gläu­big­keit und das Ver­trau­en, das Sie unter ande­rem auf­grund Ihrer poli­ti­schen Funk­ti­on genie­ßen, eis­kalt aus­ge­nutzt um hand­fes­te, pri­va­te Inter­es­sen zu ver­fol­gen. Eine der­ar­ti­ge Hand­lungs­wei­se ist mit den cha­rak­ter­li­chen Anfor­de­run­gen an Ihre Funk­ti­on als Staats­mann unver­ein­bar. Ein Mann mit Rück­grat wür­de jetzt auf­ste­hen, sich in aller Form ent­schul­di­gen und die Sache in Ord­nung brin­gen, aber nicht sich auf ORF, SPÖ und lau­fen­de Ver­fah­ren ausreden.

Und ein ande­rer F. lan­det im Pos­ting „Fas­sungs­los“ bei fol­gen­den Konsequenzen:

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