„Untragbarer Jagdjournalismus“, „politisch motivierter Kampagnenjournalismus“, „böse Absicht“, „Linksdrall der heimischen Medienszene“ – Herbert Kickl hält voll dagegen. Wogegen? Gegen das „große gemeinsame Ziel des heimischen Blätterwalds“, mithilfe „der bedauernswerter Weise in die Fänge höchst dubioser Berater geratene Frau Meschar“, Martin Graf „aus dem Amt zu jagen“ (OTS 31.5.12).
Was die 90-jährige Stifterin den Medien mitgeteilt hat, gefällt Herbert Kickl so wenig, dass er mit keinem Wort darauf eingeht. Gertrud Meschar erklärte nämlich den Medien, dass sie zunächst durchaus Vertrauen in die Freiheitlichen gehabt habe: „Ich habe immer geglaubt, die FPÖ wäre anständiger als die anderen”, wird sie im „Standard“ zitiert, jetzt sehe sie das etwas anders: „Heute glaube ich gar nichts mehr.“
Martin Graf hingegen glaubt offensichtlich nicht mehr an das, was er vor einer Woche in der ZIB 2 gegenüber Armin Wolf behauptet hatte. Damals erklärte er, dass Frau Meschar zehn- bis zwölftausend Euro jährlich erhalte, zusätzlich noch „Zahnprothesen, wenn sie sie braucht, wir zahlen ihr Krankenaufenthalte, wir zahlen ihr Cash, Bargeld“ (ZIB 2, 23.5.12). Frau Meschar hatte zuvor dargelegt, dass sie in den vergangenen Jahren rund 5.000 Euro jährlich erhalten habe. Für 2012, so Meschar jetzt, habe sie noch keinen Cent aus der Stiftung erhalten.
Die „Krone“ befragte Martin Graf dazu. Ergebnis: keine Antwort. Die „Krone“ befrage Martin Graf auch zu dem Vorwurf, dass im Jahresabschluss der Stiftung für 2006 zunächst 4.000 Euro für Fachzeitschriften enthalten waren, die dann in Kosten für ein Immobiliengutachten umgewandelt worden seien. Die „Krone“ (31.5.12): „Dazu sagt der dritten Nationalratspräsident nichts.”
Meschar behauptet auch, dass es seit Juni 2010 keinen Kontakt mehr mit Graf gebe. Der ZIB 2 hatte Graf ein Foto vorgelegt, das Frau Meschar im Kreise der Grafschen Familie zeige: „Schauen Sie, das war vor einem Jahr bei einer Gartenparty bei mir zuhause.“ Der „Krone“ erklärte Graf jetzt: „Kontakt bestand bis Herbst 2011, als sie bei Gericht die Abberufung des Vorstands angeregt hat.”
Kein Wort mehr von der Gartenparty, dafür ein neues Problem! Vor einer Woche hat Martin Graf nämlich quasi auch sich selbst ein Interview gegeben – über den Blog „unzensuriert“, wo ihn seine Mitarbeiter beinhart befragten. Eine dieser Fragen lautete in verhatschtem Deutsch: „Werden Sie trotzdem ihrem Willen folgen und sich (sic !!) aus dem Stiftungsvorstand zurücktreten?“ Martin Graf antwortete damals: „Wenn Sie es denn wirklich will – bisher weiß ich das ja nur aus den Medien -, dann werde ich das tun.” (unzensuriert.at, 23.5.12)
Nicht dass wir dies für das brennendste Problem halten würden – aber es scheint heftige Wahrnehmungsprobleme auf Seiten des Dritten Präsidenten zu geben.