Gudenus schwört auf Eger, Strache gefällt das!

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Welch ein Unter­schied! Wäh­rend der Lin­zer FPÖ-Stadt­rat Det­lef Wim­mer am 20.4. ahnungs­los durch die Geschich­te tapst und nur die Son­ne, die nicht scheint, ange­be­tet haben will, bemüht der Wie­ner FPÖ-Klub­ob­mann Johann Gude­nus weni­ge Tage spä­ter die Geschich­te und zitiert den Schwur von Eger. Stra­che und den all­zeit Getreu­en gefällt das. Was bedeu­tet das schon wieder?

„Umvol­kung ist für uns pfui gack“, erklär­te Johann Gude­nus dem „Stan­dard“ im Dezem­ber 2010 trot­zig auf die Fra­ge, ob ihm die NS-Kon­no­ta­ti­on die­ses Begriffs bekannt sei. Da sol­le man nicht immer so über­emp­find­lich sein. „Außer­dem“, so setzt er noch eines drauf, „sind wir ja Geg­ner die­ser zitier­ten Umvol­kung”.

Jetzt gibt sich Johann Gude­nus fei­ner. Auf sei­nen bei­den Face­book-Kon­ten (Sei­te und Pro­fil) prangt der „Schwur von Eger“ von Felix Dahn: „Das höchs­te Gut des Man­nes ist sein Volk“, so beginnt der Schwur des Felix Dahn. „Ein tref­fen­der Spruch“, fin­det der FPÖ- Klub­ob­mann. Auf sei­ner Face­book-Sei­te hält sich der Zuspruch in sehr engen Gren­zen. Eine Frau fin­det: „Der Spruch ist auch schon in die Jah­re gekom­men!” Johann Gude­nus hält dage­gen: „Wir müs­sen die­sen Spruch mit Leben erfül­len!” Nur einer Per­son gefällt der Spruch. Auf sei­nem Face­book-Pro­fil stel­len sich hin­ge­gen die Gra­tu­lan­ten an: 49 Per­so­nen, dar­un­ter Heinz-Chris­ti­an Stra­che und der Haupt­feld­we­bel B., gefällt der Spruch.

War­um Johann Gude­nus den „Schwur von Eger“ des Felix Dahn zitiert und mit Leben erfül­len will? Felix Dahn, ein mäßig begab­ter deut­scher Schrift­stel­ler, war im All­deut­schen Ver­band enga­giert, einem schwer anti­se­mi­ti­schen Ver­ein, der „zu den geis­ti­gen Weg­be­rei­tern des Natio­nal­so­zia­lis­mus gehör­te“ (Wiki­pe­dia). Der öster­rei­chi­sche Expo­nent die­ser Strö­mung war Georg Schö­ne­rer, eines der geis­ti­gen Vor­bil­der von Adolf Hitler.

Im Juli 1897 ver­sam­mel­ten sich die deut­schen Par­tei­en Böh­mens, um gegen die Spra­chen­ver­ord­nung des dama­li­gen öster­rei­chi­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Bade­ni, die den Tsche­chen eine beding­te Gleich­stel­lung gebracht hät­te, zu pro­tes­tie­ren. Wort­füh­rer der Reak­tio­nä­re war der schon erwähn­te Georg Schö­ne­rer, der dem Erst­ent­wurf für den „Schwur von Eger“ den bedeu­tungs­schwe­ren Schluss­satz ange­fügt hatte:

„Mag der Kampf auch gro­ße und schwe­re Opfer ver­lan­gen, end­lich muß er zum Sie­ge füh­ren, denn Regie­run­gen ver­ge­hen, das deut­sche Volk aber und sein Recht wer­den immer­dar bestehen.“ Der His­to­ri­ker Micha­el Wla­di­ka inter­pre­tiert die­sen Satz so: „Sehr deut­lich las­sen sich die spä­ter zu ‚Tugen­den der Natio­nal­so­zia­lis­ten‘ gewor­de­nen drei ‚Vor­sät­ze‘ ablei­ten: Rück­sichts­lo­sig­keit und Kom­pro­miß­lo­sig­keit: ein unbe­ding­ter Sieg im auf­ge­drun­ge­nen und daher gerech­ten (Abwehr) Kampf; ein Opfer­brin­gen bis zum Unter­gang.“ (Micha­el Wla­di­ka, Hit­lers Väter­ge­nera­ti­on. Die Ursprün­ge des Natio­nal­so­zia­lis­mus in der k.u.k. Mon­ar­chie, Böhlau Ver­lag, Wien 2005, p. 344 f.)

Felix Dahn, der All­deut­sche Anti­se­mit, gewann damals einen Wett­be­werb, mit dem der „Schwur von Eger“ auf eine kur­ze For­mel ein­ge­dampft wur­de. Bleibt bloß noch die Fra­ge offen, war­um Gude­nus die­sen Spruch mit Leben erfül­len will und dem Stra­che das gefällt? Weil Deutsch-Böh­men in Gefahr ist? Weil das deut­sche Volk von „Umvol­kung“ bedroht ist?