„Thomas Kuban“ ist das Pseudonym für einen Filmemacher, der seit mehr als zehn Jahren die Veranstaltungen der Nazi-Musik-Szene dokumentiert. In Deutschland und Österreich agiert diese Szene mittlerweile weitgehend konspirativ, ohne öffentliche Ankündigung. In Slowenien, Ungarn und auch Italien finden nach wie vor öffentliche Neonazi-Konzerte statt. Jetzt dokumentiert ein Film die Arbeit von Kuban.
Mit Rechtsrock und anderer Nazimusik werden junge Menschen geködert und radikalisiert. Auch in Österreich funktioniert das. Der titelgebende Song „Blut muss fließen“ von „Tonstörung“ (mittlerweile in Coverversionen auch von anderen Nazi-Bands erhältlich) ist auf YouTube zu sehen, wird auf Facebook weiterverbreitet und gehört zu den auch in Österreich unter Jugendlichen bestbekannten Nazi-Songs (siehe hier oder auch hier).
Kuban hat zahllose Konzerte besucht, ist einer der wenigen Experten mit Insider-Kenntnissen, doch sein Material wollte keiner mehr haben:
Immer wieder bekommt Thomas Kuban Absagen von Redaktionen. Eine der gängigsten Varianten: „Das Thema hatten wir schon” – auch, wenn es nachweislich nicht stimmt. Kuban beklagt den Hang vieler Fernseh-Redakteure, „Beiträge nach Schema F” einzufordern. Durch die Kürzung der ARD-Polit-Magazine und die dadurch meist kürzeren Beiträge sei dieses Phänomen noch verstärkt worden, sagt er. „Viele wollen in knapp fünf Minuten jemanden inhaltlich an die Wand stellen. Wenn diese Schwarz-Weiß-Malerei nicht funktioniert, weil das Thema etwas facettenreicher ist, dann wird es abgelehnt.” Kuban berichtet von „gelangweilten Redakteuren”, die er teilweise am Telefon hatte. (Medien-Monitor)

Für die Medien ist der Undercover-Rechercheur, Journalist und Filmer Kuban interessanter als seine politischen Botschaften. Dabei hätte er was zu sagen: „Egal, ob Medien, Politik, Verwaltung oder Polizei – je mehr von diesen Akteuren versagen, desto eher bekommt eine Gemeinde ein Naziproblem.“ (Medien-Monitor) Jetzt ist ein Film gedreht und auf der Berlinale vorgestellt worden, der beides versucht: den Journalisten Kuban vorzustellen und seine Arbeit zu dokumentieren. „Im Fokus stehen dabei politische Entscheidungsträger, Behörden und Bürger. Thomas Kuban versucht so Antworten zu finden auf die Fragen: Warum kann auf der rechtsextremen Partymeile über alle Grenzen hinweg gefeiert werden und wie lässt sich das verhindern?“ (endstation-rechts.de)
Über alle Grenzen hinweg: 2006 fand in Mitterding bei Antiesenhofen (OÖ) ein Nazi-Konzert mit den Bands „Braunen Brüder“, „Indiziert“ und „Feldherren“ statt, das eigentlich in Bayern hätte stattfinden sollen, dort aber untersagt wurde. Österreich als Exil für Nazi-Bands? Erst ein ORF-Beitrag mit Film-Material vom Konzert (von Kuban?) brachte das völlige Versagen der österreichischen Behörden zutage.
„Blut muss fließen“ wird auf DVD erscheinen. Vielleicht schafft es die Doku auch in einen Film-Vertrieb oder ins Fernsehen. Wir werden darüber berichten.