Kath.net ist eine private Internet-Plattform, die die ultrakonservativen Katholiken mobilisiert. Nach eigenen Angaben agiert kath.net gemeinnützig, dürfte aber Spenden in beträchtlicher Höhe von katholischen Fundi-Kreisen erhalten. Kath.net hat sich natürlich auch in dem heftigen innerkirchlichen Streit um den polnischen Pfarrer von Kopfing engagiert, der vom Linzer Bischof kurzfristig abgesetzt, in der Vorwoche aber wieder eingesetzt worden ist. „Bischof kreuzigt den Pfarrer von Kopfing“, war auf kath.net nach der Absetzung durch den Linzer Bischof Schwarz zu lesen. Kath.net liegt damit auf der Linie des Salzburger Weihbischofs Laun, der via kath.net von „innerkirchlicher Christenverfolgung“ sprach.
Jetzt ist ein Kommentator von kath.net enttarnt worden. Der Publizist Marcus B. hat sich nach Angaben von kath.net dem Portal selbst angedient. Honorare habe er für seine Kommentare, die offensichtlich zur Linie von kath.net gut passten, nicht erhalten.
Marcus B. hat eine bewegte Vita. Der Absolvent der katholischen Universität Eichstätt (Bayern) war 1987 Chef der Neonazi-Gruppe „Politische Offensive“, die aus dem „Nationalrevolutionären Koordinationsausschuss“ hervorgegangen ist. Marcus B. war dann bis 1995 nach den Angaben von apabiz Redakteur der rechtsextremen Zeitschrift „Europa vorn“, war bei den „Republikanern“ aktiv und für sie sogar im Kölner Stadtrat, bevor er sich in den 1990er-Jahren der „Deutschen Liga für Volk und Heimat“ zuwandte, einem gescheiterten Sammlungsprojekt für Rechtsextreme und Neonazis.
Jetzt ist Marcus B. bei kath.net als Kommentator kurzfristig wiederauferstanden. Seine Kommentartitel „Karneval der Kulturen – Vom Scheitern des Politischen“ und „Die rosa Islamlegende“ lassen ahnen, woher der Wind blies.
Rechtsextremes Gedankengut werde bei kath.net nicht toleriert, erklärte dessen Chefredakteur Roland Noe, der eigentlich ganz profan Roland Biermeier heißt. Deshalb habe man die Kommentare nach Bekanntwerden der Nazi-Vita von Marcus B. sofort gelöscht, obwohl man bei den Inhalten nichts anstößig gefunden habe.
Einem Blogger aus Marburg (BRD) war kath.net und Marcus B. schon Anfang September 2011 aufgefallen. Auf seinem Kath.net-Watchblog „Episodenfisch“ publizierte er schon am 10. September über Marcus B. und dessen Nazi-Vita.