Für 2011 wollte Heinz-Christian Strache den Spagat versuchen: Er war Teilnehmer am Gedenktag im Parlament und als Redner für die Trauerfeier der Burschenschafter am 8. Mai angekündigt. Martin Graf, immerhin der dritte Präsident des Nationalrates, war beim Gedenktag nicht anwesend. Am 8. Mai am Heldenplatz war Graf natürlich dabei.
Warum hat Graf den Gedenktag geschwänzt? Eine erste Erklärung liefert ein Kommentar von Martin Graf, den er schon ein Jahr zuvor in „Zur Zeit“ (Nr. 9/10 ‑2010) abgeliefert hat: „An dieser Stelle gliedere ich mich ein in das Heer jener 44 Prozent der Österreicher, die zu manchen Themen lieber nicht sagen, was sie denken.”
Die „Wiener Zeitung” weiß dazu immerhin: „Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) fehlte – er war in Ungarn, hieß es.” (Wiener Zeitung, 6.5.2011) Ungarn ist noch sehr unbestimmt als Zielort. Deshalb fragen wir nach: War Martin Graf etwa in Budapest? Bei einem Repräsentanten von Jobbik, der antisemitischen und rechtsextremen Partei? Wurde bei den Gesprächen auch der historischen Ereignisse gedacht? Oder hat Martin Graf auch am 5. Mai in Ungarn seinen Sinnspruch beherzigt: Lieber nicht sagen, was man denkt?