Bad Tölz/ München: Die Jagdstaffel vor dem Kadi

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Die Mit­glie­der der Neo­na­zi-Kame­rad­schaft „Jagd­staf­fel D.S.T.“ (Deutsch, Stolz, Treu) posie­ren ger­ne in mar­tia­li­scher Pose  und mit schwar­zem Dress. Auf ihrer Home­page haben sie noch vor kur­zem für den „Day of Honour“ in Buda­pest mobi­li­siert, jetzt ist ihr Gäs­te­buch „under construction“.

Das bay­ri­sche Innen­mi­nis­te­ri­um muss­te schon mehr­mals über die „Jagd­staf­fel“ Aus­kunft geben: „Groß­teils straf­recht­lich bereits in Erschei­nung getre­ten“ (Süd­deut­sche, 26.1.2011). War­um das bay­ri­sche Innen­mi­nis­te­ri­um aller­dings dar­auf beharrt, dass es kei­ne Anhalts­punk­te für eine Ver­bin­dung zwi­schen der in der BRD ver­bo­te­nen „Blood & Honour“ und der „Jagd­staf­fel“ gebe, bleibt schlei­er­haft. Die Jagd­staff­ler posie­ren vor einem „B & H“-Banner, ihre Mtglie­der tra­gen „B & H“-T-Shirts und fah­ren zum Groß­auf­marsch von „B & H“, zum „Day of Honour“ in Budapest.

Am 31.12. 2009 wur­de die Jagd­staf­fel in Gerets­ried gegrün­det, unser alter Freund Bil­ly L. zeich­net für ihre Home­page ver­ant­wort­lich. Auch für jene der Neo­na­zi-Grup­pe „Natio­na­le Soli­da­ri­tät Bay­ern“ (N.S.B.), die erst vor kur­zem etwas schwuls­tig ihre Selbst­auf­lö­sung bekannt­ge­ge­ben hat, stan­des­ge­mäß auf thiazi.net:

Nach­dem wir intern lan­ge Dis­kus­sio­nen geführt haben und nun erfreu­li­cher­wei­se die Ent­wick­lung sehen, dass in Bay­ern end­lich wie­der eine Ver­ei­ni­gung der Frei­en Sze­ne dank eines wie­der zu uns nach Bay­ern gekehr­ten Kame­ra­den mög­lich erscheint, haben wir uns in letz­ter Instanz dazu ent­schlos­sen, die NSB im Sin­ne des All­ge­mein­wohls Aller auf­zu­lö­sen, um kei­nen neu­en sinn­lo­sen Streit durch gewis­se Grup­pen in die­ser aus unse­rer Sicht sehr posi­ti­ven Ent­wick­lung hervorzurufen.

Wer ist der geheim­nis­vol­le Mann, dem die N.S.B. zutraut, die zer­strit­te­ne Sze­ne der bay­ri­schen Nazis einen zu kön­nen? Es dürf­te Mar­tin Wie­se sein, der am 6.9.2003 wegen eines geplan­ten Spreng­stoff­an­schlags auf das Jüdi­sche Kul­tur­zen­trum ver­haf­tet und zu sie­ben Jah­ren Haft ver­ur­teilt wur­de. Seit eini­gen Mona­ten ist der Neo­na­zi, der vor sei­ner Ver­haf­tung die „Kame­rad­schaft Süd“ gelei­tet hat, wie­der frei – und fin­det einen zer­strit­te­nen Hau­fen vor. Mit dem Nim­bus des poli­ti­schen Mär­ty­rers und der auf­rech­ten Gesin­nung („nichts an mei­ner Ein­stel­lung zu Füh­rer, Volk und Vater­land geän­dert“) aus­ge­stat­tet, könn­te Wie­se das Kunst­stück ver­su­chen. Auch sein frü­he­rer Stell­ver­tre­ter und Nach­fol­ger Nor­man Bord­in, der übri­gens aus­ge­zeich­ne­te Kon­tak­te in die (ober)österreichische Neo­na­zi-Sze­ne auf­ge­baut hat, in den letz­ten Jah­ren aller­dings eine Schlag­sei­te zur NPD hin auf­wies, dürf­te mit von der Par­tie sein – und eben auch Bil­ly, der jetzt nicht mehr mit sei­ner N.S.B., wohl aber mit der „Jagd­staf­fel“ Sup­port geben kann.

Zuletzt stand Bil­ly, der gute Kon­tak­te nach Salz­burg und Kärn­ten hat, aller­dings mit Kame­ra­den von der Jagd­staf­fel wie­der ein­mal vor dem bay­ri­schen Kadi. Im Vor­jahr hat­ten sie eine Schlä­ge­rei pro­vo­ziert , ver­bun­den mit einer ordent­li­chen Alko­ho­li­sie­rung. Jeden­falls schlu­gen sie nach der Schlä­ge­rei noch ein­mal zu. Mit Tele­skop-Schlag­stö­cken wur­den wei­te­re Unbe­tei­lig­te nie­der­ge­mäht und schwer ver­letzt. Die mil­den Urtei­le: 15 Mona­te für Bil­ly, jeweils ein Jahr für die zwei wei­te­ren Ange­klag­ten – bei allen bedingt.