Straches Burschi-Biertrommel in Yad Vashem

Heinz Chris­t­ian Stra­che in Yad Vashem, der israelis­chen Holo­caust-Gedenkstätte: Die „Kro­ne“ schilderte in ihrer Hof­berichter­stat­tung einen tief beein­druck­ten frei­heitlichen Parte­ichef. Aber Stra­che war nicht zum ersten Mal in Yad Vashem. 2005 stellte er sich als ein sehr eifriger Besuch­er von Holo­caust- bzw. KZ-Gedenkstät­ten dar.
Fal­ter: „Schon ein­mal Mau­thausen besucht?”
Stra­che: „Ja, ich glaube ein­mal. Ich war auch ein­mal in Dachau, und ich glaube auch in Auschwitz und Yad Vashem.“ (Fal­ter, 19.10.2005)

Pro­fil fragt nach (31.10.2005):
Pro­fil: „In einem Inter­view mit dem „Fal­ter“ sagen Sie, Sie glauben, Sie haben die Holo­caust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht. Wis­sen Sie das wirk­lich nicht mehr?“
Stra­che: „Ich habe es anders gesagt: Ich war mir nicht sich­er, ob ich auch wirk­lich in Auschwitz gewe­sen bin, weil ich die zahlre­ichen Lager nicht mehr auseinan­der hal­ten kon­nte. In Yad Vashem war ich sich­er, im Jahr 2002.“

Man kön­nte jet­zt fra­gen, was den Parte­ichef ein­er von vie­len als recht­sex­trem eingeschätzten Partei antreibt, sich mit geglaubten oder tat­säch­lichen KZ-Besuchen zu schmück­en. Wichtiger noch scheint uns allerd­ings die Frage, warum Stra­che aus­gerech­net in der Holo­caust-Gedenkstätte mit der Kopf­be­deck­ung von deutschna­tionalen Burschen­schaftern, der „Biertrom­mel“ sein­er pen­nalen Burschen­schaft Van­dalia, aufzu­tauchen? Der Beitrag eines israelis­chen TV-Senders zeigt Bilder von Stra­ches Besuch in Yad Vashem, bei denen klar zu erken­nen ist, dass Stra­che die „Biertrom­mel” am Kopf hat.


Stra­che mit Biertrom­mel in Yad Vashem

Im ersten Moment und für in den Rit­ualen und Sym­bol­en der Burschen­schafter ungeübte Betra­ch­terIn­nen mag der Ein­druck entste­hen, Stra­che trage eine Kip­pa am Kopf. Die ist es aber nicht, son­dern die „Biertrom­mel“, eine Kopf­be­deck­ung, die Burschen­schafter nur intern auf der Bude tra­gen (im Unter­schied zum Cerevis).


Das Sym­bol der Vandalia

Warum hat Stra­che bei einem Israel-Besuch seine Biertrom­mel mit, warum trägt er sie aus­gerech­net in Yad Vashem solange am Kopf, bis ihm Ayoob Kara, Vizem­i­nis­ter der Likud-Regierung, ins Ohr säuselt, sie abzunehmen?


Stra­ches Bier­tonne und das (gedrehte) Sym­bol der Vandalia

Über den Besuch Stra­ches bei recht­sex­tremen und ultra­religösen Siedlern gibt es nicht nur in Israel geteilte Ansicht­en, son­dern auch in der FPÖ und bei den heimis­chen Neon­azis (wir haben darüber berichtet). Die „Biertrom­mel“ der „Van­dalia“ in Yad Vashem wird zumin­d­est von Teilen der heimis­chen Burschen­schafter als Code gese­hen: „Der ste­ht sog­ar in Yad Vashem zu sein­er Gesin­nung, der traut sich was!” Im „Kuri­er“ wird Andreas Mölz­er mit dem beze­ich­nen­den Satz zitiert: „Stra­che ist nicht Gian­fran­co Fini.“ Der ital­ienis­che Par­la­mentspräsi­dent, der sich von neo­faschis­tis­chen Posi­tio­nen in den let­zten Jahren deut­lich ent­fer­nt hat, gilt in der recht­sex­tremen Szene als Ver­räter. Dem Satz von Mölz­er ist nichts hinzuzufügen.

Die pen­nale Burschen­schaft Van­dalia, der Stra­che ange­hört, ist aus dem Ver­band der Vere­ine Deutsch­er Stu­den­ten (VVDSt) her­aus ent­standen. Der VVDSt war klar durch seine strikt anti­semi­tis­che Hal­tung positioniert.

Doch unter den Recht­en set­zt es trotz des Beruhi­gungsver­suchs von Mölz­er zum Teil harte Worte für Stra­che. Im „SOS Österreich“-Blog (sosheimat) gibt es in ein­er hitzig geführten Diskus­sion neben eini­gen Pro-Stim­men für Stra­che auch Stim­men gegen seinen Israel-Besuch. Eine „Brit­ta“ schreibt: „Das Meiste, das Israel mit uns gemein­sam hat, ist unser Geld ‑es war mal unseres, jet­zt ist es ihres ..“ und „Fin­ger weg von den Juden, denn die bleiben schneller unre­versibel dran kleben, als man glauben möchte.“

Bei solch starken Worten kann es sich „Har­tung“ natür­lich nicht verkneifen und beschw­ert sich bit­ter­lich über „diese eine andere Reli­gion”. User „Hier­lan­der“ spricht dann das aus, was sich wohl einige denken dürften: „Wie sieht es mit dem Exis­ten­zrecht von Öster­re­ich aus? Unsere selb­ster­nan­nten ‚Eliten’ stellen dieses gemein­sam mit jüdis­chen Organ­i­sa­tio­nen schon lange in Frage. Anson­sten wür­den sie diesen mohammedanis­chen Wüsten­par­a­siten nicht ständig in den Arsch kriechen.” Jüdis­che Organ­i­sa­tio­nen, die das Exis­ten­zrecht Öster­re­ichs in Frage stellen? „Mohammedanis­che Wüsten­par­a­siten”? Ja, das ist die Welt des kleinen recht­en Mannes!

Siehe auch:
Von allen Seit­en bedro­ht und ver­fol­gt: Die Lebenswelt des recht­sex­tremen Mannes
derstandard.at — Stra­che, Bier­ton­nen und das Heilige Land