Heinz Marolt war so einer, den das Glück kurzfristig ansprang. Der Hotelier aus St. Kanzian führte am Klopeiner See einen 500-Betten-Betrieb und eine Bar, deren Name Programm war: die „Blaue Lagune“, wo sich die Parteigranden trafen.
Wie „News“ in seiner neuen Ausgabe (Nr. 38/2010) berichtet, ging es dem Neo-Abgeordneten wirtschaftlich nicht besonders gut: „Mitte der 90er-Jahre beträgt sein Obligo bei der Hypo insgesamt rund 95 Millionen Schilling. Diese Schulden steigen bis 1997 auf 127 Millionen Schilling an. Kurz vor seinem politischen Durchbruch wird eine ‚Sanierung‘ mit der Bank verhandelt.“
Wie „News“ weiter berichtet, erstellte der Wirtschaftsanwalt Johann Quendler ein Gutachten, das „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Zahlungsunfähigkeit“ feststellte. Logische Konsequenz wäre eigentlich ein Insolvenzantrag durch die Bank gewesen. Doch die Bank reagiert völlig anders: Sie saniert das Unternehmen und den zukünftigen Politiker dadurch, indem sie auf insgesamt 30 Millionen Schilling verzichtet (15 Millionen als Schuldnachlass, 15 Millionen als Besserungskapital). Damit konnte das neue FPÖ-Sternchen Marolt ohne Belastung durch eine drohende Insolvenz in die Haider’sche Umlaufbahn eingebracht werden, um nach kurzer Zeit wieder zu verglühen.
Am 16.8.1999 gab nämlich Marolt gemeinsam mit zwei weiteren FPÖ-Abgeordneten, Elfriede Madl und Anton Blünegger, eine Unterstützungserklärung für die Lugner-Liste „Die Unabhängigen“ ab und seine Kandidatur für diese Liste bekannt. Der FPÖ-Klub schloss Marolt (und die anderen) umgehend aus. Den Parteiwechsel erklärte die FPÖ damit, dass sie Marolt für die bevorstehenden Nationalratswahlen nicht mehr nominiert habe, weil Marolt seine Vermögensverhältnisse nicht offengelegt habe. Marolt konterte mit einem Schreiben seines Steuerberaters, in dem laut „Kleine Zeitung“ bestätigt wird, dass Marolts Betrieb das Jahr1998 positiv abschließen werde und alle Schulden pünktlich bezahle. Marolt behauptete ausserdem, dass er die Unterlagen für 1997 Haider persönlich übergeben habe.
Da wird die Geschichte interessant. Zu Beginn1997 hatte der Betrieb schließlich noch 127 Millionen Schilling in der Kreide. Und dann gab es – wie die „Krone“ (28.2.98) berichtete, Anfang 1998 noch eine anonyme Anzeige gegen den Tourismusverband St. Kanzian, in dem auf Ungereimtheiten bei einer Prüfung der Verbandsfinanzen verwiesen und der Verdacht der Untreue formuliert wurde.
Heinz Marolt, damals Tourismusreferent, tat die Anzeige als plumpen Versuch, den Verband anzuschwärzen, ab. Über Ergebnisse der Ermittlungen gibt es keine Pressemeldungen mehr. Vier Monate später war Marolt Abgeordneter in einem FPÖ-Klub, der gerade seine turbulenteste Zeit durchlebte: die Affäre Rosenstingl, dessen Flucht, die Verhaftung des NÖ-Klubobmanns Gratzer, der Rücktritt der Abgeordneten Mentil und Schreiner im Mai 1998, ihr Ersatz durch die Kürzest-Zeit Abgeordneten Trenk und Leutgöb, die nach nur fünf Tagen im Parlament wieder ausschieden – da konnte die FPÖ keine weitere Affäre brauchen.
Jetzt ist jedenfalls Wolfgang Kulterer, der frühere Chef der Hypo Alpe-Adria, mit dem Verdacht der Untreue konfrontiert, weil er 30 Millionen Schilling, für die die SteuerzahlerInnen herhalten müssen, an den faktisch insolventen Betrieb verschenkt haben soll. Mal sehen, ob da nicht noch weitere Verdächtige auftauchen.
(Quelle: News, 23.9.2010, Nr. 38)
Siehe auch: FPÖ & Kriminalität