Sie tut sich etwas schwer, die Zeitschrift „alles roger?“. Trotz Gratislieferung an Haushalte kommt das Medienprodukt nicht wirklich vom Fleck. Die Facebook-Seite von „alles roger?“ wirkt ziemlich trostlos und verlassen und die neue Nr. 5 setzt einfach das Verschwörungsgeschwurbel der vorherigen Ausgaben fort. Kein Zufall, glauben wir, denn Ronnie Seunig, der Herausgeber, hat sich schon 2003 im „Trend“ als Verschwörungs – und Hitlerfan geoutet.
Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) hat in seinem Beitrag „alles roger? mit Antisemitismus“ schon kurz darauf hingewiesen, dass Ronnie Seunig, der Herausgeber des Magazins, schon im Jahr 2003 als offener Verteidiger von Adolf Hitler aufgefallen ist.
Bei einem Interview mit der Zeitschrift „trend“ (Nr. 11/2003), das fast bis zum bitteren Ende entspannt verlief, richtete sich der Blick des Redakteurs „kurz vor der Abreise….. eher zufällig gegen die Decke“ :
„Links neben der Glühbirne ein Profil im Schattenriss. Hitler. Achtung.Halt.“ (Trend 11/2003)
Was Ronnie Seunig, der Besitzer und Erfinder von „Excalibur“, dem Duty-Free-Paradies an der österreichisch-tschechischen Grenze, dann in der Folge von sich gab, ist das, was üblicherweise bekennenden Nationalsozialisten von den Lippen kommt: “Es war nicht alles schlecht, und obwohl man es nicht sagen darf, war zum Beispiel seine Beschäftigungspolitik wirklich gut, das stimmt einfach“.
Mit freundlicher Genehmigung von „trend“ veröffentlichen wir den Beitrag über Ronnie Seunig hier vollständig – samt Deckenbild mit Hitler.
Mit freundlicher Genehmigung von „trend“. Ausgabe trend 11/2003, Fotos: trend/Renè Prohaska/Heidi Michel-Debor
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Die Veröffentlichung von „trend“ hat 2003 kurzfristig für öffentliche Aufmerksamkeit und einige bissige Kommentare gesorgt: “Sie trauen sich wieder“, schrieb etwa Hans Rauscher in seinem „Einserkastl“ im „Standard“ (30.10. 2003) und im „profil“ (3.11.2003) betitelte Sven Gächter seinen Kommentar mit „Man trägt wieder Braun“.
Möglicherweise war es das Glück des Hitler-Fans Seunig damals, dass seine Lobeshymnen auf Hitler etwas verdeckt wurden durch die eines anderen „Einschlägigen“. John Gudenus, Bundesrat der FPÖ, hatte in einem Leserbrief an „profil“ den Holocaust mit der Fristenlösung verglichen und behauptet, dass durch die Abstimm-Mörder auf den Parlamentsbänken zehnmal mehr Menschen umgebracht würden als durch die Schreibtisch-Täter a la Eichmann.
Seunig selbst versuchte in einer Presseaussendung zu kalmieren: „Mich als Verehrer des gesamten Politik Hitlers darzustellen erweckt einen völlig falschen Eindruck “. Wie wär’s mit Teilen der Politik Hitlers? Immerhin wiederholte Seunig damals auch die alten Nazi-Lügen über den Kriegsbeginn: „Das stimmt alles nicht, er war es nicht, der den Krieg angefangen hat, man hat Hitler provoziert“ (trend).
Die Sozialistische Jugend zeigte Seunig damals an, die Grünen regten eine strafrechtliche Prüfung seiner Aussagen durch die Staatsanwaltschaft an. Ohne Konsequenz für Seunig, der dem „trend“ gegenüber damals schon die USA für die Zerstörung der Türme des World Trade Center verantwortlich machte („selbst inszeniert“).In „alles roger?“ Nr. 4 wird dieser Schwachsinn als „9/11-Lüge“ wiederholt.
Auch sonst dürfte sich der Ronnie Seunig gesinnungsmäßig gegenüber 2003 nicht weiterentwickelt haben.