Linz: Freiheitliche Bombenüberraschung!

Lesezeit: 3 Minuten

Das ist ja eine Bom­ben­über­ra­schung im Neu­en Jahr! Wie die Tages­zei­tung „Öster­reich“ in ihrer Aus­ga­be vom 8.Jänner 2013 mel­det, wur­de der Lin­zer FPÖ-Poli­ti­ker Robert H. in Unter­su­chungs­haft genom­men, weil er jah­re­lang als Waf­fen­schie­ber tätig gewe­sen sein soll.

„Öster­reich“ beschreibt Robert H. als FPÖ-Poli­ti­ker, Ex-Gemein­de­rat, ehe­ma­li­gen Berufs­sol­da­ten und Grün­der des Ver­eins WIKUL, der auch eine Füh­rungs­rol­le im Witiko­bund habe. Damit wis­sen nicht nur Lin­ze­rIn­nen, wer der Robert H. ist, son­dern auch die über die Füh­rungs­eta­ge des Witi­ko-Bun­des infor­mier­ten Lese­rIn­nen von „Stoppt die Rech­ten”. In der par­la­men­ta­ri­schen Anfra­ge­be­ant­wor­tung ist zu lesen, dass Robert Hau­er im Jahr 2003 zum Stell­ver­tre­ter des dama­li­gen Vor­sit­zen­den Mar­tin Graf im Witiko­bund Öster­reich bestellt wur­de. Seit 2007 ist Hau­er, ein pen­sio­nier­ter Berufs­sol­dat, Vor­sit­zen­der des Witiko­bun­des. Sei­ne Stell­ver­tre­ter sind aktu­ell der FPÖ-Lan­des­rat Man­fred Haim­buch­ner und der Lin­zer FPÖ-Gemein­de­rat Horst-Rudolf Übelacker.


oe24.at — FPÖ­ler als Waffen-Dealer

Gegen Robert Hau­er wur­de laut „Öster­reich“ mona­te­lang ermit­telt. Fest­ge­nom­men wur­de er schon Mit­te Dezem­ber, als er einem ein­schlä­gig vor­be­straf­ten Geschäfts­mann aus der Schweiz in Lust­en­au acht Glock-Pis­to­len ver­kau­fen woll­te. Bei den Ein­ver­nah­men gestand der Lin­zer wei­te­re ille­ga­le Waf­fen­ver­käu­fe, so z.B. Pump­guns, Pis­to­len und eine Hand­gra­na­te.  Bei Haus­durch­su­chun­gen fan­den die Ermitt­ler dann drei schar­fe Hand­gra­na­ten, drei Maschi­nen­pis­to­len und Tau­sen­de Schuss Muni­ti­on. Als Motiv für den Waf­fen­han­del nann­te der „Kurier“ Schul­den im sechs­stel­li­gen Bereich.

Die Schul­den sind natür­lich kei­ne idea­le Vor­aus­set­zung, um ein „Netz­werk von gemein­nüt­zi­gen Ver­ei­nen und Exper­ten unter­schied­li­cher Berufs­fel­der“ auf­zu­zie­hen: „WIKUL“ heißt der Ver­ein für regio­na­le und grenz­über­schrei­ten­de Ent­wick­lung von Wirt­schaft und Kul­tur, den Hau­er im Jahr 2010 grün­de­te und dem er seit­her eben­falls als Obmann vor­steht. Im Novem­ber 2012 berich­tet die Bezirks­rund­schau Linz über ein Hilfs­pro­jekt des Ver­eins WIKUL, mit dem zwei Per­so­nen in Ungarn (nähe­re ört­li­che Anga­ben feh­len) unter­stützt wer­den sollten.

„Öster­reich“ berich­tet aller­dings, dass nach Ein­schät­zung der Ermitt­ler die Hilfs­ak­tio­nen nur „Tar­nung“ gewe­sen sei­en: „Eben aus jenen Län­dern bezog der Lin­zer die Waf­fen, mit denen er schwung­haft han­del­te.“ (Öster­reich)


Robert Hau­ers „Hilfs”-Verein WIKUL

Der Ver­ein hat­te auch noch ande­re Geschäfts­fel­der: etwa die Ver­mitt­lung von „hand­ver­le­se­nen und deutsch­spra­chi­gen Pfle­ge­rin­nen aus unter­schied­li­chen öster­rei­chi­schen Nach­bar­län­dern“: ab „39,90 Euro pro Tag“. So erhal­ten wir wenigs­tens eine Ahnung davon, unter wel­chen Bedin­gun­gen einem frei­heit­li­chen Poli­ti­ker der Arbeits­kräf­teim­port genehm ist.

Robert Hau­er war von 1997 bis 2009 FPÖ-Gemein­de­rat in Linz und „setz­te sich beson­ders für die zivi­le Lan­des­ver­tei­di­gung und die inne­re kom­mu­na­le Sicher­heit ein. Wei­te­re Anlie­gen Hau­ers waren die Belan­ge der Sude­ten­deut­schen sowie der Ver­kehr“, wie die Lin­zer Rat­haus-Kor­re­spon­denz anläss­lich der Ver­lei­hung des Gro­ßen Ehren­zeich­nens der Stadt Linz an den ver­dien­ten Kämp­fer für die inne­re Sicher­heit fest­hielt. Seit 2009 sitzt sein Stell­ver­tre­ter im Witiko­bund, Horst-Rudolf Übela­cker, für die FPÖ im Gemein­de­rat. Apro­pos Witiko­bund: In der par­la­men­ta­ri­schen Anfra­ge zum rechts­extre­men Witiko­bund wer­den auch die engen Kon­tak­te zwi­schen Witiko­bund und dem neo­na­zis­ti­schen Bund frei­er Jugend (BfJ) beschrieben:

In Öster­reich ist eine enge Zusam­men­ar­beit zwi­schen Witiko­bund und dem neo­na­zis­tisch ori­en­tier­ten Bund Frei­er Jugend (BfJ) bekannt­ge­wor­den: im Jahr 2005 ver­teil­te der BfJ Flug­blät­ter des Witiko­bun­des und nahm 2006 auch an einer Ver­an­stal­tung des WBÖ teil. Im Aus­tausch dafür erschien in den „Witikobriefen“(1/06) ein sehr wohl­wol­len­der Bericht über die neo­na­zis­ti­schen Aktio­nen des BfJ.

Über wen lief die­se enge Zusam­men­ar­beit? „Öster­reich“ nann­te schon in ihrer Aus­ga­be vom 11.2.2011 Hau­er als frü­he­ren Akti­vis­ten des BfJ.

Ob Hau­er auch für die beschrie­be­ne Zusam­men­ar­beit zwi­schen Witiko­bund und BfJ ver­ant­wort­lich war? Wir hal­ten hier jeden­falls der Voll­stän­dig­keit hal­ber fest, dass Hau­er laut „Öster­reich“ „jah­re­lan­ger ille­ga­ler Waf­fen­han­del“ vor­ge­wor­fen wird. Im übri­gen gilt natür­lich die Unschuldsvermutung.