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Arische Häfenbrüder

Ob das Kür­zel AD bei AD Jail Crew für Aryan Defen­se oder für Aryan Divi­sion steht, ist eigent­lich ziem­lich egal. Hin­ter dem Namen steht jeden­falls eine Grup­pe von Neo­na­­zi-Häfen­­­brü­­dern, die sich vor rund einem Jahr gegrün­det hat und jetzt von den deut­schen Behör­den „ent­deckt“ wur­de. Inter­es­sant sind dabei die Ver­bin­dun­gen zur Rocker-Sze­ne. Als Grün­der der […]

11. Apr 2013

Als Grün­der der brau­nen Häfen­trup­pe gilt der hes­si­sche Neo­na­zi Bernd Töd­ter, der auch auf einer mitt­ler­wei­le auf 129 Per­so­nen ange­wach­se­nen Lis­te von Kon­takt­per­so­nen des NSU auf­scheint. Töd­ter (mehr zu ihm auf Blick nach Rechts) war schon wegen der Tötung eines Obdach­lo­sen inhaf­tiert und sitzt der­zeit eine ande­re Haft­stra­fe in der Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt Hün­feld ab. Von dort star­te­te er auch den Auf­ruf zur Unter­stüt­zung AD Jail Crew, der im Okto­ber des Vor­jah­res in dem Rocker­blatt Bikers News erschie­nen ist.


Stel­lungs­nah­me der „AD Jail Crew”

Seit die­sem Zeit­punkt war die AD Jail Crew sozu­sa­gen amts­be­kannt. Dan­kens­wer­ter­wei­se zähl­te Töd­ter in sei­nem Auf­ruf auch gleich jene Jus­tiz­voll­zugs­an­stal­ten auf, in denen schon Kon­tak­te der brau­nen Häfen­trup­pe existierten.

Die säch­si­sche Abge­ord­ne­te Kers­tin Köditz stell­te des­halb im Jän­ner 2013 eine Anfra­ge an den säch­si­schen Jus­tiz­mi­nis­ter, erhielt aber nur die „eben­so lapi­da­re wie pein­li­che Ant­wort“ (Köditz), dass das Minis­te­ri­um kei­ne Kennt­nis­se über das Trei­ben der brau­nen Häfen­brü­der habe.

Das Netz­werk, das bezeich­nen­der­wei­se am 20. April 2012 gegrün­det wur­de, könn­te ins­ge­samt eine erkleck­li­che Zahl von Neo­na­zis und Rockern erfasst haben. Jetzt haben die hes­si­schen Jus­tiz­be­hör­den, die im Gegen­satz zu ihren säch­si­schen Kol­le­gen doch gewis­se Kennt­nis­se hat­ten, gehan­delt und über Zel­len­durch­su­chun­gen und Ver­le­gun­gen ers­te Maß­nah­men gesetzt. Durch die Aktio­nen erhiel­ten die Behör­den offen­sicht­lich auch Kon­takt­lis­ten, in denen u.a. Bea­te Zsch­ä­pe ange­führt war. Von ande­ren Kon­tak­ten zu dem NSU-Hel­fer Ralf Wohl­le­ben berich­tet die Frank­fur­ter Rund­schau.

Wesent­li­cher als even­tu­el­le Kon­tak­te zu Zsch­ä­pe und Wohl­le­ben sind aller­dings die immer enge­ren Ver­bin­dun­gen zwi­schen der mili­tan­ten Neo­na­zi-Sze­ne und den Rocker- bzw. Biker-Klubs. Schon seit Jah­ren sickern Neo­na­zis in die diver­sen Biker-Grup­pen ein bzw. gibt es gemein­sa­me kri­mi­nel­le Akti­vi­tä­ten vor allem im Rot­licht-Bereich (Objekt 21 ist dafür ein gutes Beispiel).


„AD Jail Crew” grenzt sich von ande­ren „Gefan­ge­nen­hil­fen” ab

Auch ein ande­rer Punkt ist beach­tens­wert: Die AD Jail Crew hat „die Schnau­ze voll von sog. Gefan­ge­nen­hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, die meist von irgend­wel­chen selbst­er­nann­ten Päd­ago­gen o.ä. ohne irgend­wel­che Haf­t­er­fah­rung gelei­tet wer­den“ (aus dem Schrei­ben von Töd­ter). Das ist zumin­dest ver­bal eine deut­li­che Abgren­zung zu jenen neo­na­zis­ti­schen Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, die in der Nach­fol­ge der 2011 in Deutsch­land ver­bo­te­nen Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on für natio­na­le poli­ti­sche Gefan­ge­ne ent­stan­den sind: der Gefan­ge­nen­Hil­fe, die über Schwe­den orga­ni­siert wird, und der Grup­pe White Pri­soner. Dane­ben gibt und gab es (auch schon in frü­he­ren Jah­ren) Spen­den­pro­jek­te für inhaf­tier­te Neo­na­zis, bei denen selbst in der brau­nen Sze­ne umstrit­ten war, wohin die gesam­mel­ten Spen­den­gel­der flie­ßen. Mit dem Ver­weis auf staat­li­che Repres­si­on lässt sich Geheim­hal­tung wun­der­bar recht­fer­ti­gen und Trans­pa­renz bei den gesam­mel­ten Spen­den­gel­dern vermeiden.

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