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Heinis Fall

Hein­rich „Hei­ni“ Stau­din­ger hat sei­ne Ver­diens­te. In der Ver­gan­gen­heit. 1979 war er Grün­der der Lis­te PUM (Par­tei für Umwelt­schutz und Mensch­lich­keit) in Schwa­nen­stadt (OÖ). Jah­re spä­ter dann als Grün­der und Mehr­heits­ei­gen­tü­mer der Wald­viert­ler Schuh­werk­statt (GEA), wo er wegen einer Crow­d­­fun­­ding-Akti­on einen hef­ti­gen Fight mit der Finanz­markt­auf­sicht aus­focht. Beim Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten Stau­din­ger wer­den aller­dings die Schat­ten­sei­ten deutlich […]

5. Okt 2022

Hit­ler oder Lenin? 

Eigent­lich gab es schon 2014 ein ernst­haf­tes Warn­zei­chen. Damals war auf der Fir­men-Web­site der GEA das Zitat „Die Men­schen wer­den jede Lüge glau­ben, vor­aus­ge­setzt, sie ist groß genug“ mit dem Zusatz, dass das ein Hit­ler-Spruch sei, zu lesen. Unkommentiert.

Hitler-Zitat auf der GEA-Website (Mai 2015)
Hit­ler-Zitat auf der GEA-Web­site (Mai 2015)

Den dar­auf fol­gen­den Shit­s­torm und die Fra­ge nach dem War­um kom­men­tier­te der Chef­re­dak­teur der haus­ei­ge­nen GEA-Zeit­schrift „Brenn­stoff“, Moreau, mit dem lapi­da­ren und eben­so pro­vo­ka­ti­ven Satz: „Die kur­ze Ant­wort lau­tet: weil es wahr ist” (kurier.at, 8.5.2014). Hei­ni Stau­din­ger ent­schul­dig­te sich danach für den „miss­ver­ständ­li­chen“ Spruch und mein­te: „Hät­ten wir unter das Zitat ‚Groß­meis­ter der Lüge‘ geschrie­ben, hät­ten wir uns die gan­ze Debat­te erspart.

Eigent­lich wäre damit die Ange­le­gen­heit eini­ger­ma­ßen abge­tan, wäre da nicht der Wahl­kampf, wo der Hei­ni als Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat von Corin­na Mil­born auf puls24 zu der alten Sache befragt wird und sich in einen wil­den Wir­bel hin­ein­re­det. Auf die Fra­ge, wer oder was damit eigent­lich gemeint sei, ver­sucht sich Stau­din­ger in einer neu­en Erklä­rungs­va­ri­an­te. Er habe jetzt noch ein­mal nach dem Ursprung des Zitats gesucht und Lenin, nicht Hit­ler, als Urhe­ber gefun­den. Das ist dreist! Wir haben auch gegoo­gelt und kei­nen ein­zi­gen Ver­weis auf Lenin gefun­den, dafür vie­le mit Hit­ler als Autor. Das Pro­blem dabei: Die – sel­ten, aber doch – ange­ge­be­ne Quel­le, dass das Zitat aus „Mein Kampf“ stam­me, ist nach­weis­lich falsch. Ver­mut­lich gibt es auch kei­nen Hit­ler als Autor die­ses Zitats, das so dumm wie zynisch ist. War­um fin­det der Hei­ni da nicht raus?

Staudinger auf puls24 bei Milborn (28.9.22)
Stau­din­ger auf puls24 bei Mil­born (28.9.22)

… oder Ken Jebsen?

Das wird klar, als ihn Mil­born zu dem rech­ten anti­se­mi­ti­schen Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gen Ken Jeb­sen befragt. Wir geben hier kei­ne nähe­ren Erläu­te­run­gen zu Jeb­sen, ver­wei­sen nur auf den umfang­rei­chen und gut doku­men­tier­ten Wiki­pe­dia-Ein­trag zu ihm und dem aus­ge­zeich­ne­ten Pod­cast „Cui Bono: WTF hap­pen­ed to Ken Jeb­sen“, in dem auch sei­ne Ent­wick­lung nach­ge­zeich­net wird.

Jeb­sen hat Stau­din­ger 2017 besucht und ihn für sei­ne Serie „Die Macher“ auf Ken­FM inter­viewt. Sta­din­ger war schon damals sehr begeis­tert über Jeb­sen und hat ihn bzw. Ken­FM sehr ver­tei­digt. Ken­FM, das sei­ne Web­vi­de­os über You­Tube hoch­ge­la­den hat, gibt’s seit 2021 nicht mehr. Zuvor wur­de Ken­FM dau­er­haft von You­Tube gesperrt – ein mas­si­ver finan­zi­el­ler Ein­bruch für Jeb­sen, der von den zahl­rei­chen Spen­den der User*innen und von den Wer­be­ein­nah­men aus­ge­zeich­net leben konnte.

Ken Jebsen bei Staudinger im Okt. 2017 (Screenshot FB GEA)
Ken Jeb­sen bei Stau­din­ger im Okt. 2017 (Screen­shot FB GEA)

Doch dar­um ging’s nicht bei „Mil­born“, wo Stau­din­ger bloß um sein (posi­ti­ves) Ver­hält­nis zu dem Ver­schwö­rer befragt wur­de. Wor­auf Stau­din­ger neu­er­lich zu einer Elo­ge auf Jeb­sen ansetz­te, auf des­sen Kanal „hau­fen­wei­se inter­es­san­te Sachen“ zu fin­den sei­en, „zum Bei­spiel ein ganz wich­ti­ger Den­ker, der Eugen Dre­wer­mann“.

… oder Eugen Drewermann?

Mit Eugen Dre­wer­mann ist es so ähn­lich wie mit Stau­din­ger: Der war ein­mal ein Schritt­ma­cher, aber das ist lan­ge her. Aus sei­nen letz­ten Jah­ren ist nur mehr ein poli­ti­scher Ver­fall ables­bar. Da wären ein­mal sei­ne Ver­schwö­rungs­er­zäh­lun­gen zur Coro­na-Pan­de­mie zu nen­nen, aber vor allem dann der „Neue Kre­fel­der Appell“ vom Novem­ber 2021, den Dre­wer­mann als Erst­un­ter­zeich­ner unter­schrie­ben hat. In die­sem Appell heißt es neben ande­ren Unge­heu­er­lich­kei­ten: „Eine noch grö­ße­re Gefahr geht von der ‚Impf‘-Kampagne aus – für Mil­li­ar­den von Men­schen. Dahin­ter steht die Stra­te­gie des ‚Gre­at Reset‘ des Forums der Super­rei­chen, das sich ‚Welt­wirt­schafts­fo­rum‘ nennt, mit dem der Kapi­ta­lis­mus über einen geziel­ten Zusam­men­bruch und einen ‚Neu­start‘ auf eine noch per­ver­se­re Stu­fe geho­ben wer­den soll.

… und die CIA!

Alles klar? Ist „Hei­ni“ auch schon auf dem „Gre­at Reset“-Trip? Das konn­te er in der Sen­dung von Corin­na Mil­born nicht mehr gefragt wer­den. Aber es reicht allein schon, was Stau­din­ger über die „Me Too“-Bewegung so ganz locker vom Hocker geplau­dert hat. Ein öster­rei­chi­scher Fil­me­ma­cher habe ihn dar­auf auf­merk­sam gemacht, dass deren For­de­run­gen und die der „poli­ti­schen Cor­rect­ness“ von der CIA ent­wi­ckelt wor­den sei­en, um Bünd­nis­se unter den Men­schen schwie­ri­ger zu machen. Dann ging es noch wei­ter, aber es reicht, nein dan­ke, Heini!

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Schlagwörter: Verschwörungsideologien | Wien |