Lesezeit: 2 Minuten

Wilders über Wilders

War­um das lesens­wer­te Inter­view, das der „Spie­gel“ mit Paul Wil­ders, dem Bru­der des nie­der­län­di­schen Rechts­au­­ßen-Poli­­ti­kers Geert Wil­ders, geführt hat, nur in eng­li­scher Spra­che kos­ten­los ver­füg­bar hält, wäh­rend es auf Deutsch kos­ten­pflich­tig ist, erschließt sich uns nicht. Was Paul Wil­ders über die Poli­tik sei­nes Bru­ders schreibt, hat auch nach der Par­la­ments­wahl in den Nie­der­lan­den Gül­tig­keit. Er […]

26. Mrz 2017

Er ist ein Meis­ter der kur­zen Bot­schaf­ten. Und in die­ser kom­ple­xen Zeit suchen vie­le Men­schen gera­de danach — nach einer ein­fa­chen poli­ti­schen Visi­on ohne Nuan­cen. Geert gibt sie ihnen. Er erschafft eine Iden­ti­tät: wir, das nie­der­län­di­sche Volk. Und Gegen­po­le: die Mus­li­me, die EU, die Eli­ten. Ter­ror­an­schlä­ge, Flücht­lin­ge und die Euro­kri­se sor­gen für Angst und Unzu­frie­den­heit. Mein Bru­der, die fran­zö­si­sche Popu­lis­tin Mari­ne Le Pen und ande­re nut­zen die­se Stim­mung und kom­men mit schein­bar ein­fa­chen Lösun­gen: weg mit den Migran­ten, Gren­zen dicht, raus aus der EU. Aber unse­re Pro­ble­me sind viel kom­ple­xer. Geert ver­kauft den Men­schen Illu­sio­nen. (Spie­gel 9/17)

So cha­rak­te­ri­siert Paul Wil­ders im Inter­view mit dem „Spie­gel (Nr. 9/2017) die Poli­tik sei­nes Bru­ders. Sehr ähn­lich urteil­te übri­gens Sven Petry, der von Frau­ke Petry geschie­de­ne Ehe­mann, über die Poli­tik der „Alter­na­ti­ve für Deutsch­land“ (AfD) in einem Inter­view, das er schon im Vor­jahr gege­ben hat: „Die AfD ver­spricht immer wie­der ein­fa­che Lösun­gen, aber es gibt in vie­len Din­gen kei­ne ein­fa­chen Lösun­gen“ (hier zitiert nach „Focus“). Zu dem Vor­ha­ben sei­ner Ex-Frau, den Begriff „völ­kisch“ wie­der posi­tiv beset­zen zu wol­len, merk­te Sven Petry, Pas­tor und CDU-Mit­glied, an: „Ich wüss­te nicht, wie man den Begriff ‚völ­kisch‘ posi­tiv beset­zen kann. Außer in der Pro­pa­gan­da­spra­che der Natio­nal­so­zia­lis­ten hat­te er nie eine posi­ti­ve Bedeu­tung.“ (Focus)

Noch ein­mal zum „Spiegel“-Interview von Paul Wil­ders, in dem er des­sen sozia­le Iso­la­ti­on und den „Tun­nel­blick“ sei­nes Bru­ders, für den es kei­ne Kom­pro­mis­se gäbe, auch in sei­nen fami­liä­ren Bezie­hun­gen beschreibt. Bei den sel­te­nen Fami­li­en­tref­fen wür­de nie über Poli­tik gespro­chen: „Alle wis­sen: Wür­den wir da eine Dis­kus­si­on anfan­gen oder ihn gar kri­ti­sie­ren, dann gin­ge er, und wir sähen ihn nie mehr wie­der, er wür­de alle Kon­tak­te abbre­chen.“ Weil Paul sei­nen Bru­der über Twit­ter kri­ti­siert hat, blo­ckiert ihn Geert dort: „So ist das mit ihm: Wer wider­spricht, der wird bestraft. Für Geert gibt es nur Schwarz oder Weiß, nichts dazwi­schen.

Update: Inzwi­schen ist das Inter­view mit Wil­ders ohne Pay­wall nach­zu­le­sen.

Keine Beiträge mehr verpassen: Email-Benachrichtigung aktivieren
abgelegt unter: Dokumentation