Am 3. April hat US-Präsident Trump den Direktor des Geheimdienstes NSA, Timothy Haugh, ohne Angabe von Gründen entlassen. Weitere leitende Geheimdienstler der NSA und des Rates für Nationale Sicherheit (NSC) wurden ebenso gefeuert. Am Vortag hatte eine Besprechung des Präsidenten mit der rechtsextremen Influencerin Laura Loomer stattgefunden, bei dem diese die Liste mit den Namen von Personen übergeben hat, die ihrer Meinung nach dem Präsidenten gegenüber illoyal seien. Loomer bestätigte das Treffen mit den Worten: „Es war eine große Ehre, Präsident Trump zu treffen und ihm die Ergebnisse meiner Recherchen zu unterbreiten.“ (nzz.ch, 4.4.25)
Trump, auf das Treffen angesprochen, bezeichnete Loomer als große Patriotin und sagte: „Sie gibt Empfehlungen ab, und manchmal höre ich auf diese Empfehlungen.“ (nzz.ch) Während Trump an anderer Stelle einen Einfluss von Loomer auf die Entlassungen wieder bestritt, gratulierte ihr dazu der Rechtsextremist Steve Bannon Loomer selbst kündigte weitere Veröffentlichungen von Mitarbeitern von Geheimdiensten an, die ihrer Ansicht nach illoyal zu Trump sind.
Wer ist Laura Loomer?
Die „New York Times“ hat schon in den vergangenen Jahren immer wieder über Loomers Aktivitäten berichtet und wirft ihr „zahlreiche rassistische, sexistische, homophobe und islamfeindliche Äußerungen“ (nytimes.com, 13.9.24; Übersetzung SdR) vor. Sie selbst (31) hat sich als „pro-weiße Nationalistin“ und „stolze Islamophobe“ bezeichnet. 2015, in ihrem letzten Studienjahr an einer katholischen Privatuniversität in Florida, nahm sie mit einer versteckten Videokamera Gespräche mit Beamten der Universität auf, in denen sie vorgeblich darüber sprach, eine Gruppe an der Universität gründen zu wollen, die den Islamischen Staat in Syrien und dem Irak unterstützen wolle.
Die Universitätsmitarbeiter hätten auf die IS-Unterstützergruppe durchaus positiv reagiert, behauptete James O’Keefe, der Gründer von „Project Veritas“, der dann das Videomaterial veröffentlichte. Die Universität reagierte heftig, suspendierte Loomer und erklärte, dass in den von ihr eingereichten Projektunterlagen nirgendwo der IS erwähnt, sondern eine Unterstützung von Studenten im Nahen Osten vorgetäuscht worden sei. Weder wurde die Universität von „Project Veritas“, Loomer oder O’Keefe zu den Vorwürfen befragt, noch wurden die Universitätsmitarbeiter darüber informiert, dass sie mit versteckter Kamera gefilmt wurden.
„Project Veritas“
Ihre Arbeit für „Project Veritas“ war der Einstieg in eine Art von „journalistischer“ Arbeit, bei der unter anderem durch Lockmethoden und Vortäuschen falscher Angaben Enthüllungen über linke bzw. liberale Personen und Institutionen produziert werden.
Eine der bezeichnenden Aktionen für die Arbeitsweise des extrem rechten „Project Veritas“ und von O’Keefe ist eine Aktion, die von Wikipedia mit „Auftreten als vorgebliches Vergewaltigungs-Opfer“ betitelt ist:
Der Washington Post gegenüber behauptete die Project-Veritas-Aktivistin Jaime Philips im November 2017, als Jugendliche vom republikanischen Senatskandidaten Roy Moore geschwängert worden zu sein und das Kind abgetrieben zu haben. Moore wurde zu dem Zeitpunkt von zwei Frauen vorgeworfen, gegen sie sexuell übergriffig geworden zu sein. Philips war als Lockvogel darauf angesetzt worden, Falschinformationen zu verbreiten, um die betroffenen Medien anschließend als Lügenpresse vorzuführen. Die Washington Post zeigte auf, dass sie Dutzende Journalisten über Politik ausgehorcht und Gespräche heimlich mitgeschnitten hatte. Project Veritas veröffentlichte die entsprechenden Videos, „wohl als Racheaktion auf die Post-Enthüllungen“, wie die Süddeutsche schrieb.
Donald Trump hatte schon vor seiner ersten Amtszeit als Präsident Gefallen an dieser Art von „Enthüllungen“ gefunden und wie die Milliardäre Thiel, Koch und Mercer das „Project Veritas“ finanziell unterstützt. 2021 wurde der Twitter-Account von „Project Veritas“ „dauerhaft“ suspendiert, im November 2022 aber von Elon Musk wiederhergestellt.
O’Keefe wurde im Februar 2023 aus seiner Führungsfunktion wegen finanzieller und anderer Missstände entfernt, im September 2023 stellte die Organisation ihre Operationen ein, im Dezember 2023 trat die frisch gewählte Vorstandsvorsitzende von ihrer Funktion zurück, nachdem sie „starke Beweise“ für illegale Aktionen und finanzielle Unregelmäßigkeiten entdeckt und den Strafbehörden angezeigt hatte.
Laura Loomer war schon viel früher aus dem „Project Veritas“ ausgeschieden, aber nicht, weil sie sich von dessen Methoden wirklich distanziert hätte. Sie arbeitete danach für den Geller-Report, Rebel News und Infowars von Alex Jones alles rechtsextreme Medienportale, voll von Verschwörungserzählungen und Fake-News. Mittlerweile betreibt Loomer ihre eigene Website „loomered“. Ihre Methode ist das Überrumpeln von Menschen mit unerwarteten, oft peinlichen Fragen (nytimes.com, 13.9.24) und nennt das „loomered“. Das sei dann vermeintlich die ungefilterte „Wahrheit“. Im Wahlkampf 2024 war sie deshalb auch eine der ersten und eifrigsten Stimmen zur Verbreitung der Lügengeschichte über Springfield (Ohio), dessen migrantische Bewohner*innen Katzen und Hunde verzehren würden. Donald Trump und J.D. Vance waren auch damals schon sehr erfreut über diese Form der Unterstützung.
➡️ Laura Loomer: Wikipedia
➡️ Guardian (29.11.17): Project Veritas: how fake news prize went to rightwing group beloved by Trump