Die Gründung der IPÖ war kaum verkündet, da distanzierten sich bereits die zwei neben dem Obmann Jobstmann in den Satzungen genannten Vorstandsmitglieder von der Partei: Schriftführerin und Kassier. Distanzierungen kamen postwendend auch von der Islamischen Glaubensgemeinschaft und der Türkischen Kulturgemeinde, die mit einer Religionspartei nichts zu tun haben wollen. Der FPÖ-Abgeordnete Hannes Amesbauer war sich dennoch nicht zu blöd dafür, „die Systemparteien ÖVP und SPÖ“ zu beschuldigen, „mit tatkräftiger Hilfe der NEOS und Grünen diese Entwicklungen nicht nur gefördert, sondern forciert“ (OTS, 24.6.24) zu haben.
Aber wie ist der Parteigründer, der ehemalige Schifffahrtskapitän Jobstmann (69) einzuschätzen? Als er 2022 zum zweiten Mal versuchte, für die Bundespräsidentschaft zu kandidieren, haben auch wir ihn als einen von vielen rechten Kandidaten, der aber frühzeitig „aus gesundheitlichen Gründen“ seine Kandidatur wieder zurückgezogen hat, kurz erwähnt.
Jobstmanns rechte FB-Freunde – auch aus der FPÖ
Jobstmann betreibt auch ein Facebook-Profil, dessen Beiträge allerdings nur für die rund 1.900 Freundschaften sichtbar sind – ein etwas unüblicher Modus für einen Parteigründer, der doch öffentlich etwas bewegen will, zumal es auch keine Website der IPÖ existiert. Für seine Facebook-Freunde zeigt der letzte Beitrag aber auch nicht die Parteigründung, sondern eine Luxuslimousine. Das Foto teilt er im Juli 23 mit HC Strache, den er fragt: „Neues Auto HC?“ Der antwortet ihm eine Minute später, dass er das Fahrerlebnis einem Kunden zu verdanken hatte.
HC ist also ein sehr guter FB-Freund von Jobstmann. Auch dessen Team HC-Generalsekretär Christian Höbart findet sich in der Freundschaftsliste – so wie einige andere mittlerweile verwelkte Abgeordnete von FPÖ, BZÖ und Team Stronach. Auch ein rechtskräftig verurteilter NS-Wiederbetätiger zählt dazu.
Rassismus auf Jobstmanns Timeline
Als sich 2017 ein Freund von Jobstmann auf dessen Konto über eine FB-Sperre beschwert, weil er einen rassistischen Begriff gepostet hat, stimmen Jobstmanns rechte Freunde ein, hetzen gegen „linke Zecken“, „zipfelmänner mit geschirrtuch-kopfbedeckung“ (gemeint sind Saudi-Araber) und ein „junges Muselweib“, das eine „Kreatur“ sei. Jobstmann – mitten dabei – findet nichts davon so anstößig, dass er darauf negativ reagieren würde.
Aber 2017 war er auch noch kein Muslim! Angeblich ist er, der sich selbst als „Menschenrechtsaktivist“ tituliert, vor einem halben Jahr zum Islam übergetreten; er habe aber bereits in rund 150 gerichtlichen Verfahren Muslimen und AsylwerberInnen assistiert. Angeblich.
Krankhafter Glaube an gefälschte Dokumente
Vielleicht zählt er auch seine Rechtshilfe für den unehelichen Sohn des indonesischen Diktators Achmed Sukarno dazu. 2012 gab Jobstmann bekannt, dass er für Sukarnu gegen die Schweizer Großbank UBS um dessen angeblich dort gebunkertes Erbe in der Höhe von 180 Milliarden US-Dollar kämpfen werde. Weil der Erbe sein riesiges Vermögen in Österreich anlegen und zum Beispiel die frisch verstaatlichte Hypo-Alpe-Adria kaufen wollte, folgten dankbare Schlagzeilen in wichtigen österreichischen Medien.
Obwohl die rührselige Story vom Anfang an einen verdächtigen Geruch hatte, störte sich in Österreich kaum jemand daran. Schließlich gelang es Jobstmann sogar, als angeblich Bevollmächtigter und mithilfe von Dokumenten, die sich im Endeffekt als plumpe Fälschungen herausstellten, einen Pfändungstitel gegen die UBS zu erreichen. Die österreichischen Medien waren dankbar für die Geschichte vom kleinen „David“ Gustav Jobstmann, der so tapfer gegen die UBS ankämpfte, bis die Geschichte von einem Schweizer Bundesgericht dann 2018 mit einer sehr milden bedingten Verurteilung von Jobstmann wegen Urkundenfälschung beendet wurde. „Krankhaft“, so sein Anwalt, habe sein Mandant an die Echtheit der Dokumente geglaubt.
Eigentlich, möchte man glauben, haben sich nach einer solchen Geschichte alle Träume von einer politischen Karriere ausgeträumt. Nicht in Österreich: 2022 wollte es Jobstmann nach seinem vergeblichen Anlauf bei der Präsidentschaftswahl 2016 (6.000 Stimmen) noch einmal wissen und kandidieren, zog aber dann aus „gesundheitlichen Gründen“ zurück, bevor es ernst wurde.
Zuvor war er noch als „Mediator“ für seinen Freund, den Steuerbetrüger Werner Rydl, in Vorlage getreten und hatte 2019 den dankbaren Boulevard-Medien mitgeteilt, dass sich Rydl, der die Republik vermutlich um Milliarden geprellt hat, ihm gegenüber als Auftraggeber des Ibiza-Videos deklariert habe. Das ist gleichermaßen absurd wie seine Parteigründung, die aber als False flag-Aktion in der FPÖ eine dankbare Abnehmerin gefunden hat.