Er war einer der übelsten Hetzer des letzten Jahrzehnts im deutschsprachigen Raum: Karl-Michael Merkle. Unter dem Namen „Michael Mannheimer“ betrieb er einen unter Rechtsextremen viel beachteten und geteilten Blog und war einer der Gründer der Seite „Nürnberg 2.0“, auf der schwarze Listen von Demokrat*Innen veröffentlicht wurden. Gerichtlich bestätigt durfte man ihn einen Neonazi nennen. Merkle, der sich seit Jahren durch Flucht der Strafverfolgung entzogen hatte, starb am 13. März in Kambodscha. Aber woran?
Einen „gefährlichen geistigen Brandstifter“ nannte ihn der „Kölner Stadtanzeiger“ einst, und das war noch untertrieben, denn Merkle scheute den Aufruf zu offener Gewalt genauso wenig wie die offene Lüge. 2011 veröffentlichte er auf der Hetzseite „Politically incorrect“ („PI-News“) einen Aufruf an die Deutschen, in dem es hieß: „Erhebt euch von euren Sofas! Geht auf die Straßen! Greift zu den Waffen, wenn es keine anderen Mittel gibt!“ Merkle alias Mannheimer trat auch bei zahlreichen Pegida-Kundgebungen als „Einheizer“ auf.
Mit besonderer Inbrunst hasste er die deutsche Altkanzlerin Merkel, die er nicht nur mit Hitler verglich („Merkel hat Deutschland mehr geschadet als Hitler“), sondern mit Hilfe eines gefälschten Zitats auch beschuldigte, die Transformation Deutschlands in einen islamischen Staat betreiben zu wollen.
 Mannheimer erfindet Merkel-Aussage: „Deutschland wird ein islamischer Staat werden.” |  Mannheimer: „Merkel hat Deutschland mehr geschadet als Hitler” |
Bekannt wurde Merkle nicht nur durch seine Beiträge für das Hetz- und Islamhasser-Portal „PI-News“, mit dem er sich allerdings spätestens 2017 überwarf, weil das Portal nicht entschieden für den Holocaustleugner Ernst Köwing alias „Honigmann“ Stellung genommen hatte. Merkle war nämlich nicht nur ein Hetzer gegen den Islam, sondern auch ein fanatischer Antisemit und übler Holocaust-Relativierer.
Mannheimer: „„Rabbiner bestätigt: Hitler hatte Recht!”
In den letzten beiden Jahren seines Lebens widmete „Michael Mannheimer“ seine verlogene Empörungsenergie dem Corona-Thema, das er jüdisch durchdeklinierte: von der „Plandemie“ bis zur Impfung. Dabei verstieg er sich auch zu den grotesken Behauptungen, dass nicht das Virus, sondern die Impfung die eigentliche Pandemie sei und die Geimpften eine lebensbedrohliche Gefahr für die Ungeimpften seien: „Was da an verbrecherischen Abgründen zutage tritt, ist in dieser Größendimension ohne Beispiel in der Menschheitsgeschichte.“
Mannheimer: „Plandemie”, „Massenimpfung ist jüdisch”
In den letzten Tagen vor seinem Tod am 13. März 2022 war es allerdings nicht die Corona-Impfung, die ihn bedrohte: „Seit nunmehr fünf TAGEN bin ich schwer erkrankt. Faktisch war ich noch nie so desolat wie im Moment. Ich kann Ihnen leider nicht sagen, was mir fehlt, da meine Feinde sonst relativ rasch meinen Aufenthaltsort einkreisen könnten.“
Das schrieb er am 28 Februar, gab dann in der Folge einige unbestimmte Hinweise auf seinen Wohnort: „Ich lebe in einem der 20 ärmsten Länder dieser Welt … der medizinische Standard hier ist unterirdisch“, um dann am 1.3. hinzuzufügen: „Trotz aller Vorsicht beim Essen und Trinken ist man jedoch gegenüber Infektion durch bestimmte Erreger nicht immer gefeit.“ Am 8. März schrieb er dann im Gegensatz dazu: „Vermutlich bin ich das Opfer eines Arsen-Giftanschlags geworden. Man fand Spuren von Arsen in meinem Blut.“
Mannheimer spekuliert über eine Arsenvergiftung: „Ich habe eine tödliche Dosis Arsen im Blut.”
Dass man Arsen in seinem Blut fand, ist durchaus plausibel, denn viele Brunnen in Kambodscha sind tatsächlich stark arsenbelastet. Das würde eventuell auf eine chronische Arsenvergiftung hindeuten, deren Symptomatik und Verlauf allerdings wenig Übereinstimmung mit dem von Mannheimer angedeuteten Verlauf hätte. Eine akute Arsenvergiftung, die natürlich nach seinem Tod von den Fans als Anschlag des Mossad oder eines anderen Geheimdienstes vermutet wurde, hätte sich wohl nicht über mehrere Wochen hinweggezogen – und Merkle vor allem kaum das Schreiben bis knapp vor dem Tod erlaubt.
Was also hat dem Hetzer das Leben gekostet? Sein früherer politischer Gefährte aus Zeiten von „PI-News“, Michael Stürzenberger, bestätigt in seinem schmalzigen Abschiedsstatement den Tod in Kambodscha (so wie anscheinend die deutsche Botschaft dort), wendet sich strikt gegen Vergiftungsthese und gibt als Todesursache einen Herzinfarkt an, der angeblich auch von Merkles Schwester bestätigt worden sei.
Herzinfarkt? Durchaus denkbar. Allerdings nicht als Infarkt, der sich über mehrere Wochen hinzieht, sondern als Endpunkt einer schweren Erkrankung, vielleicht einer schweren Infektion wie Merkle zunächst ja selbst schreibt. Da würde sich zum Beispiel das Corona-Virus anbieten, das durchaus gerne mit einem Myokardinfarkt seine Tätigkeit an älteren ungeimpften Menschen abschließt. Das Virus hatte gegen Ende Februar in Kambodscha einen kleinen Höhepunkt. Aber es kann ja nicht sein, was bei so vehementen Corona-Leugnern auf keinen Fall sein darf!
 PI-News zu Mannheimers Engagement bei der Hetzseite „Nürnberg 2.0” |  Mannheimer über das Hakenkreuz |
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