Kickl nicht krank?
Der FPÖ-Chef hat über Facebook bekanntgegeben, er habe über Tests herausgefunden, dass er an Corona erkrankt sei: „Es hat jetzt also auch mich getroffen, wie so viele vor mir schon. Ich habe eine milde Symptomatik und bin derzeit fieberfrei.“ Dabei sollte Kickl es eigentlich besser wissen. Im Jänner schon stellte Chef-Virologe Kickl über den von ihm jetzt verwendeten Antigen-Test fest: „Der Test findet de facto keine Infizierten. Und wenn er einen positiv Infizierten findet, dann ist die Fehlerwahrscheinlichkeit mehr als 70 Prozent.” (Die Presse, 23.1.21)
Warum Chef-Virologe Kickl dann noch mit einem PCR-Test nachsetzte, ist vermutlich nicht nur ihm ein Rätsel, denn – ebenfalls im Jänner – urteilte er noch messerscharf: „Wir wissen, dass der PCR-Test, und der steht im Zusammenhang mit dem, was Sie hier als Infektionen bezeichnen, dafür nicht geeignet ist, wofür er zum Einsatz gebracht wird. Das ist die erste Lüge.“ („Im Zentrum“, 10.01.2021). Bei Kickls COVID-Diagnose kann es sich daher nur um ein gigantisches Lügengebäude handeln, hinter dem sehr dunkle Mächte stehen.
Ein FPÖ-Gemeinderat outet sich ins Out
Ähnliches dürfte auch bei dem FPÖ-Gemeinderat Michael Wagner aus Bad Gleichenberg der Fall sein. Der freiheitliche Jungfunktionär jubelte im Oktober noch über seinen neuen Job als Fachreferent im steirischen FPÖ-Landtagsklub, dann erwischte ihn das Virus und zwar „derart schlimm (…), sodass ich auf der Intensiv um mein Leben kämpfen musste“. Deshalb versprach der steirische RFJ-Obmann reumütig am Wochenende in seinem Facebook-Posting, „auf jeden Fall in sechs Monaten zur Impfung“ zu gehen.
Weil so etwas aber nicht sein kann und darf, verschwand das Posting ziemlich bald wieder von der öffentlichen Timeline des frisch Geretteten. Wer jetzt sein Facebook-Konto aufsucht, um ihm für seine späten Erkenntnisse Anerkennung auszusprechen, wird nur mehr eine coronafreie Timeline vorfinden.
Oberschwurbler Rutter kann nicht rechnen
Auf Telegram kocht derweilen Oberschwurbler Rutter eine ganz trübe Suppe auf. Während Pfleger*innen in den Spitälern bis zum Anschlag Corona-Patient*innen betreuen und zu Tausenden unter dem Motto „Fünf nach 12!“ protestieren, raunt Rutter Rätselhaftes über Intensivstationen.
Offensichtlich hat er sich irgendwie Zugang zum Intranet des AKH Wien verschafft und versucht sich seither in Zahlenakrobatik, um daraus weitreichende, aber dennoch falsche Schlüsse zu ziehen. Zum einen liegt das daran, dass Rutter nicht rechnen kann. Nur 7 von 253 Betten seien mit Covid-Patient*innen belegt, postet er am 9. November zu einem AKH-Intranet-Screenshot vom 5. November. Rutter meint damit die Betten von Intensivstationen (ICU) und die von intermediativen Care Units (ICMU), wo eine nicht invasive Beatmung stattfindet. Er gibt sogar die richtigen Größeneinheiten an: 130 ICU-Betten und 153 ICMU-Betten sind es im AKH. Macht insgesamt wieviel? 283 Betten und nicht 253, wie Rutter rechnete.
Wenn man schon mit Zahlen von Spitälern und Intensivstationen arbeiten will, dann bitte so, dass sie in ihren Kontext einordnet werden. Da wären zunächst einmal die Post-Covid-PatientInnen, die im Intranet des AKH auch den ICU- und ICMU-Betten zugerechnet wurden: Zehn waren das am 5. November – Rutter hat sie einfach verschwinden lassen. Dazu kommt noch der wesentliche Umstand, dass im AKH in erster Linie die schwersten Fälle behandelt werden, also Covid-Patient*innen, die auf die aufwendige ECMO-Behandlung angewiesen sind. Derzeit, so die Info, die wir von einem Personalvertreter des AKH erhalten haben, sind das 20 Personen. Insgesamt sind im AKH vier Stationen mit Covid-Intensivpatient*innen belegt.
Was die nackten Zahlen, die übrigens für ganz Wien (gemeint sind alle Wiener Spitäler) im Dashboard der AGES nachzulesen sind, nicht hergeben, ist die gewaltige Belastung des Pflegepersonals durch COVID-Patient*innen auf Intensivstationen. Nach zwei Stunden sind sie in ihrer Schutzkleidung komplett durchgeschwitzt, weil die Arbeit mit den Patient*innen, z.B. ihr Umdrehen, extrem anstrengend ist. Noch nie in seinen vielen Berufsjahren habe er eine einzelne Krankheit erlebt, die so viele Kapazitäten gebunden hat wie COVID. „Das hat es nicht gegeben“, auch nicht bei schweren Grippe-Epidemien.
Milliarden für Corona-Honorare?
Am 13.November lädt Rutter ein Audio-File auf Telegram hoch mit dem Kommentar: „Wahrscheinlich aktuelle Insider Info – KH Steyer [sic!], alle werden total verarscht?“ Ja, aber von Rutter bzw. der anonymen Frauenstimme in dem Audio-File! Die raunt bedeutungsvoll, dass im Krankenhaus Steyr (nicht Steyer, Rutter!) nur drei Personen auf der Intensivstation liegen würden. Aus der „Insider-Info“ geht nicht das Datum hervor und auch nicht, ob alle Intensivpatient*innen damit gemeint sind oder die mit COVID. Wir nehmen an, die mit COVID, obwohl, so die Stimme weiter, das gar nicht notwendig wäre. Warum liegen die dann auf der Intensivstation, hängen an Schläuchen, werden künstlich beatmet und ernährt (wie der Jungfreiheitliche aus der Steiermark)?
Weil, hören wir weiter, die Ärzte daran verdienen würden, dass einfache Krankheiten oder Unfälle auf Corona umdiagnostiziert und so beträchtliche Honorare an die Ärzte verteilt würden: „Da geht es um Milliarden“, so die anonyme Stimme weiter. „Wir werden alle total verarscht!“ Ja, von der anonymen Person!
Ein Anruf bei Markus Reiter, dem Diplomkrankenpfleger und Leiter der Intensivstation des Klinikums Steyr, ergibt ein völlig anderes Bild: Die im Audio-File genannte Zahl von Corona-Patient*innen auf der Intensivstation (bzw. in ICMU-Betten) ist falsch, sie lag bereits in der Vergangenheit darüber und aktuell sind es noch weit mehr Patient*innen, um deren Leben das Personal des Krankenhauses Steyr kämpft. Auch Reiter berichtet von den enormen Belastungen, denen das Pflegepersonal derzeit ausgesetzt ist und fügt hinzu: „Wenn dann gesagt wird, es gibt eh genügend freie Betten, dann werden wir damit doppelt gekränkt.“ Aber was kümmern Rutter & Co schon die Realitäten?