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Die Faktenchecker

In Zei­ten von Fake News, Hoaxes, Fal­­se-Flag-Aktio­­nen und Des­in­for­ma­ti­on wird es immer wich­ti­ger, sich über pro­fes­sio­nel­le Fak­ten­che­cker an die Tat­sa­chen her­an­zu­tas­ten. Da hat sich in den letz­ten Jah­ren ein regel­rech­tes Gewer­be eta­bliert, das natür­lich eben­falls gecheckt wer­den muss. Soweit wir das über­prü­fen kön­nen, arbei­ten die von uns ange­führ­ten Fak­ten­che­cker sau­ber, geben ihre Quel­len eben­so an […]

12. Jun 2020

Der ORF woll­te sich 2017 mit sei­ner Fak­ten­che­cker-Web­site „Fakt oder Fake“ auf Face­book-Pos­tings, etwa von Poli­ti­ke­rIn­nen und Jour­na­lis­tIn­nen, kon­zen­trie­ren, schei­ter­te aber schon rasch wie­der am ORF-Gesetz, das für das Online-Ange­bot des ORF zwin­gend sen­dungs­be­glei­ten­de Inhal­te vorsieht.

Seit kur­zem ist der ORF mit der Sen­de­leis­te Dou­blech­eck auf Ö1, also nur im Radio, mit einem durch­aus inter­es­san­ten, aber schma­lem Ange­bot unter­wegs, das die Medi­en (dar­un­ter auch den ORF) einem Check unter­zieht. Dazu gibt’s auch einen Pod­cast. Das deut­sche Pen­dant, aller­dings im TV, ist das aus­ge­zeich­ne­te Medi­en­ma­ga­zin ZAPP. Emp­feh­lens­wert ist etwa der Bei­trag zu Medi­en und Coro­na-Ver­schwö­rungs­my­then und der Pro­blem­stel­lung, wie über Ver­schwö­rungs­my­then (nicht) zu berich­ten ist: „Es ist für Men­schen schwie­ri­ger, sich die Ver­nei­nung von etwas zu mer­ken. Das heißt, wenn ich jeman­den eine Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung prä­sen­tie­re und danach sage: Das stimmt nicht, bleibt die Ver­schwö­rung stär­ker haf­ten als die Infor­ma­ti­on, dass es so nicht stimmt.“

Im eigent­li­chen Kern­be­reich von Fake-News aller Art und Pro­ve­ni­enz ist seit fast 10 Jah­ren der Ver­ein Mimi­ka­ma zur Auf­klä­rung über Inter­net­miss­brauch unter­wegs, der sei­nen Sitz in Wien hat, aber fak­tisch das gesam­te deutsch­spra­chi­ge Gebiet betreut. „Mimi­ka­ma“ ver­sucht so ziem­lich alles zu che­cken. In 62 Bei­trä­gen setz­te sich „Mimi­ka­ma“ bei­spiels­wei­se mit Fake-News zu Coca-Cola aus­ein­an­der, in 654 mit Fake News zu Flücht­lin­gen, 713 beschäf­ti­gen sich mit Coro­na, wäh­rend Fak­e­mel­dun­gen über die Grü­nen (Ö, D) in 512 auf­schei­nen (Stand 9.6.2020).

Mimikama: Fake News zu Grünen
Mimi­ka­ma: Fake News zu Grünen

Was stört, ist die vie­le Wer­bung, mit der auch die Bei­trä­ge unter­bro­chen wer­den, durch die sich aber Mimi­ka­ma in ers­ter Linie finan­ziert. Mimi­ka­ma betreibt meh­re­re Web­sites und Social Media-Accounts – etwa auf Face­book „Zuerst den­ken –dann kli­cken oder auch die Hoax-Suche Hoax-Search.

Rela­tiv neu und infor­ma­tiv, aber noch ziem­lich lieb­los und unüber­sicht­lich gestal­tet ist der APA-Fak­ten­check.

Für Deutsch­land ist vor allem der Fak­ten­fin­der der ARD-Tages­schau erwäh­nens­wert, der sich klar auf Fake News im poli­ti­schen Bereich kon­zen­triert – übri­gens auch mit öster­rei­chi­schen Fal­sch­nach­rich­ten. Für die Suche nach älte­ren Bei­trä­gen oder Stich­wor­ten kann man lei­der nur die tagesschau.de-Suchfunktion benutzen. 

Wäh­rend der ARD-Fak­ten­fin­der über die ARD orga­ni­siert ist und damit in ers­ter Linie über die Rund­funk­bei­trä­ge finan­ziert wird, kann die Recher­che-Platt­form „Cor­rec­tiv“ auf eine ziem­lich brei­te För­de­rungs­struk­tur zurück­grei­fen. Für das rela­tiv umfang­rei­che Redak­ti­ons­team machen die Fak­ten­checks (erwäh­nens­wert vor allem jene zu Coro­na) aber nur einen Teil der Arbeit aus, die etwa auch aus­ge­zeich­ne­te Recher­chen zur AfD oder ein eige­nes deutsch-tür­ki­sches Maga­zin beinhaltet.

Es gibt noch eine gan­ze Rei­he von wei­te­ren Fak­ten­check-Sei­ten und ‑Redak­tio­nen, die wir hier nur kurz auflisten:

➡️ Fak­ten gegen Rechts (D)
➡️ ZDFheu­te­Check (D)
➡️ Full Fact (GB)
➡️ Bel­ling­Cat (GB), aus­ge­zeich­net z.B. die­se Recher­che zu rus­si­scher Desinformationspolitik
➡️ Fact­Check (USA)
➡️ Poli­ti­Fact (USA)
➡️ Snopes (USA)

PolitiFact zu Trump
Poli­ti­Fact zu Trump
Fakten gegen Rechts
Fak­ten gegen Rechts

P.S.: Wer nicht die Zeit hat, einen umfas­sen­den Fak­ten­check vor­zu­neh­men oder ande­ren Hil­fe­stel­lun­gen zum Fak­ten­check geben will, soll­te sich oder ande­re zunächst mit die­sen Tipps der Spie­gel-Redak­ti­on ver­traut machen.

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