2018 hatte das Neonazi-Event „Schild und Schwert-Festival“ – in Insiderkreisen auch mit „SS“ abgekürzt – in Ostritz noch gute Zeiten gesehen. Es gab gleich zwei Auflagen, einmal mit über 1.300 Besucher*innen, beim zweiten Termin etwas weniger – übrigens auch mit österreichischer Beteiligung. Im Sommer 2019 verirrten sich weniger braune Schafe in die sächsische Pampa, und die mussten große Entbehrungen auf sich nehmen, weil antifaschistische Bürger*innen die Biervorräte in den lokalen Geschäften aufgekauft hatten und der Ausschank von Alkoholika behördlich verboten war.
Was aus den Interviews, auch mit dem Szeneaussteiger, klar hervorgeht: Es gibt keine konsistenten Erklärungen – weder für die Teilnahme an solchen Konzerten und schon gar nicht für den ideologischen Background, der für die Haltung der Besucher (es werden ausschließlich Männer interviewt) bestimmend ist. „Neonazi wird man aus Überzeugung und nicht wegen des Musikgeschmacks“, weil etwa die in Ostritz und anderswo präsentierte Musik anziehend ist und daraus irgendwer ohne eigenes Zutun in die Szene hineingezogen wird. Dazu bedürfe es, so ein Fazit in der Dokumentation, ein bewusstes eigenes Zutun.
Rechtsextremistische Bands spielen eine wichtige Rolle für die Finanzierung der heutigen Nazi-Szene. So unterstützte das seit 2000 verbotene, neonazistische Band-Netzwerk „Blood and Honour“ unter anderem die Anschläge des NSU, indem sie z. B. Geld für Waffen zur Verfügung stellten. Nach wie vor finden in ganz Europa regelmäßig Neonazi-Konzerte statt.
Die Reporter Dennis Leiffels und Manuel Möglich nähern sich in „Rabiat: Rechte. Rock. Rattenfänger“ der Rechtsrock-Szene an. Sie besuchen das in Ostritz stattfindende Festival „Schild und Schwert“ (kurz „SS”). Was sind das für Menschen, die hier gemeinsam feiern? Und wie ist das für das ostsächsische Dorf, wenn sich hier einmal im Jahr militante Neonazis versammeln? (https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/rabiat/sendung/rechte-rock-rattenfaenger-100.html)
➡️ Zur Doku „Rechte. Rock. Rattenfänger“ (42′)
Eine kürzere Version der Doku (35′), die nur Aufnahmen aus Ostritz zeigt, ist auf Youtube abrufbar: