„Inter-Info“ verbreitet antisemitische Lüge

Mar­git Stein­wen­der betreibt in Oberöster­re­ich einen Han­del mit eso­ter­ischen Pro­duk­ten. Auch „ener­getisiert­er Reis“ ist bei ihr erhältlich. Oder Abschirmk­lei­dung – gegen Strahlen. Für die Abwehr ander­er Ein­flüsse bietet der Ver­lag von Mar­git Stein­wen­der nicht nur Mess­er in ver­schiede­nen Heftlän­gen an, son­dern auch die hau­seigene Zeitschrift „Inter-Info“. In der wird nicht nur über den ange­blichen Bevölkerungsaus­tausch schwadroniert, son­dern auch wüste anti­semi­tis­che Het­ze betrieben.

2011 erwäh­nte der Welser Info­laden die Zeitschrift der Stein­wen­ders: „In St. Marien erscheint das „Inter-Info“ von Mar­git Stein­wen­der, das mit­samt eigen­em Bücher­di­enst auch gern in recht­sex­tremen Pos­tillen für seine Ver­schwörungs­the­o­rien wirkt.“

Klingt nicht ger­ade ver­trauenswürdig. Mit­tler­weile dürfte das Ange­bot der Stein­wen­ders beträchtlich erweit­ert wor­den sein. Das Info-Blättchen „Inter-Info“ und der Bücher­di­enst sind bei weit­em nicht mehr die einzi­gen Ange­bote. Das Port­fo­lio von „Mar­git Stein­wen­der Han­del & Ver­lag“ u mfasst „Spezial­pro­duk­te“ wie kol­loidales Sil­ber oder „Drachen­blut“ eben­so wie Pro­duk­te für Zahn- und Mundpflege oder die schon erwäh­n­ten Mess­er. Zwis­chen die ver­schiede­nen Pro­duk­tkat­e­gorien eingestreut find­et man auf der Web­seite des Online-Ver­sands auch Infos, etwa – ganz aktuell – zu Coro­na oder zum neuen Mobil­funk-Stan­dard 5G (den Ver­schwörung­shei­nis ja auch für CoVid-Erkrankun­gen ver­ant­wortlich machen).

Steinwenders Produktpalette: von Büchern, über Messer bis zum Strahlenschutz

Stein­wen­ders Pro­duk­t­palette: von Büch­ern, über Mess­er bis zum Strahlenschutz

Eine Rubrik heißt „Über uns“. Weil man ja gerne etwas mehr über die Stein­wen­ders erfahren würde, klickt man die Rubrik an, wird dort allerd­ings nur mit einem Ange­bot zum Bezug von „Inter-Info“ kon­fron­tiert. Für € 25 jährlich wer­den „monatlich inter­es­sante Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen rund um das Welt­geschehen“ ange­priesen: „Wir schreiben, worüber andere schweigen!“ Über sich schweigen die Stein­wen­ders allerd­ings beharrlich.

Die eben­falls ange­botene Leseprobe lässt sich zwar nicht öff­nen, aber wir haben im Inter­net eine andere gefun­den. In der Aus­gabe Nr. 480 vom Dezem­ber 2018 wird als Head­lin­er ein ange­blich­es Zitat ange­boten, in dem ange­blich ein „Abe Fox­man (Zion­ist)“ die Aus­löschung der weißen Rasse ein­fordert. Ange­blich am 25. August 1998 soll der Abe Fox­man das genozi­dale Zitat getätigt haben. In der Num­mer 480 von „Inter-Info“ wird das ange­bliche Zitat ohne jeden weit­eren Kom­men­tar, ohne genauere Quel­lenangabe wiedergegeben. Es ist einem Beitrag vor­angestellt, der unter der Über­schrift „Achtung – die näch­ste Falle!“ zum UN-Flüchtlingspakt über die „Ein­wan­derungs­fa­natik­er in der EU-Bürokratie“ schwadroniert – in For­mulierun­gen, die 1:1 von „unzen­suri­ert“ über­nom­men, aber nicht als Zitat aus­gewiesen wurden.

Antisemitismus in "inter info": gefälschtes Zitat

Anti­semitismus in „inter info”: gefälscht­es Zitat

Wie sieht es mit dem ange­blichen Zitat von Abe Fox­man aus? Das einzige, was von „Inter-Info“ richtig wiedergegeben wurde, ist sein Name. Abe Fox­man heißt zwar eigentlich Abra­ham Fox­man und war über viele Jahre Präsi­dent der „Anti-Defama­tion-League“ (ADL) in den USA, also ein­er Organ­i­sa­tion, die sich gegen den Anti­semitismus richtet. Das ihm von „Inter-Info“ zugeschriebene Zitat find­et sich im deutschsprachi­gen Raum nur auf recht­sex­tremen, den Holo­caust leug­nen­den und offen anti­semi­tis­chen Seit­en – eben­falls ohne weit­ere Angaben oder Bezug­nahme auf eine ser­iöse Quelle.

Aus­gerech­net ein Men­sch, dessen Fam­i­lie zum Großteil von den Nazis aus­gerot­tet wurde, soll sich der NS-Dik­tion von Rasse, Rassen­ver­mis­chung bzw. Aus­rot­tung ein­er „weißen Rasse“ bedi­ent haben? So het­zerisch, unglaub­würdig und wider­lich schon allein diese Anmu­tung ist, wird es noch übler, wenn man etwas gräbt im braunen und anti­semi­tis­chen Sumpf. Tat­säch­lich find­et sich ein weit­er­er Hin­weis auf die Herkun­ft des Zitats in englisch-sprachi­gen Post­ings und anti­semi­tis­chen Web­seit­en. Dem­nach stammt das Zitat aus dem „Nation­al Observ­er“. Diese Zeitschrift gab es wirk­lich in den USA: aber nur zwis­chen 1962 und 1977! Das geht sich mit dem angegebe­nen Datum 25. August 1998 gar nicht aus.

Das näch­ste „Indiz‘“ macht vol­lends klar, woher der Wind weht. In den englis­chsprachi­gen Tex­ten wird näm­lich behauptet, dass das ange­bliche Zitat von Abe Fox­man aus sein­er Rede anlässlich der Eröff­nung des hun­dertjähri­gen Tre­f­fens der „Weisen von Zion“ am 25. August 1998 in New York stamme. Was damit und mit dem Abe Fox­man zugeschriebe­nen Zitat also behauptet wird, ist nicht nur die ange­bliche Ver­nich­tung ein­er weißen Rasse durch das Juden­tum , son­dern auch, dass es die „Weisen von Zion“ und ihre „Pro­tokolle“ tat­säch­lich gegeben habe, in denen die Beherrschung der Welt und die Unter­drück­ung des Chris­ten­tums propagiert würden.

Second Centennial Meeting of the Learned of Elders of Zion – Foxman

Sec­ond Cen­ten­ni­al Meet­ing of the Learned of Elders of Zion – Foxman

Das mit 25.8.1998 angegebene Datum des ange­blichen „Sec­ond Cen­ten­ni­al Meet­ing“ bezieht sich ver­mut­lich darauf, dass in ein­er Ver­sion der Lügen-„Protokolle“ diese – natür­lich fälschlicher­weise – als Beschlüsse des ersten Zion­is­ten-Kon­gress­es aus­gegeben wur­den. Der fand aber schon 1897 statt und beschäftigte sich mit der Idee eines jüdis­chen Staates. Die Zion­is­tenkon­gresse sind übri­gens gut doku­men­tiert: 1998 fand kein­er statt.

„Nation­al Observ­er“ – gelogen!
„Sec­ond Cen­ten­ni­al Meet­ing“ – gelogen!
Ver­nich­tung der weißen Rasse durch Rassen­ver­mis­chung – brauner Dreck!

Was bleibt ist also eine wider­liche, het­zerische anti­semi­tis­che Lügengeschichte in dem Blättchen „Inter-Info“ aus dem Hause Steinwender.

Bekannter Comic von Will Eisner, der die Fälschung der "Protokolle der Weisen von Zion" thematisiert. (Mit einem Vorwort von Umberto Eco)

Bekan­nter Com­ic von Will Eis­ner, der die Fälschung der „Pro­tokolle der Weisen von Zion” the­ma­tisiert. (Mit einem Vor­wort von Umber­to Eco)