2011 erwähnte der Welser Infoladen die Zeitschrift der Steinwenders: „In St. Marien erscheint das „Inter-Info“ von Margit Steinwender, das mitsamt eigenem Bücherdienst auch gern in rechtsextremen Postillen für seine Verschwörungstheorien wirkt.“
Klingt nicht gerade vertrauenswürdig. Mittlerweile dürfte das Angebot der Steinwenders beträchtlich erweitert worden sein. Das Info-Blättchen „Inter-Info“ und der Bücherdienst sind bei weitem nicht mehr die einzigen Angebote. Das Portfolio von „Margit Steinwender Handel & Verlag“ u mfasst „Spezialprodukte“ wie kolloidales Silber oder „Drachenblut“ ebenso wie Produkte für Zahn- und Mundpflege oder die schon erwähnten Messer. Zwischen die verschiedenen Produktkategorien eingestreut findet man auf der Webseite des Online-Versands auch Infos, etwa – ganz aktuell – zu Corona oder zum neuen Mobilfunk-Standard 5G (den Verschwörungsheinis ja auch für CoVid-Erkrankungen verantwortlich machen).
Eine Rubrik heißt „Über uns“. Weil man ja gerne etwas mehr über die Steinwenders erfahren würde, klickt man die Rubrik an, wird dort allerdings nur mit einem Angebot zum Bezug von „Inter-Info“ konfrontiert. Für € 25 jährlich werden „monatlich interessante Hintergrundinformationen rund um das Weltgeschehen“ angepriesen: „Wir schreiben, worüber andere schweigen!“ Über sich schweigen die Steinwenders allerdings beharrlich.
Die ebenfalls angebotene Leseprobe lässt sich zwar nicht öffnen, aber wir haben im Internet eine andere gefunden. In der Ausgabe Nr. 480 vom Dezember 2018 wird als Headliner ein angebliches Zitat angeboten, in dem angeblich ein „Abe Foxman (Zionist)“ die Auslöschung der weißen Rasse einfordert. Angeblich am 25. August 1998 soll der Abe Foxman das genozidale Zitat getätigt haben. In der Nummer 480 von „Inter-Info“ wird das angebliche Zitat ohne jeden weiteren Kommentar, ohne genauere Quellenangabe wiedergegeben. Es ist einem Beitrag vorangestellt, der unter der Überschrift „Achtung – die nächste Falle!“ zum UN-Flüchtlingspakt über die „Einwanderungsfanatiker in der EU-Bürokratie“ schwadroniert – in Formulierungen, die 1:1 von „unzensuriert“ übernommen, aber nicht als Zitat ausgewiesen wurden.
Wie sieht es mit dem angeblichen Zitat von Abe Foxman aus? Das einzige, was von „Inter-Info“ richtig wiedergegeben wurde, ist sein Name. Abe Foxman heißt zwar eigentlich Abraham Foxman und war über viele Jahre Präsident der „Anti-Defamation-League“ (ADL) in den USA, also einer Organisation, die sich gegen den Antisemitismus richtet. Das ihm von „Inter-Info“ zugeschriebene Zitat findet sich im deutschsprachigen Raum nur auf rechtsextremen, den Holocaust leugnenden und offen antisemitischen Seiten – ebenfalls ohne weitere Angaben oder Bezugnahme auf eine seriöse Quelle.
Ausgerechnet ein Mensch, dessen Familie zum Großteil von den Nazis ausgerottet wurde, soll sich der NS-Diktion von Rasse, Rassenvermischung bzw. Ausrottung einer „weißen Rasse“ bedient haben? So hetzerisch, unglaubwürdig und widerlich schon allein diese Anmutung ist, wird es noch übler, wenn man etwas gräbt im braunen und antisemitischen Sumpf. Tatsächlich findet sich ein weiterer Hinweis auf die Herkunft des Zitats in englisch-sprachigen Postings und antisemitischen Webseiten. Demnach stammt das Zitat aus dem „National Observer“. Diese Zeitschrift gab es wirklich in den USA: aber nur zwischen 1962 und 1977! Das geht sich mit dem angegebenen Datum 25. August 1998 gar nicht aus.
Das nächste „Indiz‘“ macht vollends klar, woher der Wind weht. In den englischsprachigen Texten wird nämlich behauptet, dass das angebliche Zitat von Abe Foxman aus seiner Rede anlässlich der Eröffnung des hundertjährigen Treffens der „Weisen von Zion“ am 25. August 1998 in New York stamme. Was damit und mit dem Abe Foxman zugeschriebenen Zitat also behauptet wird, ist nicht nur die angebliche Vernichtung einer weißen Rasse durch das Judentum , sondern auch, dass es die „Weisen von Zion“ und ihre „Protokolle“ tatsächlich gegeben habe, in denen die Beherrschung der Welt und die Unterdrückung des Christentums propagiert würden.
Das mit 25.8.1998 angegebene Datum des angeblichen „Second Centennial Meeting“ bezieht sich vermutlich darauf, dass in einer Version der Lügen-„Protokolle“ diese – natürlich fälschlicherweise – als Beschlüsse des ersten Zionisten-Kongresses ausgegeben wurden. Der fand aber schon 1897 statt und beschäftigte sich mit der Idee eines jüdischen Staates. Die Zionistenkongresse sind übrigens gut dokumentiert: 1998 fand keiner statt.
„National Observer“ – gelogen!
„Second Centennial Meeting“ – gelogen!
Vernichtung der weißen Rasse durch Rassenvermischung – brauner Dreck!
Was bleibt ist also eine widerliche, hetzerische antisemitische Lügengeschichte in dem Blättchen „Inter-Info“ aus dem Hause Steinwender.