Mit einer Helmkamera hat der mutmaßliche Attentäter Stephan B. seine Morde gefilmt und über eine Gamer-Plattform live übertragen. Darauf zu sehen ist, „wie B. eine Passantin in der Nähe des jüdischen Friedhofs sowie einen Gast in einem Döner-Bistro in der Nähe der Synagoge erschießt.“ (spiegel.de, 9.10.19)
Auf dem Video schimpft der Täter mehrmals über „Juden“ und „Kanaken“, spricht Englisch und Deutsch, leugnet den Holocaust. Der „Kurier“, der das Video gesehen hat, hat dazu ein Ablaufprotokoll verfasst.
Demnach hat der Mann mit der Helmkamera – ganz offensichtlich ein Zitat des Massenmörders von Christchurch – auch versucht, in die Synagoge von Halle gewaltsam einzudringen, schießt auf die verschlossene Eingangstür, hinter der sich zum Zeitpunkt des Angriffs 70 bis 80 Personen versammelt haben, um Jom Kippur, das jüdische Versöhnungsfest, zu feiern. Der Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Halle kann den Täter über eine Kamera beobachten: „Der Täter schoss mehrfach auf die Tür und warf auch mehrere Molotowcocktails, Böller oder Granaten, um einzudringen. Aber die Tür blieb zu, Gott hat uns geschützt. Das Ganze dauerte vielleicht fünf bis zehn Minuten.” (spiegel.de, 9.10.19)
Eine feste, geschlossene Tür und eine aufmerksame Saalwache konnten also ein Massaker verhindern. Nicht die Polizei, denn der sonst bei jüdischen Einrichtungen übliche Polizeischutz fehlte. Zweifellos ein Skandal: „Der Zentralrat der Juden erhob schwere Vorwürfe gegen die Behörden. Es sei skandalös und fahrlässig, dass die Sicherheitskräfte die Synagoge an solch einem hohen Feiertag nicht geschützt hätten.“ (FAZ.net, 9.10.19)
Offensichtlich aus Frust über seinen misslungenen Angriff auf die Synagoge erschoss Stephan B. dann eine Passantin, die an der Synagoge vorbeiging. Im „Kurier“ wird dieser brutale Mord so beschrieben: „Eine Passantin, sie scheint aus der Stadt zu sein und keine Migrantin, geht an dem bewaffneten Mann mit seinem Kampfanzug vorbei, sie scheint vor allem verwundert, über die Erscheinung, aber nicht verängstigt oder alarmiert. Sie geht an dem Täter vorbei, als sie sein Autopassiert, schießt der Täter mit einer Waffe, die drei schnelle Schüsse hintereinander abgibt, der Frau in den Rücken. Die Frau fällt sofort zu Boden und bleibt regungslos liegen.“
Der Täter hatte aber in klassisch neonazistischer Ideologie neben der Ermordung von jüdischen Menschen noch ein anderes Ziel: einen Dönerladen, in dem er einen weiteren Mord begeht.
„Ein Angestellter versteckt sich hinter einer Kühlvitrine für Getränke. Der Täter geht immer wieder auf den Mann zu, offenbar versagen erneut seine selbstgebauten Waffen. Dann, durch einen kleinen Spalt, erschießt er den dort kauernden Mann, er scheint sofort tot zu sein.“ (Kurier)
So wie bei der Passantin kehrt er auch in diesem Fall noch einmal zu dem Toten zurück und schießt mehrmals auf den Leichnam. Ob und welche Beziehung zu den Schüssen in Landsberg besteht, bei denen ein Mann und eine Frau schwer verletzt wurden, ist noch nicht ganz klar. Die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass es sich um ein- und dieselbe Täterperson handelt.
Bei dem als „Einzeltäter“ präsentierten Stephan B. handelt es sich demnach um eine Person aus einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Eisleben (Sachsen-Anhalt), die bislang noch nicht rechtsextrem auffällig gewesen sei. Aber warten wir mal ab, was die Antifa in Sachsen-Anhalt dazu sagt!
Der Attentäter soll vor kurzem Dokumente ins Internet geladen haben, die den geplanten Ablauf der Tat und seine Motivation schildern und als eine Art von „Manifest“ interpretiert werden – auch das ein Zitat des Attentäters von Christchurch. Die Dokumente „zeigen zudem extrem menschenverachtende Einstellungen, die zu Äußerungen des Attentäters aus einem Video passen. Der 27-Jährige sieht sich demnach in einem ‚Rassenkrieg’, Ziel sei es, möglichst viele ‚Anti-Weiße’ zu ermorden, Juden seien dabei ‚bevorzugt’.
Aus den Dokumenten wird zudem deutlich, wie weit die ‚Gamification’ des Terrors fortgeschritten ist: In Online-Communities bewerten Nutzer Anschläge und vergeben Punkte dafür. Sogar einen Highscore gibt es. Terror und Gewalt werden in diesen Kreisen äußerst zynisch behandelt, als ob es sich lediglich um ein Spiel handele. Opfer werden verhöhnt, Hasskommentare gegen Minderheiten und Frauen sind Teil dieser Subkultur. (…)
Er habe eigentlich einen Angriff auf eine Moschee oder ein linkes Zentrum geplant, heißt es außerdem. Er habe sich dann aber für die Synagoge entschieden, weil Juden aus seiner Sicht die Regierung in Deutschland steuerten und daher attackiert werden müssten.“ (tagesschau.de, 10.10.19)
Ein direkter Zusammenhang mit den Razzien, die die bayerischen Behörden am Morgen des gleichen Tages, also am 9. Oktober, gegen mehrere Objekte bzw. sieben Beschuldigte aus dem Neonazi-Milieu rund um Blood & Honour, C 18 usw. wegen diverser im Juli versandter Drohschreiben durchführen ließen, dürfte nicht gegeben sein.