Mauthausen Komitee befragte Parteichefs zu Koalition mit FPÖ

Pres­se­mel­dung MKÖ vom 18.09.2019:

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Maut­hau­sen Komi­tee befrag­te Par­tei­chefs zu Koali­ti­on mit FPÖ: Vier kla­re Nein, nur Kurz laviert

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Das Maut­hau­sen Komi­tee Öster­reich (MKÖ) hat in der Vor­wo­che den Par­tei­vor­sit­zen­den von ÖVP, SPÖ, Grü­nen, NEOS und Lis­te Jetzt die neue Doku­men­ta­ti­on „Vie­le Ein­zel­fäl­le = Ein Mus­ter“ geschickt. Die Doku­men­ta­ti­on behan­delt die rechts­extre­men, ras­sis­ti­schen und anti­se­mi­ti­schen Akti­vi­tä­ten von FPÖ-Poli­ti­kern von Juni 2018 bis Ende Juli 2019. In die­sem Zeit­raum hat es 63 sol­cher Ein­zel­fäl­le gege­ben – so vie­le wie noch nie. Sie zei­gen ein men­schen­ver­ach­ten­des Mus­ter und eine aus­ge­präg­te Nähe der FPÖ zur NS-Ideo­lo­gie. Die Doku­men­ta­ti­on belegt auch, dass sich die FPÖ nicht ein­mal ansatz­wei­se in Rich­tung Mäßi­gung und damit Regie­rungs­fä­hig­keit entwickelt.

In einem Begleit­brief hat das Maut­hau­sen Komi­tee die fünf Par­tei­vor­sit­zen­den gefragt, ob sie zu einer Koali­ti­on mit der FPÖ bereit sei­en. Die Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler hät­ten das Recht zu erfah­ren, wor­an sie sind.

Nun lie­gen die Ant­wor­ten auf den Brief vor. Pame­la Ren­di-Wag­ner, Wer­ner Kog­ler, Bea­te Meinl-Rei­sin­gerund Maria Stern zie­hen die Kon­se­quenz aus den Fak­ten: Sie alle sagen ein kla­res Nein zu jeder Koali­ti­on mit der Par­tei der stän­di­gen Einzelfälle.

Nur ÖVP-Bun­des­par­tei­ob­mann Sebas­ti­an Kurz laviert. Er ließ mit­tei­len, dass sei­ne Par­tei gegen jede Form des Anti­se­mi­tis­mus auf­tre­te, aber kei­ne im Natio­nal­rat ver­tre­te­ne Par­tei von einer Regie­rungs­zu­sam­men­ar­beit ausschließe.

„Die­se Ant­wort ist dop­pelt selt­sam“, stellt MKÖ-Vor­sit­zen­der Wil­li Mer­nyi fest. „Ers­tens geht es ja bei den Ein­zel­fäl­len der FPÖ ja nicht nur um Anti­se­mi­tis­mus, son­dern auch um Flücht­lings­het­ze, Frem­den­hass, Gewalt­be­reit­schaft und Nähe zur NS-Ideologie.“ 

Zwei­tens weist Mer­nyi dar­auf hin, dass Kurz erst Ende Mai der FPÖ sehr wohl die Regie­rungs­fä­hig­keit abge­spro­chen hat. In einem Inter­view sag­te der ÖVP-Chef wört­lich: „Wenn ich der Mei­nung wäre, dass die FPÖ regie­rungs­fä­hig ist, hät­te es kei­ne Not­wen­dig­keit gege­ben, die Koali­ti­on zu been­den.“ 1

„Was ist seit Ende Mai gesche­hen, dass sich die Mei­nung von Sebas­ti­an Kurz so geän­dert hat?“, will der MKÖ-Vor­sit­zen­de wis­sen. „Etwa, dass die FPÖ gemein­sam mit AfD und Lega im EU-Par­la­ment eine neue rechts­extre­me Frak­ti­on gegrün­det hat? Oder dass Ursu­la Sten­zel Red­ne­rin bei einem ‚Identitären‘-Aufmarsch war? Oder dass Her­bert Kickl gedroht hat, ‚Schwar­ze und Rote herzupanieren‘?“

Mer­nyi for­dert Kurz auf, sich an den demo­kra­ti­schen und anti­fa­schis­ti­schen Wer­ten der Bun­des­ver­fas­sung zu ori­en­tie­ren: „Wer die ewig­gest­ri­ge FPÖ trotz aller Ein­zel­fäl­le wie­der in die Regie­rung holt, scha­det nicht nur Öster­reich und sei­nem Ruf in der Welt, son­dern ver­ur­teilt sich auch selbst zum Schei­tern. Dann soll aber nie­mand sagen, er habe es nicht gewusst.“ 

 

1Sie­he „Der Stan­dard“ vom 24. Mai 2019