Im September des Vorjahres hat Lenart, der seit den Anfängen der Identitären Bewegung in Österreich dabei ist, sie mit Alexander Markovics und Martin Sellner begründet hat, via Facebook angekündigt, dass er sich ab Oktober auf Weltreise begeben würde. Mit dem Ziel, „jeden Kulturraum zu bereisen und in die kulturelle Vielfalt der Welt einzutauchen“. Einer, der die kulturelle Einfalt predigt, will in die kulturelle Vielfalt der Welt eintauchen? Noch dazu offensichtlich auf unbestimmte Zeit? Lenart ist mittlerweile fast zwölf Monate unterwegs, hat Vietnam, Laos, Kambodscha, Myanmar, Nepal, Thailand, Indien, Nepal usw. bereist und ist jetzt auf Sri Lanka gelandet. Da fehlen doch noch etliche andere „Kulturräume“?
„Südamerika steht definitiv auf der Liste“, ist sich Lenart zu Beginn seiner Reise sicher. Vermutlich wird die Identitäre Bewegung ihren Co-Chef also noch einige Zeit entbehren müssen. Das wirft einige Fragen auf.
Die naheliegendste ist wohl die nach dem Geld. Schließlich kosten mehrjährige Weltreisen mit Freundin viel Geld. Selbst wenn der Co-Vorsitzende seine Erlebnisse über Vlogs (Video-Blogs) zu vermarkten versucht, viel Kohle kommt da wohl nicht. Wer also finanziert die Weltreise? Die braven Sympathisanten der Identitären? Nicht alle, die Lenarts Ankündigung lesen, bringen Verständnis für die Weltreise auf.
Dann gibt es natürlich noch die spannende ideologische Frage: Wie kann sich ein „Hoplitenchef“ in einer Phase, wo es in der dümmlichen Erzählung der Identitären darum geht, das Leben und Überleben des eigenen „Volkes“ zu verteidigen, auf eine mehrjährige Weltreise begeben?
Während sein Co-Vorsitzender Sellner mit schwerem Pathos „alle Patrioten“ aufruft, „ihren Beruf, wenn es sein muss, zu kündigen; ihre Beziehung, wenn es sein muss, zu beenden; mit ihrer Familie, wenn es sein muss, zu brechen; ihre Prüfungen, ihre Semester, ihre Studien abzubrechen und sich voll und ganz der Verteidigung Europas zu widmen“, tingelt Lenart mit Freundin durch Südostasien und schicktschöne Bilder und Videos über „herrliche Ausblicke“ und „überwältigende Erfahrungen“ nach Hause.
Auch wenn Lenart betont, „weiterhin“ für seine Heimataktiv bleiben und „alle Facetten von Aktivismus, Kultur und Politik behandeln“ zu wollen – am Ende leidet die Verteidigungsbereitschaft natürlich unter der Weltreise.
Das mediale Organ der Identitären, die „Tagesstimme“, meldete Ende November des Vorjahres, dass Patrick Lenart die Leitung des Arbeitskreises Nautilus übernommen habe. Das ist schon deshalb spannend, weil Lenart zu diesem Zeitpunkt schon fast zwei Monate mit seiner Freundin Pia in Asien abgetaucht war.
Der AK Nautilus hatte eigentlich einiges vor:
- Anfang 2018 wollte der AK das Buch von Hans-Henning Scharsach „Die stille Machtergreifung“ untersuchen – „mit Hochdruck“. Der „Hochdruck“ hat sich in der Folge so verflüchtigt, dass nichts mehr von dem Projekt bemerkbar ist.
- Das Projekt „Patronaut“ wollte im Frühjahr 2019 starten, dampft aber noch immer in der Pipeline vor sich hin.
- Offen scheint auch das Projekt Bibliothek „Identität und Idee“, jedenfalls gibt die Website dazu keine Infos preis.
- Das Projekt „Recherchen“ dümpelt ebenfalls vor sich hin – die letzte „Recherche“ stammt aus dem Frühjahr 2019.
Wenn man kein identitäres Brett vor dem Kopf hat, könnte man eventuell auf die Idee kommen, dass die versenkten bzw. verzögerten Projekte des AK Nautilus mit der Weltreise seines Leiters zu tun haben. Das wäre natürlich ein ziemlich bösartiger und irgendwie neidischer Gedanke, den wir entschieden in Abrede stellen müssen. Denn wir von „Stoppt die Rechten“ wünschen uns nicht nur einen, sondern viele identitäre Weltreisende. Viel Spaß und freut Euch, wenn die Reise so günstig finanziert wird von Euren SympathisantInnen!