Blauer Handel

Bei der FPÖ ist schon wieder was passiert! Dies­mal kein neuer brauner Exzess, kein Ibiza-Video, son­dern die Kan­di­datur eines echt­en Monar­chis­ten. Nor­bert van Han­del, Proku­ra­tor des hab­s­bur­gis­chen St. Georgs-Ordens, vom extrem recht­en „Wochen­blick“ in höch­ster Devo­tion als „Baron“ tit­uliert, steigt in die Niederun­gen ple­be­jis­ch­er Poli­tik herab und kan­di­diert auf Platz 8 der FPÖ-Bun­desliste. Chapeau!

Der früher der ÖVP zugängliche van Han­del ist spätestens seit der let­zten Bun­de­spräsi­den­ten­wahl ins frei­heitliche Lager übergewech­selt. Weil es damals doch einige in der ÖVP gab, die für die Wahl von Alexan­der Van der Bellen votierten, war der Schloss­be­sitzer so erbost, dass er den anderen Nor­bert, also den höfis­chen Hofer, zusam­mengepackt und in eine Cess­na Cita­tion ver­frachtet hat, um ihn dem tschechis­chen Präsi­den­ten Milos Zeman vorzustellen:

Mit an Bord der winzi­gen Mas­chine ist auch jen­er Mann, der den Besuch einge­fädelt hat: Nor­bert van Han­del. Die Reisegellschaft [sic!] nen­nt ihn nur den Baron. Der frühere Geschäfts­mann (75) hat seine Kon­tak­te spie­len lassen. Sein Netz span­nt sich über Europa. Denn er fungiert als Proku­ra­tor des St. Georgs-Ordens. Auch Nor­bert Hofer gehört dieser christlichen Vere­ini­gung im Geiste Hab­s­burgs an – als Ehren­rit­ter.“ (Die Presse, 12.9.16)

Jet­zt also die Revanche von Ehren­rit­ter Hofer für seine Auf­nahme in den elitären St. Georgs-Orden, an dessen Spitze natür­lich nicht Herr Han­del, son­dern Herr Karl Hab­s­burg him­self (auf der Web­seite des Ordens als „Großmeis­ter s.k.k.H“ ange­führt) ste­ht. Die Ehren­rit­ter des Ordens ste­hen sym­bol­isch für eine kon­ser­v­a­tive bis reak­tionäre poli­tis­che Elite in Öster­re­ich, die sich nicht zu blöd ist, das auch noch offen zu zeigen. Wern­er Fass­labend, Her­bert Haupt, Rein­hold Lopat­ka, Har­ald Ofn­er, Erwin Pröll, Thomas Stelz­er, Rein­hart Waneck – das sind nur einige aus dem erlaucht­en Haufen. Sog­ar ein Sozialdemokrat find­et sich darunter: Karl Schlögl, eh klar, der passt!

Die "Ordensregierung" des St. Georgs-Orden: streng monarchisch

Die „Orden­sregierung” des St. Georgs-Orden: streng monarchisch

Auch Pro­gram­ma­tis­ches erfährt man auf der Web­seite des St. Georg-Ordens:

Der St. Georgs-Orden, dessen Tätigkeit nicht auf Gewinn gerichtet ist, bezweckt die Verehrung des Heili­gen Georgs als Schutz­pa­tron des Rit­ter­tums, die Pflege der Rit­ter­lichkeit und ein­er rit­ter­lichen Leben­sauf­fas­sung.

Passt ganz offen­sichtlich zu diesem Satz: „Der Orden ist wertkon­ser­v­a­tiv, wirtschaft­slib­er­al und beken­nt sich zur Umfassenden Lan­desvertei­di­gung.“ Die Ehren­rit­ter fühlen sich auch diesem Auf­trag ver­bun­den: „Der Orden ist elitär.

Facebook-Seite des St. Georgs-Orden als habsburgischer Anbetungsverein

Face­book-Seite des St. Georgs-Orden als hab­s­bur­gis­ch­er Anbetungsverein

Von da ist es natür­lich nur kon­se­quent, wenn der Herr Proku­ra­tor „wei­t­er­denkt“ und zwar in Rich­tung absolute Monar­chie: „Die Monar­chie ist die bessere Staats­form und bil­liger, weil man sich eine Wahl spart. Aber sie kann nur vom Volk kom­men“, erk­lärte er im Vor­jahr den OÖN.

Vom „Stan­dard“ deswe­gen zu sein­er doch etwas ver­wun­der­lichen Kan­di­datur für eine demokratisch-repub­likanis­che Ein­rich­tung befragt, erk­lärt van Han­del, dass er damit nur „the­o­retisiert“ habe – und wieder­holt dann seinen Vorschlag:

So seien Vorteile der Monar­chie, dass es keine Wahlkämpfe gäbe – man also Geld spare – und dass ein Monarch die Bun­de­spräsi­dentschaft mit Vor­bil­dung übernehme und dass dieser ja auch nicht mehr bezahlt bekäme als ein Präsi­dent.“ (standard.at, 2.7.19)

Um diese Monar­chie wieder ein­führen zu kön­nen, dürfe das Volk dann doch noch ein­mal zu den Urnen, so der Herr Proku­ra­tor. Dann wäre allerd­ings Schluss mit Parteien und Wahlkämpfen. In Wien will er übri­gens in „Pro­leten-Beiseln“, die er gern besuche, von Arbeit­ern schon dieses Grundge­fühl „Wir bräucht­en wieder einen Kaiser“ (das sich ja von einem blauen „Grundge­fühl“ nur per­son­ell unter­schei­det) ver­nom­men haben, erk­lärte er allen Ern­stes in seinem Gespräch mit den OÖN. Das Prob­lem sei, so van Han­del, dass dieses „Grundge­fühl“ bish­er poli­tisch nicht wirk­sam gewor­den ist.

Jet­zt gibt es die Chance – der „Großmeis­ter s.k.k.H.“ hat die Kan­di­datur seines Proku­ra­tors ver­mut­lich gnädig abgenickt , die „Ehren­rit­ter“ freuen sich, dass was weit­erge­ht mit den Zie­len des Ordens und der „Wochen­blick“ darf ehrfürchtig die Hof­berichter­stat­tung übernehmen.

Interview im "Wochenblick" mit "Baron von Handel"

Inter­view im „Wochen­blick” mit „Baron von Handel”

"Wochenblick" und "Baron von Handel"

„Wochen­blick” und „Baron von Handel”