„Ein kategorisches Nein hat er vermieden“, schreibt die ÖVP-Zeitung „Neues Volksblatt“ (10.9.2016) zu den Äußerungen Hofers über tschechische AKW, mit denen er in Österreich für heftigen Protest sorgte. Uns haben die Äußerungen Hofers nicht so wirklich überrascht. Schließlich hat Norbert Hofer schon vor Jahren, im Interview mit dem Neonazi-Blatt „hier & jetzt“, schon deutlich zwischen deutschen Atomkraftwerken und deutscher Ingenieursqualität und dem Rest differenziert. Vermutlich hat er diese Differenzierung mit Zeman nicht weiter erörtert. Nach seiner Rückkehr hat er ohnehin wieder alles dementiert.
Überrascht hat uns aber, wie Norbert Hofer nach Prag gereist ist – und mit wem. Die „Presse“ hatte offensichtlich exklusive Informationen und berichtete, dass sie Hofer „im Ledersitz“ der Cessna Citation, „die ihn in nur 45 Minuten nach Prag bringt“, kauern sah. Sechs Sitzplätze für Passagiere hat das Bedarfsflugzeug, mit dem Hofer vermutlich um einen fünfstelligen Euro-Betrag nach Prag jettete.
Jetzt sind die Fragen, ob Hofer mit seinem Charter-Jet etwas präsidentiellen Eindruck schinden wollte, ob für 260 km Distanz nicht ein anderes Reisemittel angemessener und vor allem viel billiger wäre, das eine. Wären wir die FPÖ, würden wir jetzt schon vorzurechnen beginnen, wie viele Kinder wie lange von den Kosten für den Jet ernährt werden könnten.
Uns interessiert aber noch viel mehr als die Kostenfrage jene nach den Begleitern. Die „Presse“ hält sich da auch sehr zurück, aber den – neben Hofer natürlich! — wichtigsten Mann an Bord nennt sie, wird fast geschwätzig:
Mit an Bord der winzigen Maschine ist auch jener Mann, der den Besuch eingefädelt hat: Norbert van Handel. Die Reisegellschaft (sic!) nennt ihn nur den Baron. Der frühere Geschäftsmann (75) hat seine Kontakte spielen lassen. Sein Netz spannt sich über Europa. Denn er fungiert als Prokurator des St.Georgs-Ordens. Auch Norbert Hofer gehört dieser christlichen Vereinigung im Geiste Habsburgs an – als Ehrenritter. (Die Presse)
Wie bitte? Diese Sätze muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Norbert Hofer ist Ehrenritter des St. Georgs-Ordens! Er ist also bei einem Verein, der nicht nur ultrakonservativ und natürlich schwer monarchistisch ist (an seiner Spitze steht Karl Habsburg), sondern auch nach Fremd- und Eigenbeschreibung sehr elitär:
„Der Orden ist elitär. Die Aufnahme erfolgt ausschließlich nach geprüftem Vorschlag eines Ordensmitgliedes.“ (Homepage Georgsorden)
Wir sparen uns weitere Beschreibungen des elitären Ordens und verweisen nur mehr auf die Äußerung seines Ehrenritters Norbert Hofer, die dieser an die Adresse des Gegenkandidaten Van der Bellen gemacht hat: „Ja, es gibt einen großen Unterschied zwischen uns beiden. Sie haben die Hautevolee, und ich habe die Menschen, und das ist der große Unterschied, das zählt.“ Lassen wir auch diese Sätze des Ehrenritters einfach auf uns wirken …
Weitere Links:
Bericht in heute: Norbert Hofer kann auf elitäre Ritterfreunde zählen
Bericht in der Presse: „We agreed to disagree”: Hofer auf Mitteleuropa-Mission