Germanischer Geist trifft Rieder Germanen

Lesezeit: 2 Minuten

Ger­ma­nen tref­fen Ger­ma­nen, wan­dern gemein­sam zum Geburts­haus des größ­ten Ger­ma­nen aller Zei­ten und ein ger­ma­ni­scher Sän­ger träl­lert im Ger­ma­nen­haus sei­ne ger­ma­ni­schen Lie­der. Alles geheim – jeden­falls unter Aus­schluss der Öffent­lich­keit. Weil sich die Neo­na­zis vom Netz­ra­dio Ger­ma­nia aber so artig bei den Ger­ma­nen von der Rie­der Bur­schen­schaft Ger­ma­nia bedankt haben, durf­ten auch wir davon erfahren.

Tho­mas Ram­mer­stor­fer berich­tet auf sei­nem Blog über das Ger­ma­nen-Tref­fen, das 2017 in Ried im Inn­kreis auf der Ger­ma­nen­bu­de und natür­lich auch in Brau­nau beim Geburts­haus statt­fand. Der Sän­ger Fyl­gi­en, der eigent­lich Sebas­ti­an Döh­ring heißt, tritt auch gele­gent­lich als „Ger­ma­ni­scher Geist“ auf, schreibt wikipedia.

Dass er ein Neo­na­zi ist, bezwei­feln nicht ein­mal die Ger­ma­nen von der Rie­der pen­na­len Bur­schen­schaft Ger­ma­nia. Sonst hät­ten sie das Tref­fen wohl nicht so ver­trau­lich abge­wi­ckelt. „War eine geschlos­se­ne Ver­an­stal­tung“, schreibt Netz­ra­dio Ger­ma­nia auf sei­ner Face­book-Sei­te, als sich ein Brau­nau­er Neo­na­zi dar­über beschwert, dass er von die­ser „Ver­an­stal­tung“ nichts erfah­ren hat: „Scha­de da fin­det in der Regi­on was statt und kei­ner sagt was.

Ver­mut­lich hät­te der Micha­el aus Brau­nau selbst ger­ne die vom brau­nen Netz­ra­dio Ger­ma­nia als inter­es­san­te „Füh­rung“ bezeich­ne­te Wan­de­rung (das brau­ne „Netz­ra­dio Ger­ma­nia“ war auch dabei) zum Geburts­haus durch­ge­führt – da kennt er sich näm­lich aus. So muss­te die Füh­rung unter Anfüh­rungs­zei­chen zu Hit­lers Geburts­haus, wo sich der „Ger­ma­ni­sche Geist“ natür­lich ablich­ten ließ, von den Rie­der pen­na­len Ger­ma­nen durch­ge­führt wer­den. Vom wem genau?

Das wür­den wir ger­ne genau­er wis­sen. Auch der „Fal­ter“, der in sei­ner Aus­ga­be Nr. 26 vom 27.6.2018 über den musi­ka­li­schen Abend berich­te­te, frag­te nach. Schließ­lich ist die „con­ser­va­ti­ve“ pen­na­le Rie­der Ger­ma­nia ja auch die bur­schen­schaft­li­che Hei­mat von Elmar Pod­gor­schek, dem FPÖ-Lan­des­rat, und von Wolf­gang Kitz­mül­ler, dem Ehe­mann der Drit­ten Prä­si­den­tin des Natio­nal­rats. Der „Fal­ter“ erhielt von Pod­gor­schek die Aus­kunft, dass er den „Ger­ma­ni­schen Geist“ nicht ken­ne und auch des­sen „Kon­zert“ nicht besucht habe. Aber wer von den „Ger­ma­nen“ die inter­es­san­te „Füh­rung“ gemacht hat, das wird er ja wohl wis­sen, oder? Die Kitz­mül­lers und die „Ger­ma­nia“ selbst gaben dem „Fal­ter“ aber inner­halb von vier Tagen kei­ne Antwort.

Screen­shot Fal­ter Nr. 26 vom 27.6.2018

Und so müs­sen wir rät­seln, ob der Seni­or der Akti­vi­tas, der die Ein­la­dung ver­schickt hat, die Füh­rung zum Hit­ler-Geburts­haus selbst vor­ge­nom­men hat. Das wäre näm­lich auch des­we­gen inter­es­sant, weil er eben­falls beim RFJ in Ried aktiv ist. Aber eigent­lich ist das auch schon fast egal. Sowohl die pen­na­len Ver­bin­dun­gen als auch der RFJ, der sich neu­er­dings gern „Frei­heit­li­che Jugend“ nennt, erhal­ten über ihre Dach­ver­bän­de viel staat­li­che För­de­rung – für die staats­bür­ger­li­che Bil­dung ihrer Mit­glie­der. Ob Füh­run­gen zum Hit­ler-Geburts­haus auch schon geför­dert wer­den, wis­sen wir nicht.

Übri­gens hat das Netz­ra­dio Ger­ma­nia, das die inter­es­san­te „Füh­rung“ aus­ge­plau­dert hat, den Rie­der Ger­ma­nen noch einen Gefal­len getan. Am 27. Juni 2016, also nach Bekannt­wer­den der brau­nen Umtrie­be, wur­de der Face­book-Ein­trag über den Aus­flug nach Ried und Brau­nau mit den schö­nen Fotos gelöscht.