Ein brauner Polizist?

Es ist schon ziem­lich ungewöhn­lich, dass Michael K. die Fotos mit den Hak­enkreuzen und den “Haus­be­suchen vom Fach­mann seit 1933“ auch nach der Berichter­stat­tung im „Stan­dard“ nicht gelöscht hat. Michael K. ist näm­lich Polizist. Die Geset­ze der Repub­lik sollte er daher nicht nur ken­nen, son­dern auch befol­gen. Aber vielle­icht ist er wirk­lich nur ein harm­los­er Mod­ell­flugzeug­bastler mit schrägem Humor? Lei­der nein!

Am 9. Okto­ber 2017 stellte Michael K. das Foto mit den „Haus­be­suchen vom Fach­mann seit 1933“ online. Wie die Wiener Polizei dem „Stan­dard“ mit­teilte, war das Bild mit den Haus­be­suchen und damit das Face­book-Kon­to von Michael K. Gegen­stand eines Ermit­tlungsver­fahrens nach dem Ver­bots­ge­setz bei der Staat­san­waltschaft St. Pöl­ten. Im März 2018 wurde das Ermit­tlungsver­fahren eingestellt.

Das ist dur­chaus in Ord­nung! Das Foto, das Sol­dat­en der Wehrma­cht zeigt, die – bis auf die Zähne bewaffnet – ein Haus stür­men, indem sie die Ein­gangstür zertrüm­mern, hat zwar auf dem Face­book-Pro­fil eines öster­re­ichis­chen Polizis­ten abso­lut nichts ver­loren, aber es ist – für sich genom­men – ziem­lich sich­er keine Wieder­betä­ti­gung. Eigentlich sollte die Lan­despolizei­di­rek­tion (LPD) Wien Michael K. die öffentliche Ver­wen­dung des Fotos unter­sagen. Schließlich führt K. die LPD als Dien­st­ge­ber an. Vielle­icht hat sie ihm das auch nahegelegt oder ange­ord­net – und Michael K. hat darauf gepfiffen?

Selb­st wenn die Staat­san­waltschaft St. Pöl­ten darauf hin­weist, dass ihr „von den anderen Bildern und Links (…) bis jet­zt nichts bekan­nt“ (derstandard.at) war, kann das stim­men. Auch uns war nicht bekan­nt, dass Michael K. ein zweites Face­book-Kon­to bedi­ent. Wir kan­nten nur eines, das zweite ergibt auch ein anderes Bild von Michael K..

Auf dem zweit­en Face­book-Kon­to war zwis­chen 15. März 2013 und 6. Feb­ru­ar 2018, also über fast fünf Jahre (!), ein Titelfo­to zu sehen, das eine Junkers Ju87 zeigt, Kampf­flugzeug der Luft­waffe des NS-Regimes. K. hat das Mod­ell des Flugzeugs nachge­baut und als Titelfo­to mit Hak­enkreuz auf der Rück­en­flosse präsen­tiert. Das dürfte eigentlich nicht sein. Michael K. geht aber noch einen Schritt weit­er und präsen­tiert sich daneben mit einem Pro­fil­bild, das ihn in einem Polizeiau­to zeigt. Das ist nie­man­dem aufge­fall­en? Seinen FB-Fre­un­den nicht? Den Ermit­tlern vom Ver­fas­sungss­chutz nicht?

Titelfo­to mit Hak­enkreuz und Michael K. im Polizeiau­to (geschwärzt)

Natür­lich kann das so sein – nie­mand muss auf Anhieb wis­sen, dass K. über zwei ver­schiedene Face­book-Kon­ten ver­fügt. Merk­würdig ist aber, dass K. – vor Abschluss der Ermit­tlun­gen nach dem Ver­bots­ge­setz gegen ihn – das Hak­enkreuz-Titelfo­to ver­räumt und durch ein anderes erset­zt hat. Als Foto aus dem Jahr 2013 bleibt es freilich auf sein­er Time­line. So wie die Messer­schmitt aus dem Jahr 2011 – eben­falls mit Hakenkreuz-Logo.

Messer­schmitt mit Hak­enkreuz 2011–2018

Die Hak­enkreuze sind jeden­falls straf­bar – ob nach dem Ver­bots­ge­setz oder nach dem Abze­ichenge­setz oder anderen Ver­wal­tungsstrafge­set­zbes­tim­mungen – das ist jet­zt Gegen­stand weit­er­er Ermittlungen.

War’s das? Lei­der nein!

Noch immer online ist der Link des Polizis­ten auf einen YouTube-Mitschnitt der „Wei­h­nacht­sringsendung des Deutschen Reich­srund­funkes von 1942“, gepostet am 24. 12. 2015. Das Stand­bild zeigt paradierende Sol­dat­en der Wehrma­cht des NS-Regimes, der Ton­mitschnitt bringt eine schi­er end­lose Rei­he von Stan­dort­mel­dun­gen von der„Front“ und dann ein viel­stim­miges „Stille Nacht“ aus Soldatenkehlen.

Wei­h­nacht­en 2015 öffentlich

Wie bescheuert muss man sein, um zu Wei­h­nacht­en 2015 so etwas zu posten? Ziem­lich – aber Wieder­betä­ti­gung nach dem Ver­bots­ge­setz ist es für sich genom­men noch nicht. Uns ist aber noch etwas anderes aufge­fall­en: Den Link zur „Wei­h­nacht­sringsendung“ 1942 hat K. auch schon 2014 zu Wei­h­nacht­en online gestellt. Dieser Link ist – wie der Screen­shot zeigt – aber nur für die „Fre­unde“ zugänglich. So wie das Post­ing von Michael K. dazu: „zum gedenken an unsere großväter“.

Wei­h­nacht­en 2014 nicht öffentlich

Das ist für sich genom­men auch noch keine Wieder­betä­ti­gung, malt aber den Hin­ter­grund von Michael K. deut­lich braun aus. Das machen auch die Likes von K. deut­lich: Sog­ar die mit­tler­weile schein­tote neon­azis­tis­che Nationale Volkspartei hat eines erhalten.

Viel ein­deutiger ist allerd­ings der Link zu einem YouTube-Video, das der Polizist am 31.1.2013 auf sein Face­book-Pro­fil stellte (für seine FB-Fre­unde zugänglich): ein Wer­be­film­chen für die Waffen-SS.

„Mit Deinen europäis­chen Kam­er­aden unter dem Zeichen der SS wirst Du siegen“ (Über­set­zung aus dem Französischen)

Wem das noch immer nicht reicht: Anfang Jän­ner hat Michael K. Zahn­schmerzen und postet dazu- nur für seine FB-Fre­unde sicht­bar. Hart­mut P. schreibt ihm zurück: „Komm zu mir. SS-Lazarett Hohen­ly­chen“. Michael K. gefällt dieses Posting.

Die Hak­enkreuze, der Haus­be­such in den öffentlichen Ein­stel­lun­gen sein­er Face­book-Pro­file, die Likes und die Links in den für seine FB-Fre­unde zugänglichen Ein­stel­lun­gen – mit SS und son­stigem braunen Schrott: Es reicht! Ein der­maßen brauner Polizist ist untragbar.

P.S.: Mit­tler­weile haben wir ein weit­eres FB-Kon­to von Michael K. gefun­den – das dritte, das er offen­sichtlich während der Ermit­tlun­gen gegen ihn angelegt hat. Sich­er nur ein Zufall!

P.P.S.: Damit’s nicht immer nur SS ist: Ob er den SA-Dolch, den er so wie anderen Nazi-Kram haben wollte, tat­säch­lich erwor­ben hat, sollte eigentlich bei der wegen Ver­dacht wegen Wieder­betä­ti­gung üblichen Haus­durch­suchung fest­gestellt wor­den sein – oder hat es keine gegeben?