Die Veranstaltung der Neonazis, ein „Rocktoberfest“ mit den Nazi-Bands „Stahlgewitter“, „Frontalkraft“, „Makss Damage“, „Confident of Victory“, „Exzess“ und „Amok“ war gut organisiert. In zahlreichen Bussen und Privatwagen sammelten sich Tausende im Raum Ulm und wurden von dort nach Unterwasser dirigiert. Ursprünglich war die Veranstaltung für den „süddeutschen Raum“ angekündigt.
Mittlerweile ist klar, von wem das Konzert organisiert wurde. Wie schon beim Vorarlberger Neonazi-Konzert mit „Indulat“ Anfang März 2016 waren es auch diesmal Thüringer Neonazis aus dem „Blood & Honour“-Umfeld, die die Strippen zogen und sich als „Reichsmusikkammer“ benannten.
Weil offene Neonazi-Konzerte in den meisten Gegenden Deutschlands auf entschiedenen Widerstand stoßen und immer häufiger auch von Behörden und Politik unterbunden werden, weichen die Veranstalter seit Jahren ins Ausland aus. Beliebte Gastländer der letzten Jahre waren etwa Ungarn, Slowenien und Italien. Allerdings waren die Distanzen für die Frequenzen nicht unbedingt förderlich. Und wenn eines sicher ist, dann, dass es in erster Linie um die Kohle geht, die da eingesammelt werden kann.
Rund 150.000 Euro sind da – bei 30 Euro Eintrittsgeld – im Minimum eingesammelt worden, rechnet „Thüringen rechtsaussen“ vor. Nach Abzug der Kosten für Bands, Miete und Logistik „dürfte sich der Gewinn in einer ähnlichen Größenordnung bewegen“, da die Veranstalter auch durch Verkauf von Essen, Getränken und Merchandise verdienen. Nach Einschätzung der Schweizer WOZ (20.10.16) könnten es sogar 200.000 Euro gewesen sein, die da für Thüringer Neonazis eingesammelt wurden:
Dabei ging es sehr wahrscheinlich um eine Spendenaktion, nicht zuletzt, um die Ballstädter Prozesskosten zu decken und die Zukunft des «Gelben Hauses» in diesem Ort zu sichern, das lokale Neonazis vor drei Jahren für schätzungsweise 165.000 Euro gekauft haben. Dies zeigt eine Recherche der WOZ in Zusammenarbeit mit der Antifa Bern, der Autonomen Antifa Freiburg im Breisgau sowie dem antifaschistischen Rechercheblog «Thüringen rechtsaussen».
Neonazis haben Anfang Februar 2014 eine Kirmes-Gesellschaft in Ballstädt überfallen, zahlreiche Jugendliche dabei teilweise schwer verletzt und müssen sich deshalb seit Ende 2015 vor Gericht verantworten. Die Ballstädter Neonazis vom „Gelben Haus“ sind mit der „Kameradschaft Jonastal“ und vor allem mit dem „Objekt 21“ aus Desselbrunn (OÖ) eng vernetzt.
Pech, dass einige der Kameraden vom „Objekt 21“ gerade unabkömmlich sind. Aber sie wurden immerhin von Wiener Neonazis, von denen zwei gerade vor Gericht beteuern, dass sie nichts mit Neonazis am Hut hätten, würdig vertreten. Die „Antifa Recherche Wien“ hat einige Fotos und Screenshots gesammelt, die eindrucksvoll belegen, wie wenig die beiden mit der Neonazi-Szene zu schaffen haben. Am 3. November, wenn ihre Verhandlung wegen Wiederbetätigung vor dem Wiener Landesgericht fortgesetzt wird, werden wir hoffentlich auch Näheres von ihren Reisen erfahren.