Jährlich findet am zweiten Wochenende im Juni die Gedenkfeier zur Befreiung des ehemaligen KZ auf der Nordseite des Passes am Loibl/Ljubelj statt. Weit über tausend Männer waren auf der Nord- und Südseite des Passes zwischen 1943 und 1945 von den Nazis dazu gezwungen worden, unter schwersten Bedingungen jenen Tunnel zu bauen, der heute als eine wichtige Verbindungslinie zwischen Österreich und Slowenien fungiert. Lange Zeit war der Ort, an dem unzählige Grausamkeiten geschehen waren, in Vergessenheit geraten und erst seit rund 20 Jahren setzt sich das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška auf der österreichischen Seite für die Errichtung einer würdigen Gedenkstätte ein.
Der problematisierte Hochstand, vor und nach seiner Entfernung — Bildquelle: Autonome Antifa Kärnten/Koroška auf facebook
In diesem Jahr wurde die Gedenkfeier jedoch von einer ärgerlichen Unannehmlichkeit begleitet. An der Grenze zum ehemaligen KZ-Gelände war nämlich ein Hochstand durch einen Jäger errichtet worden, der nicht nur an die ehemaligen Wachtürme des KZs erinnerte, sondern auch erneut Aufschluss über den hierzulande anzutreffenden, unsensiblen Umgang mit dem Ort gibt. So zeigte die Schießlucke direkt auf jenen Platz, wo früher die Häftlingsbaracken gestanden hatten.
Während Vertreter_innen der Überlebenden Beschwerde einlegten und beispielsweise der grüne Nationalratsabgeordnete Harald Walser eine parlamentarische Anfrage startete, schritt die Autonome Antifa Kärnten/Koroška gleich zur Tat. Sie montierten die Leiter zum Hochsitz ab und forderten mittels eines Transparents ein „angemessenes Gedenken“. Auch auf die Kritik reagierte der Besitzer, der Unternehmer Hermann H., eher unsensibel und verstand nicht, warum der Hochstand derartige Reaktionen hervor gerufen hatte. Anstatt den Hochstand einfach so schnell wie möglich abzubauen, sorgte er Mitte August erneut für Aufsehen, weil er der Autonome Antifa Kärnten/Koroška anbot, sich zu einem Bier zu treffen und diese Arbeit gemeinsam zu verrichten und damit ihre Muskeln zu stärken.
Er wollte den „Konflikt“ offensichtlich auf „Kärntner Art“ klären und sich beim Saufen „verbrüdern“. Zumindest von einer Anzeige sah er ab, kündigte jedoch an, bei künftigen Gedenkfeiern niemanden mehr auf seinem Grundstück parken zu lassen. Die Aktivist_innen der Autonome Antifa Kärnten/Koroška nahmen die Einladung nicht an, da sie ihnen nicht ernst gemeint schien. In einer Stellungnahme wiesen sie darauf hin, dass der Besitzer sie durch falsche Behauptungen wie, dass der Hochstand „lebensgefährlich“ angeschnitten worden sei, diffamiert hätte. Zumindest der Hochstand wurde inzwischen tatsächlich entfernt.
Mehr Infos:
- Link zur Parlamentarischen Anfrage von Harald Walser
- Beschreibung des Gedenkstätte auf erinnern.at
- Beitrag auf derstandard.at
- Nochein Beitrag auf derstandard.at