Erst vor wenigen Monaten, im Mai 2016, hatte der Künstler Bernhard Gwiggner eine Gegenskulptur in der Formensprache von Fritz Wotruba neben die ‚Paracelsus‘-Skulptur von Thorak gestellt. Bei den Diskussionen, denen sich Gwiggner eine Woche lang neben den Skulpturen stellte, musste der Künstler auch handgreifliche Attacken von Thorak- bzw. NS- Sympathisanten hinnehmen, schreiben die „Salzburger Nachrichten“:
Ein 88-Jähriger habe ihn angeflegelt und mit seinem Gehstock zu attackieren versucht, schildert der Künstler. ‚Er war von Anfang an aggressiv’ und habe gerufen: ‚Was kann der Paracelsus dafür!’ Auf die Frage nach einer Begründung habe er sich umgedreht und sei weggegangen. Ein anderer Passant habe Gwiggners Gegen-Paracelsus beschimpft: ‚Kunst kommt von Können, das ist ja ein Schmarrn!’ Auch dieser habe sich, nach der Bitte um ein Gespräch, weggedreht. Seinen Notizen entnimmt Bernhard Gwiggner, dass etwa zehn Prozent so kategorisch und aggressiv ablehnend gewesen seien und die Aufforderungen zum Gespräch mit Bemerkungen wie ‚Lasst die Vergangenheit endlich ruhen’ abgetan hätten. (Salzburger Nachrichten, 11.5.16)
„Nachträglich beschmutzt“ würde das Lebenswerk von Thorak und anderen Nazi-Größen, hieß es in einem Leserbrief in der „Krone“ (Salzburg) im Juni, weil die Stadt plane, mit Zusatztafeln auf die Nazi-Vergangenheit hinzuweisen. Auf diesen hinhaltenden Widerstand reagierten Kastner und Toporis mit der ästhetischen Intervention „Ent-Thoraken“. Im folgenden ihre Presseaussendung:
Für unsere Kunstaktion Ent-Thoraken in der Festspielstadt Salzburg leisteten Unbekannte gute Vorarbeit:
Die Straßenschilder wurden bereits entfernt. Von wem ist unbekannt.
War es evtl. die Stadtverwaltung selbst, die endlich die notwendige und von uns geforderte Umbenennung vollziehen will, waren es beherzte Salzburger, die zur Tat schritten oder waren es Anwohner, die nicht länger die nach dem Nazi-Bildhauer benannte Wohnadresse ertragen?
Wir fordern die Umbenennung in Helene-von-Taussig-Straße (1879–1942, österreichische Malerin, die in Salzburg lebte und 1942 von den Nazis ermordet wurde).
Vorab änderten wir heute einige Hausnummernschilder mit blauem Klebeband in Josef – Straße, Jose – Straße und Thora – Straße .
Im Mirabellgarten fügten wir anschließend den größenwahnsinnigen KitschSkulpturen Tafeln mit der AufschriftNazi
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hauer
Thorakhinzu, damit Einwohner und Besucher der Festspielstadt Salzburg wissen können, von wem diese Irrsinnsbrocken stammen, die dort seit 1950 stehen.
Wir hoffen, dass die Stadt Salzburg endlich die Umbenennung der Thorak-Straße vornimmt,die von uns angebrachten Tafeln dort lässt und für eine angemessene Behandlung der Nazi-Großkitsches offen ist.
Einen entsprechenden Vorschlag werden wir demnächst vorlegen.
➡️ Bericht auf hagalil.com (3.8.16): Ent-Thoraken
➡️ salzburg.orf.at (3.8.16): NS-Künstler Thorak: Straßenschilder gestohlen