Der „Rechte Sektor”
Zuletzt hat der Rechte Sektor durch die Sprengung von Strommasten in der ostukrainischen Region Cherson für Aufmerksamkeit gesorgt. Mit der Aktion, die vorübergehend die Stromversorgung der – jetzt russischen – Krim lahmlegte, konnten Aktivisten des Rechten Sektors gemeinsam mit Krimtataren einmal mehr demonstrieren, dass sie imstande sind, den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wieder gefährlich zu eskalieren, nachdem es zuvor eine Phase der Entspannung gegeben hatte.
Auf rund 2.000 Mann werden die paramilitärischen Einheiten des Rechten Sektors geschätzt, davon befinden sich jeweils rund 700 an der Front. Die Truppe ist – auch dank finanzkräftiger Sponsoren – besser ausgerüstet als die reguläre Armee. Im Sommer probte der Rechte Sektor den inneren Aufstand – bei stundenlangen Schießereien zwischen Einheiten des Innenministeriums und dem Rechten Sektor, die auch mit schwerem Kriegsgerät (Maschinengewehre, Panzerwerfer) ausgetragen wurden, gab es drei Tote und mehr als ein Dutzend Verletzte.
Demonstrationen mit Bildern des NS-Kollaborateurs Stefan Bandera
Als Konsequenz dieser heftigen Auseinandersetzungen unterstellten sich die anderen, teilweise ebenfalls rechtsextremen Freiwilligenverbände, dem Kommando des Innenministeriums. Für den Rechten Sektor galt das nur eingeschränkt: „Zwar sind im September einige Dutzend Kämpfer des Rechten Sektors in eine Spezialeinheit des ukrainischen Geheimdienstes eingetreten. Im Oktober aber erklärte einer seiner Kommandanten, die Reserveeinheiten würden nicht aufgelöst. Diese seien wichtig für «den Widerstand gegen das Regime von Präsident Poroschenko».“ (NZZ)
Völlig unbekannt ist hierzulande, dass sich die Truppen des rechten Sektors nicht nur aus Ukrainern, sondern auch aus Ausländern rekrutieren. Der Korrespondent der „NZZ“, der das Basislager der rechtsextremen Truppe in Krasnoarmiisk besuchte, traf dort neben einem Amerikaner und einem Ungarn mit Schweizer Vergangenheit auch zwei Österreicher an. Leider sind dem Beitrag keine genaueren Informationen über die beiden Österreicher und ihre Motive, mit der rechtsextremen Truppe zu kämpfen, zu entnehmen.
Innerhalb der europäischen Rechtsextremisten- und Neonaziszene hat der Rechte Sektor die Arschkarte gezogen: Es gibt mittlerweile keine nennenswerten rechtsextremen Gruppen oder Parteien mehr, die in der Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine um ukrainische Territorien die ukrainische Seite bzw. dort die Rechtsextremen unterstützen würden. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil nationale Integrität, Souveränität und „Volksgemeinschaft“ in der gesamten Rechten einen hohen Stellenwert besitzen. Ob bei den beiden Österreichern ideologische und politische Motive entscheidend waren, wäre daher auch unter diesem Gesichtspunkt interessant.