Die Meldung ist so unglaublich dumm und gestrickt, dass ihr Schwachsinn mit Händen zu greifen ist. Der Islamische Staat zahle 100.000 Euro „für die Entwaffnung von Polizisten und Soldaten, etwa in Spielfeld“, schreibt die „Krone” am 3.11.2015. Dazu wird das Allerweltszitat „Wir sind aufmerksam“ als Kommentar eines anonymen Polizeisprechers gestellt. Das eignet sich schließlich für jede polizeiliche Handlung.
Aber die „Krone“ nennt auch eine Quelle: „Die Info kommt von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Laut dem Schreiben würde die Mörderbande IS für die Entwaffnung eines Polizisten oder Soldaten 100.000 Euro Belohnung anbieten! Also quasi Terror-Kopfgeld für eine Dienstpistole.“
Der FPÖ-Parteichef Strache ist schon am 2. November massiv beunruhigt über dieses Lockangebot des Islamischen Staates und veröffentlicht die (Voraus-)Meldung von „krone.at“ mit dem Titel: „IS-Terroristen zahlen 100.000 € für Polizeiwaffe.”
Damit bestätigt er, dass es die wichtigste Aufgabe eines FPÖ-Parteichefs ist, Gerüchte zu verbreiten. Denn das Problem ist: Die Polizei kennt zwar das Gerücht, konnte aber die angegebenen Quellen nicht verifizieren. Bei der OSZE in Wien kannte bis zum „Krone“-Bericht niemand das Gerücht und daher auch keine Quelle in der Organisation. Sie ist auch in keiner Weise zuständig für derartige Warnungen, weil die OSZE weder eine militärische, geheimdienstliche noch eine Verteidigungsorganisation ist („since we are neither a military, intelligence or defence organization”). Die OSZE ist ratlos, weil sie bisher neben der fehlenden Kompetenz auch keinen Hinweis oder eine Spur zu dem Schreiben gefunden hat.
Kein Problem! Die “Kronen Zeitung” sorgt am 4.11. für Aufklärung und legt der Öffentlichkeit und der staunenden OSZE den Beleg vor. Während die OSZE noch in ihren leeren Taschen kramt und den Beleg nicht findet (verdächtig, verdächtig!), präsentiert die “Krone” als Beweis ein vernudeltes Faksimile, das folgenden aussagekräftigen Text enthält:
Übersetzung slowenisches Schreiben KOPIE. Eine Übersetzerin hat den text folgendermaßen übersetzt
Gegenstand wichtige interne Information Migranten 2015
Von Seiten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa haben wir die ungeprüfte Info bekommen, dass für die Entwaffnung der Polizisten und Soldaten 100.000Eur Belohnung angeboten worden.
In diesem Zusammenhang ermahnen wir alle Leiter der Einheiten, sie mögen alle Kriminalisten und Polizisten anhalten, für ihre eigene Sicherheit zu sorgen und gegenüber Migranten äußerste Vorsicht walten zu lassen.
Außerdem ist es sehr wichtig bei der Arbeit wachsam zu sein.
Die unbekannten Verfasser dieses Schreibens müssen beim Erstellen viel Spaß gehabt haben. Vielleicht gibt es irgendwo in Slowenien tatsächlich eine staatliche Zelle, deren Aufgabe es ist, die Exekutive durch das Verfassen von „ungeprüften Infos“ so zu erschrecken, dass sie bei der Arbeit wachsam ist. Vielleicht aber kommt die Info aus einem österreichischen Medienhaus, dessen Aufgabe es ist, durch das Verbreiten von „ungeprüften Infos“ den Chef einer österreichischen Partei so zu erschrecken, dass der auf seiner Facebook-Seite nur mehr fassungslos stammeln kann „Wohin soll das alles noch führen?” Das möchten wir auch gerne wissen.