Wo Frau Festerling politisch zu verorten ist, hat sie noch zu AfD-Zeiten durch eine Bemerkung zu den rechtsextremen Hooligans von HoGeSa (Hooligans gegen Salafisten) klargemacht. Als die im Oktober 2014 randalierend durch Köln demonstrierten und dabei mehr als 40 Polizisten verletzten, kommentierte Tatjana Festerling das mit der Bemerkung, sie ziehe ihren „Hut vor den Hools“.
Jetzt wettert sie bei ihren wöchentlichen Ansprachen an die verbliebenen Dresdner Pegida-DemonstrantInnen gegen die Sexualisierung und den Sozialismus, der unweigerlich nach Dresden kommen werde, wenn sie am Sonntag, 7.6. nicht zur Oberbürgermeisterin gewählt werde. Ihre obskuren Vorwürfe brachten ihr auch schon eine ausführliche Würdigung in der „Heute-Show“ ein. Am Montag, 1.6., wurde sie noch schriller und wetterte gegen die „Alkoholiker, Kommunisten und Kinderficker“ in den Parteien.
Die Kandidatur von Tatjana Festerling richtet sich nicht nur gegen „die“ Parteien, sondern auch gegen die AfD, die selbst immer weiter ins rechtsextreme Lager abdriftet, in Dresden aber mit einem eigenen Kandidaten antritt, während Festerling von Pegida und der NPD unterstützt wird.
Umso erstaunlicher, dass in Österreich noch immer der extrem konservative Politikwissenschafter Werner Patzelt, ein Pegida-Verharmloser der Sonderklasse, als „Experte“ zitiert wird. Im Dezember 2014 war er schon sehr unangenehm aufgefallen, als er im „Standard“ (17.12.2014) behauptete: „Pegida ist das Volk, keine Horde von Neonazis.“
Man möchte meinen, dass sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass Pegida weder das Volk ist noch frei von Horden von Neonazis und anderen rechtsextremen Obskuranten, da wird schon wieder Patzelt im „Standard“ (28.5.2015) zitiert: „Auch Werner Patzelt, Politologe an der TU Dresden, befasste sich ausführlich mit Pegida. Er kommt in einer Untersuchung zum Schluss, dass die Anhänger am rechten Rand stehen, aber großteils ’nicht rechtsradikal’ seien.“ Also was jetzt? Am rechten Rand, aber nicht rechtsradikal?
Auf dem Blog „Publikative“ wird in einem ausführlichen Beitrag die „Systematische Pegida-Verharmlosung“ anhand der „Methode Patzelt“ analysiert und der Verharmloser Patzelt vorgeführt.
Das Fazit von Miro Jennerjahn:
Was bleibt ist ein länglicher Text von Patzelt, in dem er es durchweg versäumt für seine Untersuchung wesentliche Begrifflichkeiten sauber zu definieren. An vielen Stellen kennt Patzelt relevante Diskurse in der extremen Rechten nicht, die für seine Untersuchung wesentlich gewesen wären, oder er unterschlägt diese. Unter dem Strich bleibt: Patzelt hätte sich das aufwändige Befragungsdesign eigentlich sparen können. Zentrale Aussagen von ihm sind reine Interpretationen und Unterstellungen, die durch die erhobenen Daten in keiner Weise gedeckt sind.
Mit der Methode Patzelt wäre es sogar möglich, den völkisch-rassistischen Charakter des Nationalsozialismus wegzudiskutieren, indem argumentiert wird, wenn nicht jede Person, die in der NSDAP war oder an einer NSDAP-Veranstaltung teilgenommen hat, über ein geschlossen völkisch-rassistisches Weltbild verfügt, kann auch die Gesamtbewegung nicht diese Eigenschaft haben.
Buchtipp:
Lars Geiges, Stine Marg und Franz Walter, „Pegida — Die schmutzige Seite der Zivilgesellschaft?” (transcript-Verlag), foto: transcript