Der braune Stern von Pegida Dresden

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Mitt­ler­wei­le leuch­tet der Stern von Pegi­da selbst in Dres­den nur mehr sehr matt. Bloß 2.000 Teil­neh­me­rIn­nen ver­sam­mel­ten sich am 1.6. zur wöchent­li­chen Kund­ge­bung. Wie immer in den letz­ten Mona­ten mit dem neu­en Stern­chen, der Kan­di­da­tin von Pegi­da für die Dresd­ner Ober­bür­ger­meis­te­rei: Tat­ja­na Fes­ter­ling, die ihrer frü­he­ren Par­tei, der AfD, zu rechts war. Um einem Aus­schluss zuvor­zu­kom­men, trat sie aus der AfD Ham­burg aus. Und kan­di­diert jetzt für Pegi­da in Dresden.

Wo Frau Fes­ter­ling poli­tisch zu ver­or­ten ist, hat sie noch zu AfD-Zei­ten durch eine Bemer­kung zu den rechts­extre­men Hoo­li­gans von HoGe­Sa (Hoo­li­gans gegen Sala­fis­ten) klar­ge­macht. Als die im Okto­ber 2014 ran­da­lie­rend durch Köln demons­trier­ten und dabei mehr als 40 Poli­zis­ten ver­letz­ten, kom­men­tier­te Tat­ja­na Fes­ter­ling das mit der Bemer­kung, sie zie­he ihren „Hut vor den Hools“.

Jetzt wet­tert sie bei ihren wöchent­li­chen Anspra­chen an die ver­blie­be­nen Dresd­ner Pegi­da-Demons­tran­tIn­nen gegen die Sexua­li­sie­rung und den Sozia­lis­mus, der unwei­ger­lich nach Dres­den kom­men wer­de, wenn sie am Sonn­tag, 7.6. nicht zur Ober­bür­ger­meis­te­rin gewählt wer­de. Ihre obsku­ren Vor­wür­fe brach­ten ihr auch schon eine aus­führ­li­che Wür­di­gung in der „Heu­te-Show“ ein. Am Mon­tag, 1.6., wur­de sie noch schril­ler und wet­ter­te gegen die „Alko­ho­li­ker, Kom­mu­nis­ten und Kin­der­fi­cker“ in den Parteien.

Die Kan­di­da­tur von Tat­ja­na Fes­ter­ling rich­tet sich nicht nur gegen „die“ Par­tei­en, son­dern auch gegen die AfD, die selbst immer wei­ter ins rechts­extre­me Lager abdrif­tet, in Dres­den aber mit einem eige­nen Kan­di­da­ten antritt, wäh­rend Fes­ter­ling von Pegi­da und der NPD unter­stützt wird.

Umso erstaun­li­cher, dass in Öster­reich noch immer der extrem kon­ser­va­ti­ve Poli­tik­wis­sen­schaf­ter Wer­ner Pat­z­elt, ein Pegi­da-Ver­harm­lo­ser der Son­der­klas­se, als „Exper­te“ zitiert wird. Im Dezem­ber 2014 war er schon sehr unan­ge­nehm auf­ge­fal­len, als er im „Stan­dard“ (17.12.2014) behaup­te­te: „Pegi­da ist das Volk, kei­ne Hor­de von Neonazis.“

Man möch­te mei­nen, dass sich mitt­ler­wei­le her­um­ge­spro­chen hat, dass Pegi­da weder das Volk ist noch frei von Hor­den von Neo­na­zis und ande­ren rechts­extre­men Obsku­ran­ten, da wird schon wie­der Pat­z­elt im „Stan­dard“ (28.5.2015) zitiert„Auch Wer­ner Pat­z­elt, Poli­to­lo­ge an der TU Dres­den, befass­te sich aus­führ­lich mit Pegi­da. Er kommt in einer Unter­su­chung zum Schluss, dass die Anhän­ger am rech­ten Rand ste­hen, aber groß­teils ’nicht rechts­ra­di­kal’ sei­en.“ Also was jetzt? Am rech­ten Rand, aber nicht rechtsradikal?

Auf dem Blog „Publi­ka­ti­ve“ wird in einem aus­führ­li­chen Bei­trag die „Sys­te­ma­ti­sche Pegi­da-Ver­harm­lo­sung“ anhand der „Metho­de Pat­z­elt“ ana­ly­siert und der Ver­harm­lo­ser Pat­z­elt vorgeführt.

Das Fazit von Miro Jennerjahn:

Was bleibt ist ein läng­li­cher Text von Pat­z­elt, in dem er es durch­weg ver­säumt für sei­ne Unter­su­chung wesent­li­che Begriff­lich­kei­ten sau­ber zu defi­nie­ren. An vie­len Stel­len kennt Pat­z­elt rele­van­te Dis­kur­se in der extre­men Rech­ten nicht, die für sei­ne Unter­su­chung wesent­lich gewe­sen wären, oder er unter­schlägt die­se. Unter dem Strich bleibt: Pat­z­elt hät­te sich das auf­wän­di­ge Befra­gungs­de­sign eigent­lich spa­ren kön­nen. Zen­tra­le Aus­sa­gen von ihm sind rei­ne Inter­pre­ta­tio­nen und Unter­stel­lun­gen, die durch die erho­be­nen Daten in kei­ner Wei­se gedeckt sind.

Mit der Metho­de Pat­z­elt wäre es sogar mög­lich, den völ­kisch-ras­sis­ti­schen Cha­rak­ter des Natio­nal­so­zia­lis­mus weg­zu­dis­ku­tie­ren, indem argu­men­tiert wird, wenn nicht jede Per­son, die in der NSDAP war oder an einer NSDAP-Ver­an­stal­tung teil­ge­nom­men hat, über ein geschlos­sen völ­kisch-ras­sis­ti­sches Welt­bild ver­fügt, kann auch die Gesamt­be­we­gung nicht die­se Eigen­schaft haben.

Buch­tipp:


Lars Gei­ges, Sti­ne Marg und Franz Wal­ter, „Pegi­da — Die schmut­zi­ge Sei­te der Zivil­ge­sell­schaft?” (tran­script-Ver­lag), foto: transcript