Er war mit weiteren Männern aus der rechten Szene „privat“ unterwegs – zu einem Lausitzer Rechtsextremisten, der in Österreich Hochzeit feierte, wie die „Berliner Zeitung“ herausfand. Für Markus W. gab’s keine Hochzeitsfeier, sondern Häfn.
Neonazi mit Meistertitel
Markus W., der schon mal zu Hassmusik der Neonazi-Band „Blitzkrieg“ in den Ring steigt, musste mittlerweile aus dem KBTC austreten. Der 29-Jährige soll auch Begründer der Cottbuser Modemarke „Label 23“ gewesen sein, die bei Rechtsextremen beliebt ist, ähnlich wie Thor Steinar. In Sicherheitskreisen wird er als einer der Top-Neonazis in Südbrandenburg eingestuft. Nach Angaben des Verfassungsschutzes war W. auch Mitglied der Gruppe „Widerstand Südbrandenburg“, die 2012 verboten wurde. Die unter ihrem Dach agierenden „Spreelichter“ organisierten immer wieder „Nationale Kampfsporttage“. Markus W. soll auch in der Rocker- und Türsteherszene eine wichtige Rolle spielen. Zudem gilt er als einer der Gründer der rechten Hooligan-Gruppe Cottbus Inferno 99. Wie berichtet, hatte der Fußball-Zweitligist Energie Cottbus deren Teilnehmern erst kürzlich Auftrittsverbot im Stadion erteilt.
Als die braune Gesinnung der KBTC-Kämpfer offenbar wurde – enthüllt von der Lausitzer Rundschau, deren Reporter wegen ihrer Berichterstattung über rechtsextremistische Strukturen seit einiger Zeit von Neonazis bedroht werden – schwieg der Verein zunächst. Im Herbst vergangenen Jahres ging der Präsident Steve B. in die Offensive, sprach von „falschen Vorwürfen“ gegenüber einigen Mitgliedern. Rechtsextremismus habe beim KBTC keinen Platz, versicherte er damals auf einer Pressekonferenz. Sein Europameister Mario S., bis heute sportliches Aushängeschild des KBTC, entschuldigte sich damals für die Teilnahme an der Hitler-Gedenkfahrt.
Sieg-Heil-Rufe und laute Nazi-Musik
Aber die Vertrauensoffensive des Vereins nützte wenig. Kurz darauf kam heraus, dass Mario S. nur Monate nach der Mallorca-Reise auf der Geburtstagsfeier von Markus W. war, die später von der Polizei wegen Sieg-Heil-Rufen und lauter Nazi-Musik aufgelöst worden war. Eine ähnliche Party gab es im April 2012 in Cottbus, als der Geburtstag von Christian B. gefeiert wurde, auch er Mitbegründer des KBTC und ehemaliger Spitzenkämpfer. „Dreißiger Jahre“ soll das Motto der Feier gelautet haben. Mehrere Gäste erschienen in SA-Uniform. Ein entsprechendes Foto liegt der Berliner Zeitung vor. Einer der Abgebildeten soll Markus W. sein – braune Uniform, Hakenkreuz-Binde am Arm, ein Bierglas in der Hand.
Ende Mai kam es in Österreich zum vorläufigen Höhepunkt in der Causa KBTC. Zielfahnder stoppten in Salzburg zwei Mietwagen, Polizisten der Spezialeinheit „Cobra“ schlugen zu. Sie verhafteten Ex-KBTC-Kämpfer Markus W., der in einem der Autos saß. Gegen ihn lag ein internationaler Haftbefehl vor. Der Neonazi war nach einer brutalen Messerattacke auf ein Mitglied der „Hells Angels“ drei Monate zuvor in Cottbus auf der Flucht. Der Rocker war dabei nur knapp dem Tod entronnen.
Dem Vernehmen nach war Markus W. auf dem Weg zu einem Lausitzer Rechtsextremisten, der in Österreich Hochzeit feierte. Und er reiste nicht allein – W. wurde nach Polizeiangaben von KBTC-Präsident Steve B. und Kickbox-Europameister Mario S. begleitet. Die drei sollen gut befreundet sein. Markus W. sitzt seither in Brandenburg in Untersuchungshaft. Eine Anfrage mit der Bitte um Stellungnahme dazu ließ der KBTC unbeantwortet. (berliner-zeitung.de, 11.8.13)