Amazon: Zucht und Ordnung mit H.E.S.S.

Lesezeit: 3 Minuten

Die Repor­ta­ge „Aus­ge­lie­fert! Leih­ar­bei­ter bei Ama­zon“, die die ARD am 13. Febru­ar aus­ge­strahlt hat, hat für ordent­li­chen Wir­bel gesorgt. Im Zen­trum der Kri­tik ist neben Ama­zon und dem öster­rei­chi­schen Leih­ar­beits­kon­zern Trenk­wal­der Inter­na­tio­nal AG die Secu­ri­ty-Fir­ma H.E.S.S., bei der nicht nur die Name für bestimm­te Asso­zia­tio­nen sorgt.


ARD-Repor­ta­ge „Aus­ge­lie­fert! Leih­ar­bei­ter bei Amazon“

Seit Aus­strah­lung der­lebt Ama­zon einen Shit­s­torm der beson­de­ren Art: Auf Face­book haben sich zwei Grup­pen zum Boy­kott von Ama­zon gegrün­det, und auch auf dem eige­nen FB-Kon­to hagelt es hef­ti­ge Kri­tik an den Prak­ti­ken von Ama­zon im Umgang mit Leih­ar­bei­tern. Eine Peti­ti­on der Gewerk­schaft Ver­di zur Ver­bes­se­rung der Arbeits­be­din­gun­gen bei Ama­zon wird eben­falls stark unterstützt.

Mitt­ler­wei­le gibt es ers­te Kon­se­quen­zen: Das Arbeits­mi­nis­te­ri­um hat ange­kün­digt, die Lizenz von Trenk­wal­der in Deutsch­land zu über­prü­fen. Ama­zon hat mitt­ler­wei­le die Ver­trä­ge mit der Secu­ri­ty-Fir­ma und dem Unter­neh­men, das für die Unter­brin­gung der Zeit­ar­beits­kräf­te ver­ant­wort­lich war, gekün­digt und gibt sich zer­knirscht: „Es ist uns ein­deu­tig nicht gelun­gen, die Ein­hal­tung unse­rer hohen Stan­dards auch durch den Dienst­leis­ter, der für Unter­brin­gung, Trans­port und den Ein­satz der Sicher­heits­kräf­te bei unse­ren Zeit­ar­beits­kräf­ten ver­ant­wort­lich war, zu gewähr­leis­ten.“ (Ama­zon auf FB).

Wäh­rend Trend­wal­der bis­her zu den Vor­wür­fen beharr­lich schweigt, ver­sucht das Secu­ri­ty-Unter­neh­men H.E.S.S. mit Inter­views und Pres­se­mel­dun­gen den Vor­wurf der Nähe zum Rechts­extre­mis­mus klein­zu­re­den. Aber selbst wenn der Chef von H.E.S.S., Patrick Hen­sel, bei der Namens­be­zeich­nung der Fir­ma „über­haupt nicht auf die Idee gekom­men [sein will], dass so eine absur­de Ver­bin­dung her­ge­stellt wer­den könn­te“, allein die all­täg­li­chen Akti­vi­tä­ten der Fir­ma rund um die Unter­künf­te der Ama­zon-Leih­ar­bei­te­rIn­nen, die das ARD-Team doku­men­tiert hat, ver­mit­teln einen ganz ande­ren Ein­druck. Die Zeit­ar­beits­kräf­te wur­den beim Essen über­wacht und per­lust­riert, ob sie Bröt­chen in die Unter­künf­te mit­neh­men. In den Unter­künf­ten wur­den Kon­trol­len nicht nur in Abwe­sen­heit der Leih­ar­bei­te­rIn­nen durch­ge­führt, son­dern auch, wenn sie schlie­fen oder duschten.

Wäh­rend die Repor­ta­ge Mit­ar­bei­ter von H.E.S.S. zeigt, die Klei­dung von Thor Stei­nar tra­gen, hat Ama­zon deren Pro­duk­te nach Pro­tes­ten 2009 aus dem Shop genom­men. Der ARD-Bericht geht aber über die­se Vor­wür­fe hin­aus, berich­tet von Kon­tak­ten von H.E.S.S.-Mitarbeitern in die Neo­na­zi-Sze­ne und auch von Kla­mot­ten von Com­man­do Indus­tries, die durch H.E.S.S. ver­trie­ben werden.

Com­man­do Indus­tries ist so wie H.E.S.S.-Security in Kas­sel behei­ma­tet. Da lohnt sich ein Blick auf die­ses Unter­neh­men, das einem gewis­sen Wer­ner Kahl gehört und „Outdoor“-Produkte unter diver­sen Mar­ken­na­men wie z.B. „Dober­man“ ver­treibt. Wer­ner Kahl hat sich in der deut­schen Neo­na­zi-Sze­ne einen Namen gemacht, als er 1981 im Namen einer Ras­sis­ti­schen Liga in Kas­sel Spreng­sät­ze unter den Autos von Nicht­deut­schen deto­nie­ren ließ. Auch spä­ter noch war Kahl „ein­schlä­gig“ tätig: Im Jahr 2000, als Neo­na­zis in Kas­sel für „Groß­deutsch­land“ demons­trier­ten, atta­ckier­te er einen Gegen­de­mons­tran­ten mit einem Knüp­pel und ver­letz­te ihn schwer. Für das hes­si­sche Innen­mi­nis­te­ri­um gilt das Unter­neh­men bzw. sei­ne Kla­mot­ten seit 2006 als „rechts­extrem“. Dem Geschäfts­füh­rer von H.E.S.S. war das alles bis vor weni­gen Tagen „nicht bekannt“.