Verbindungsstudenten vermöbeln Burschenschafter

Seit Jahren ver­suchen die Burschen­schaften, die ange­bliche linke Gewalt gegen Stu­den­ten­verbindun­gen zu doku­men­tieren. Peni­bel wer­den Farbbeutelan­schläge, Malak­tio­nen und ange­bliche Bran­dan­schläge doku­men­tiert. Und dann das! Das Verbindung­shaus der Deutschen Burschen­schaft Redaria-Alle­man­nia zu Ros­tock wurde ange­blich von Corpsstu­den­ten über­fall­en, um damit gegen die Poli­tik der Deutschen Burschen­schaft zu protestieren.

Die Deutsche Burschen­schaft Redaria-Alle­man­nia zu Ros­tock ist derzeit die vor­sitzführende Burschen­schaft inner­halb der DB und eigentlich damit beschäftigt, den außeror­dentlichen Burschen­tag Ende Novem­ber in Stuttgart vorzu­bere­it­en. Ob es dabei zum Zer­fall der DB bzw. zur Machtüber­nahme durch die Burschen­schaftliche Gemein­schaft (BG) kommt oder mit dem Appell an die Ein­heit die Kluft zwis­chen gemäßigten und kon­ser­v­a­tiv­en Burschen­schaften und der recht­sex­tremen BG noch ein­mal über­brückt wird, ist offen.

Die Redaria-Alle­man­nia gibt sich aus aktuellem Anlass entset­zt über das Ver­hal­ten von Corps-Stu­den­ten, die am hellen Nach­mit­tag das Verbindung­shaus in der Ros­tock­er Innen­stadt über­fall­en haben: „Sie ver­schafften sich über den Haupt- sowie einen Nebenein­gang gewalt­sam Zugang. Dabei verur­sacht­en die Lumpen am und im Haus Schä­den in Höhe von mehreren Tausend Euro. Im Haus wurde ein junger Stu­dent der Uni­ver­sität Ros­tock durch den Wurf ein­er zer­broch­enen Bier­flasche am Kör­p­er getrof­fen“ (aus der Stel­lung­nahme der Redaria Allemannia).


Entset­zte Burschenschaft
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Über das Motiv der „Lumpen“, die sich laut Redaria aus zwanzig Mit­gliedern von Corps des Roten Kreis­es zusam­menset­zen, schweigt sich die Redaria aus.

Das Corps Van­dalia (Ros­tock) ist da etwas klar­er. Zunächst wer­den die Behaup­tun­gen der Redaria bestritten:

„Die im Text der Mit­teilung aufgestell­ten Tat­sachen­be­haup­tun­gen sind unwahr. Wed­er gewalt­sam, noch auf anderem Wege hat eine der­art große Anzahl von Corpsstu­den­ten jemals dieses Haus betreten. Sofern einzelne Corpsstu­den­ten an besagtem Nach­mit­tag das Burschen­schaft­shaus im Rah­men eines tra­di­tionellen „Couleurbe­suchs“ betreten haben soll­ten, haben sie dies gewiss nicht auf Ver­an­las­sung oder mit Bil­li­gung der einzel­nen Corps getan. Der Vor­wurf, einen Stu­den­ten mit ein­er zer­broch­enen Bier­flasche bewor­fen zu haben, ist eben­so falsch“ (aus der Stel­lung­nahme der Vandalia).

Wir sparen uns die Erörterung von Detail­fra­gen, wie stür­misch tra­di­tionelle Couleurbe­suche unter Verbindungsstu­den­ten aus­fall­en kön­nen und wen­den uns wieder der Motiv­suche zu. Die Van­dalen schreiben näm­lich weiter:

„Sofern der Sprech­er der Burschen­schaft um den Ruf des Verbindungsstu­den­ten­tums besorgt ist, möge er doch lieber zunächst Ein­fluss auf aktuelle poli­tis­che Diskus­sio­nen inner­halb des burschen­schaftlichen Dachver­ban­des und dessen Ver­hält­nis zum Wider­stand gegen den Nation­al­sozial­is­mus und die in seinem Dachver­band offen­bar beste­hende „Ari­er-Regelung“ für Mit­glieder nehmen; anstatt auf der eige­nen Inter­net­seite (Pressemit­teilung vom 22.10.2012) revi­sion­is­tis­che Parolen wie „Süd-Tirol ist nicht Ital­ien!“ zu ver­bre­it­en und Corpsstu­den­ten in braun anmu­ten­der Ter­mi­nolo­gie als „Lumpen“ zu beze­ich­nen“.

Das ist doch recht deut­lich for­muliert und zeugt davon, dass den Corpsstu­den­ten bei ihrem „Couleurbe­such“ die poli­tis­che Lin­ie der DB nicht egal war.

In Deutsch­land beste­hen inner­halb und zwis­chen den Burschen­schaften der DB, die sich als poli­tis­ch­er Ver­band sieht, und den Corps, die in ver­schiede­nen anderen Dachver­bän­den organ­isiert sind und sich als unpoli­tisch definieren, doch erhe­bliche Differenzen. 

In Öster­re­ich hinge­gen ist die Unter­schei­dung ein­fach­er: alle (deutschen) Burschen­schaften und fast alle Corps, akademis­chen Sänger -, Turn­er- und Lands­man­nschaften sind in irgen­dein­er Form mit dem „nation­al-frei­heitlichen“ bzw. „deutschna­tionalen“ Lager ver­bun­den und damit rechts bis rechtsextrem.


Die Burschen­schaften und ihre selt­samen Rit­uale (Sym­bol­fo­to)
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Dass „Couleurbe­suche“ nicht nur Höflichkeits­be­suche mit dem Zweck eines gemein­samen Besäufniss­es sind, machen die Ver­hal­tensregeln, die das „Marko­man­nen­wi­ki“ dazu gibt, deutlich:

„….Leicht­es Pöbeln zum Zwecke eines Bier­stre­its sind (sic!) dur­chaus nor­mal, bei hand­festen Belei­di­gun­gen oder Sachbeschädi­gung, kann man selb­stver­ständlich von seinem Haus­recht Gebrauch machen….

Nach einem Couleurbe­such sollte man auf jeden Fall über­prüfen, ob Gegen­stände fehlen und ob jemand den Türhebel umgelegt hat oder andere Eingänge (Fen­ster) offen sind“.

In der Ersten Repub­lik kam es in Öster­re­ich häu­fig zu wüsten Schlägereien zwis­chen den deutschna­tionalen und pron­azis­tis­chen Burschen­schaftern und katholis­chen Verbindungen.

Ob der „Besuch“, den der Olympe Markus Katz­may­er im Feb­ru­ar 2006 einem Verbindungslokal des (katholis­chen) Mit­telschülerkartel­lver­ban­des (MKV) abstat­tete und dabei den anwe­senden MKV-Mann Markus Kroi­her wort­los nieder­schlug, auch unter „Coulerbe­such“ einzurei­hen ist, wis­sen wir nicht so genau.