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Reichenthal (OÖ): Braune Schwarzmetalltöne

Die Reak­tio­nen der Fans des Nor­t­hern Lights (NL)-Festivals sind hef­tig, aber zunächst noch viel­fäl­tig: Da wird einer­seits die Fes­­ti­­val-Lei­­tung auf­ge­for­dert, dafür zu sor­gen, dass kei­ne Nazi-Bands auf­tre­ten („No Poli­tics in Metal“), ande­rer­seits wer­den die Kri­ti­ker des Fes­ti­vals hef­tig als „Kul­tur­pan­au­sen“ [sic!], „Links­fa­schis­ten“ oder auch als „Kloa­ke der öster­rei­chi­schen Anti­­fa-Kama­ril­­la“ beschimpft. Der „Kurier“ wur­de gar zum […]

15. Jun 2011

Ohne beson­de­re Not haben die Ver­an­stal­ter und ihre Freun­de die Kri­tik, die sich zunächst auf ein­zel­ne Acts wie etwa die ukrai­ni­sche Band „Kro­da“, die pol­ni­sche Band „Sal­tus“, „Dies Ater“ oder „Djur“ bezo­gen hat, mit unver­hoh­le­ner Aggres­si­on beant­wor­tet. Zum Dis­ku­tie­ren waren sie nicht aufgelegt.

Michi“ emp­fiehlt: „Wer für NL han­deln will, soll es tun! Es kann nicht sein, dass wir ruhig und wort­los hin­neh­men, wie man unse­re Kul­tur ver­bie­tet!“ Die Ver­an­stal­ter zum The­ma Essen und Trin­ken auf dem Fes­ti­val: „Für euer leib­li­ches Wohl wer­den wir mit natio­na­ler Kost sor­gen sowie einem Met-Stand und einer Schnapsbar.“

Na gut, man soll nicht einen Satz dra­ma­ti­sie­ren, aber was soll man davon hal­ten, wenn auf den Vor­schlag von „iamu­sic“, sich ein­fach von extre­men Grup­pie­run­gen zu distan­zie­ren und sie raus­zu­schmei­ßen, Nick­na­me 123 so ant­wor­tet: „Distan­zier dich doch ein­fach mal von dir selbst, du Vogel….wer von mir ne distan­zie­rung ver­langt bekommt von mir eine auf die fres­se, so siehts aus und jetzt VERPISS DICH du arsch­krie­cher!!!!” Und Michi, anschei­nend aus dem Kreis der Ver­an­stal­ter, denkt ähn­lich über die „Scheiss-Distan­zie­rung“, die die „Links-Wixer“ ver­lan­gen: „Fallls ihr über­haupt den Arsch in der Hose habt, bei mir auf­zu­kreu­zen, beschwert euch nach­her nicht,wenn euch Kör­per­tei­le fehlen!”

Black Metal bzw. Pagan Metal ist per se kei­ne Nazi-Musik. Durch ihre Sym­bo­lik, durch die ver­wen­de­ten Begrif­fe und ihr Anknüp­fen an nor­di­scher Mythik fun­giert sie aber als Ein­falls­tor für Nazi-Grup­pen (NS-Black-Metal). Auch das Nor­t­hern Lights Fes­ti­val zieht die brau­nen Mot­ten an. Ein Pos­ter stellt sich als „Feu­er­nacht“ vor und ver­weist auf den gleich­na­mi­gen Account bei MySpace.

Dort legt „Feu­er­nacht“, die sich als „Natio­na­le Schwarz­me­tall­ton­kunst“ ver­steht, mit dem vol­len Pro­gramm los, bezeich­net den „Natio­na­len Sozia­lis­mus“ als „natür­li­che Welt­an­schau­ung“, stellt sein „Lied­gut“ („Lei­chen­was­ser“, „Hass macht frei“ usw..) vor und lässt sich von Pos­tern wie „Nervengas88“ loben: „Ihr macht echt gute Musik, die eine ein­deu­ti­ge Bot­schaft überbringt.”

Die Ver­an­stal­ter von NL schei­nen kein Pro­blem mit der Nazi-Grup­pe „Feu­er­nacht“ zu haben und die wie­der­um kei­nes damit, sich offen auf die neo­na­zis­ti­schen „Spre­e­lich­ter“, die auch bei den „Volkstod“-Nazis hoch im Kurs ste­hen, zu bezie­hen. Die feh­len­de Distanz und Sen­si­bi­li­tät – das ist das eigent­li­che Pro­blem der Ver­an­stal­ter von „NL“.

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