In einer dieser Mails gibt er den Nazi-Kameraden von der NPD gönnerisch einen Ratschlag:
Ein Tipp am Rande: Wenn ein Baugrundstück bekannt wir (wo eine Moschee gebaut werden soll)…und ihr bringt es in Erfahrung…dann probiert doch mal Schweineköpfe (sozusagen als Willkommensgruß *frechgrins*) auf dem zukünftigen Baugrundstück zu plazieren…so geschehen im Zentrum von Linz zu Neujahr (Oberösterreich)…wo dieses Grundstück dadurch „entweiht” worden ist…mehr als „Umweltverschmutzung” dürfte da nicht drin sein…falls sie böse werden (mit Anzeigen etc.). Besprecht das mal untereinander ;- )
Stefan S. spielt damit auf eine Aktion von bisher Unbekannten an, bei der um den Jahreswechsel 2007/08 auf dem Baugrund einer geplanten Moschee in Linz über ein Dutzend Schweinsköpfe auf Holzpfähle aufgezogen wurden. Schon damals war auffällig, dass die neu gegründete Nationale Volkspartei (NVP) auf ihrer verbundenen Homepage „Keine Moschee.at“ exklusiv über die Aktion und deren genauen Zeitpunkt berichtet hatte.
„Österreich“ berichtet, dass das Material den Behörden übergeben wurde: „Jetzt nimmt ihn sich der Verfassungsschutz vor.” Es ist zu hoffen, dass die Untersuchungen gründlicher ausfallen als 2008. Einige Monate nach der Nazi-Aktion gegen die geplante Moschee wurde nämlich im September 2008 die islamische Sektion des Trauner Friedhofs völlig verwüstet. Grabplatten, Grabsteine und Tafeln von 90 Gräbern wurden aus der Verankerung gerissen und mit dem Davidstern bzw. dem Symbol eines jüdischen siebenarmigen Leuchters besprüht.
Obwohl die Islamische Religionsgemeinschaft davon sprach, dass eine Woche vor der Schändung der Sticker einer rechtsextremen Organisation vom Friedhofseingang entfernt wurde und sie von einer rechtsextremen Provokation ausging, stellte Sicherheitsdirektor Lißl fachmännisch fest: „Die Wörter und Symbole passen nicht in die rechte Ecke” und sprach von Ermittlungen in alle Richtungen. Wie fast immer, wenn in alle Richtungen ermittelt wird, wurde damals nichts gefunden.
Im Februar 2008 war in Graz die gesamte islamische Sektion des Zentralfriedhofs geschändet worden. Zeitgleich war ein Drohbrief an den Präsidenten der ägyptischen Gemeinde, den SPÖ-Gemeinderat Soleiman Ali geschrieben worden, in dem auf den Friedhof Bezug genommen wurde: „Man werde dort ‚Schweinereien vergraben’ und die Gräber mit ‚Schweineblut“ tränken’ ”. (derstandard.at, 8.2.2008) Auf dem Drohschreiben war die Odalrune verwendet worden. Der Verfassungsschutz erklärte auch in Graz dennoch: „[W]ir versuchen, in alle Richtungen zu denken.“
Wenig später wurde in Graz ein weiteres Bekennerschreiben der „Aktionsgruppe für ein moslemfreies Graz“ bekannt, in dem Unbekannte die Verantwortung für die „Einebnung“ der 70 islamischen Grabstätten und für ein Radmuttern-Attentat, das allerdings am Fahrzeug des Nachbarn von Soleiman Ali ausgeführt worden war, übernahmen. Bei diesem, mit NS-Symbolen verzierten Schreiben stand dann auch für den Verfassungsschutz fest, dass es fremdenfeindlich motiviert war. Von Ermittlungsergebnissen ist uns allerdings nichts bekannt.
(Quelle: Österreich OÖ-Ausgabe, 29.3.2011, derstandard.at, 8.2.2008)