Linz: NVP an NPD: Schweinsköpfe!

Unter dem Titel „Rechter gibt Anschlag auf Moschee zu“ berichtet die Tageszeitung „Öster­re­ich“ (29.3.2011) über Mails, die der NVP-Funk­tionär Ste­fan S. aus Wels an die NPD Bay­ern geschrieben hat.

In ein­er dieser Mails gibt er den Nazi-Kam­er­aden von der NPD gön­ner­isch einen Ratschlag:

Ein Tipp am Rande: Wenn ein Bau­grund­stück bekan­nt wir (wo eine Moschee gebaut wer­den soll)…und ihr bringt es in Erfahrung…dann pro­biert doch mal Schweineköpfe (sozusagen als Willkom­mensgruß *frech­grins*) auf dem zukün­fti­gen Bau­grund­stück zu plazieren…so geschehen im Zen­trum von Linz zu Neu­jahr (Oberösterreich)…wo dieses Grund­stück dadurch „entwei­ht” wor­den ist…mehr als „Umweltver­schmutzung” dürfte da nicht drin sein…falls sie böse wer­den (mit Anzeigen etc.). Besprecht das mal untereinander ;- )

Ste­fan S. spielt damit auf eine Aktion von bish­er Unbekan­nten an, bei der um den Jahreswech­sel 2007/08 auf dem Bau­grund ein­er geplanten Moschee in Linz über ein Dutzend Schwein­sköpfe auf Holzpfäh­le aufge­zo­gen wur­den. Schon damals war auf­fäl­lig, dass die neu gegrün­dete Nationale Volkspartei (NVP) auf ihrer ver­bun­de­nen Home­page „Keine Moschee.at“ exk­lu­siv über die Aktion und deren genauen Zeit­punkt berichtet hatte.

„Öster­re­ich“ berichtet, dass das Mate­r­i­al den Behör­den übergeben wurde: „Jet­zt nimmt ihn sich der Ver­fas­sungss­chutz vor.” Es ist zu hof­fen, dass die Unter­suchun­gen gründlich­er aus­fall­en als 2008. Einige Monate nach der Nazi-Aktion gegen die geplante Moschee wurde näm­lich im Sep­tem­ber 2008 die islamis­che Sek­tion des Trauner Fried­hofs völ­lig ver­wüstet. Grab­plat­ten, Grab­steine und Tafeln von 90 Gräbern wur­den aus der Ver­ankerung geris­sen und mit dem David­stern bzw. dem Sym­bol eines jüdis­chen siebe­n­armi­gen Leuchters besprüht.

Obwohl die Islamis­che Reli­gion­s­ge­mein­schaft davon sprach, dass eine Woche vor der Schän­dung der Stick­er ein­er recht­sex­tremen Organ­i­sa­tion vom Fried­hof­sein­gang ent­fer­nt wurde und sie von ein­er recht­sex­tremen Pro­voka­tion aus­ging, stellte Sicher­heits­di­rek­tor Lißl fach­män­nisch fest: „Die Wörter und Sym­bole passen nicht in die rechte Ecke” und sprach von Ermit­tlun­gen in alle Rich­tun­gen. Wie fast immer, wenn in alle Rich­tun­gen ermit­telt wird, wurde damals nichts gefunden.

Im Feb­ru­ar 2008 war in Graz die gesamte islamis­che Sek­tion des Zen­tral­fried­hofs geschän­det wor­den. Zeit­gle­ich war ein Dro­hbrief an den Präsi­den­ten der ägyp­tis­chen Gemeinde, den SPÖ-Gemein­der­at Soleiman Ali geschrieben wor­den, in dem auf den Fried­hof Bezug genom­men wurde: „Man werde dort ‚Schweinereien ver­graben’ und die Gräber mit ‚Schweineblut“ tränken’ ”. (derstandard.at, 8.2.2008) Auf dem Drohschreiben war die Odal­rune ver­wen­det wor­den. Der Ver­fas­sungss­chutz erk­lärte auch in Graz den­noch: „[W]ir ver­suchen, in alle Rich­tun­gen zu denken.“

Wenig später wurde in Graz ein weit­eres Beken­ner­schreiben der „Aktion­s­gruppe für ein moslem­freies Graz“ bekan­nt, in dem Unbekan­nte die Ver­ant­wor­tung für die „Eineb­nung“ der 70 islamis­chen Grab­stät­ten und für ein Rad­mut­tern-Atten­tat, das allerd­ings am Fahrzeug des Nach­barn von Soleiman Ali aus­ge­führt wor­den war, über­nah­men. Bei diesem, mit NS-Sym­bol­en verzierten Schreiben stand dann auch für den Ver­fas­sungss­chutz fest, dass es frem­den­feindlich motiviert war. Von Ermit­tlungsergeb­nis­sen ist uns allerd­ings nichts bekannt.

(Quelle: Öster­re­ich OÖ-Aus­gabe, 29.3.2011, derstandard.at, 8.2.2008)