Wissenschafter kritisieren Steyregger „Bombenkriegsdenkmal“

Eine Presseaussendung von Mau­thausen Komi­tee Öster­re­ich und OÖ. Antifa-Netzwerk:

Wissenschafter kritisieren Steyregger „Bombenkriegsdenkmal“

Mau­thausen Komi­tee und Antifa-Net­zw­erk: „Geschichtsver­fälschung“
Forderung nach Zusatztafel mit his­torisch­er Erläuterung

Scharfe Kri­tik üben namhafte Wis­senschafter und antifaschis­tis­che Organ­i­sa­tio­nen an einem „Friedens- und Bombenkriegs­denkmal“ im oberöster­re­ichis­chen Steyregg. Das Denkmal, das an die lokalen Opfer alli­iert­er Luftan­griffe im Zweit­en Weltkrieg erin­nert, war im Novem­ber von einem „Per­so­n­enkomi­tee“ enthüllt und der Stadt­ge­meinde übergeben worden.

Der entschei­dende Kri­tikpunkt ist die Tat­sache, dass das Denkmal nicht den ger­ing­sten Hin­weis auf die Ursache der alli­ierten Bombe­nan­griffe gibt und damit den Anschein erweckt, als wären sie grund­los erfol­gt. Der bekan­nte Poli­tik­wis­senschafter Anton Pelin­ka stellt fest: „Selb­stver­ständlich ist es legit­im, der Opfer alli­iert­er Bombe­nan­griffe zu gedenken. Aber es gilt dabei immer auch festzuhal­ten, wer den Weltkrieg vom Zaun gebrochen und wer mit der sys­tem­a­tis­chen Bom­bardierung der Zivil­bevölkerung begonnen hat: das nation­al­sozial­is­tis­che Deutschland.“

Auch der Zei­this­torik­er Michael John von der Linz­er Kepler-Uni­ver­sität betont, die geschichtlichen Zusam­men­hänge dürften nicht ein­fach tot­geschwiegen wer­den: Hitler-Deutsch­land habe halb Europa über­fall­en und schon ab 1939 zahlre­iche Städte flächen­deck­end bom­bardiert. Laut John richteten sich die späteren alli­ierten Luftan­griffe im Linz­er Raum haupt­säch­lich gegen die Rüs­tungsin­dus­trie: „Sie tru­gen aus mil­itärisch­er Sicht dazu bei, das ver­brecherische NS-Regime zu zerschlagen.“

Kür­zlich erar­beit­eten die bei­den Wis­senschafter – übri­gens kosten­los – schriftliche Stel­lung­nah­men zum Steyreg­ger „Bombenkriegs­denkmal“. Darum ersucht hat­te sie das Mau­thausen Komi­tee Öster­re­ich (MKÖ) und das OÖ. Net­zw­erk gegen Ras­sis­mus und Recht­sex­trem­is­mus (Antifa-Net­zw­erk).

MKÖ-Bun­desvor­sitzen­der Willi Mernyi fordert die Stadt Steyregg jet­zt auf, Kon­se­quen­zen zu ziehen: „Wir behaupten nicht, dass die Ini­tia­toren des Denkmals das NS-Regime und seinen Eroberungskrieg bewusst rel­a­tivieren woll­ten. Aber eine große Gedanken­losigkeit steckt hin­ter ein­er solchen Vor­gangsweise schon. Die Stadt, der das Denkmal übergeben wurde, sollte dort unbe­d­ingt eine Tafel mit ein­er fundierten Erläuterung der geschichtlichen Zusam­men­hänge anbringen.“

Dieser Forderung schließt sich auch das OÖ. Antifa-Net­zw­erk an: „In sein­er jet­zi­gen Gestal­tung ist das Denkmal miss­lun­gen und eine Geschichtsver­fälschung durch Weglassen“, sagt Net­zw­erk-Sprech­er Robert Eit­er. „Unver­ständlich, dass der Steyreg­ger SPÖ-Stad­trat Peter Grass­nigg zu den Ini­tia­toren gehört. Wir erwarten uns von der Bezirks- und der Lan­des-SPÖ, dass sie dazu klare Worte finden!“


Das Denkmal, siehe auch: nachrichten.at — „Steyreg­ger gedenken Zweit­en Weltkriegs”